Berger, Fabian
Deichmann war eben entführt worden und sein Tod war nur noch eine Frage der Zeit. Drei Mordopfer innerhalb kürzester Zeit, und weitere würden folgen, wenn sie den Täter nicht endlich stoppen würden. Seine Hand glitt über den Schreibtisch und ergriff die Auszüge der Krankenakten. Er riss die Tür seines Büros auf und trat wütend hinaus auf den Flur.
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D er Streifenwagen rollte langsam den Feldweg entlang. Der Lichtkegel der Scheinwerfer wanderte über den Platz hinüber zu dem Auto, in dem das Pärchen wartete. Einer der Beamten stieg aus und schritt mit der Hand an der Waffe zu den beiden hinüber. Er klopfte an die Scheibe.
»Haben Sie uns benachrichtigt?« Er beugte sich hinunter und starrte in die Fahrerkabine. Das Gesicht des Mannes war kreidebleich. Seine Freundin hockte zusammengekauert auf ihrem Sitz und zitterte am ganzen Körper. Der Mann kurbelte das Fenster ein Stück herab und gab dem Beamten Antwort.
»Es ist gleich dort drüben.« Mit erhobener Hand deutete er durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit.
Der Beamte folgte der Richtung und erhellte mit seiner Taschenlampe den Weg. Die Scheinwerfer des Streifenwagens halfen ihm, sich zu orientieren. Von Weitem erkannte er schon die schwachen Umrisse eines am Boden liegenden Objektes. Langsam näherte er sich der Stelle. Der Strahl seiner Lampe reflektierte an der Oberfläche der schwarzen Plastikplane. Er streckte seine Hand aus und zog die Folie beiseite. Es dauerte mehrere Sekunden, bis ihm endlich bewusst wurde, was er da sah. Sein erschrockener Blick glitt über das Gesicht einer männlichen Leiche. An der Seite des Schädels klaffte ein Loch, aus dem blutige Gehirnmasse herausquoll. Angeekelt wandte er sich ab und spuckte auf die staubige Erde zu seinen Füßen. Der Würgereiz schien kein Ende zu nehmen. Mit vorgehaltener Hand lief er zurück zum Streifenwagen und wies seinen Kollegen an, Verstärkung zu ordern. Das mechanische Rauschen des Funkgerätes durchbrach die Stille, begleitet von dem Geräusch eines sich übergebenden Polizeibeamten.
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L orenz lenkte den Wagen quer durch die Stadt. Seine Wut auf Braun wuchs mit jedem Kilometer, den er zurücklegte, doch er wusste, dass er sich zusammenreißen musste, um die Informationen zu erhalten, die er brauchte. Irgendwie musste er den Professor zum Reden bringen. Er spürte genau, dass er mit seiner Vermutung richtig lag, und Braun ihm etwas verschwiegen hatte. Ansonsten würde er sich auf Saarfelds Konsequenzen gefasst machen müssen.
Er parkte direkt vor der Einfahrt des Anwesens, stieg aus dem Wagen und näherte sich dem Tor. Schwaches Licht drang aus dem Inneren des Hauses, das von Bäumen und Sträuchern verdeckt in der Mitte des Grundstücks lag. Lorenz drückte zweimal auf die Klingel. Kurz darauf meldete sich die Stimme einer Frau über die Sprechanlage. Die beiden gusseisernen Flügel öffneten sich. Er setzte sich wieder hinters Steuer und fuhr langsam die Auffahrt entlang. Der Kies knirschte unter den Reifen.
Eine wuchtige Treppe aus Granit führte ihn hinauf zum Eingangsbereich. Die Tür öffnete sich, und eine junge Frau nahm ihn in Empfang. Sie trug einen beigefarbenen Hausanzug und war sehr dezent geschminkt. Ihre blonden langen Haare hatte sie zu einem Knoten nach oben gesteckt.
»Was kann ich für Sie tun, Herr Lorenz?« Sie zog eine Augenbraue hoch und warf einen provokanten Blick auf ihre Armbanduhr.
»Entschuldigen Sie bitte die späte Störung. Sie sind Frau Braun?«
»Ja!«
Lorenz betrachtete die Hausherrin eingehend. Sie wirkte wesentlich jünger als der Professor. Er tippte auf einen Altersunterschied von mindestens zwanzig Jahren.
»Ich hätte gerne mit Ihrem Mann gesprochen. Es ist äußerst dringend!«
»Warten Sie bitte.«
Sie ließ die Tür halb offen, ging ein paar Schritte durch die Halle und öffnete eine der Türen. Lorenz konnte sie gut hören.
»Schatz, kommst du bitte mal?« Dann begann sie zu flüstern.
Kurz darauf trat Braun an die Tür. »Was wollen Sie denn noch? Ich habe Ihnen doch die Unterlagen zur Verfügung gestellt!«
»Gewiss, Herr Professor, aber es gibt da ein paar Dinge, die ich unbedingt mit Ihnen besprechen muss.«
»Braun schaute auf seine Uhr. »Dann schlage ich vor, dass Sie mich morgen früh im Institut aufsuchen und ...«
Lorenz unterbrach ihn forsch. »Ich würde Sie nicht zu so später Stunde stören, wenn es nicht ausgesprochen wichtig wäre.«
»Wenn es denn unbedingt sein muss.« Der Professor ließ
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