Berger, Fabian
den Beamten eintreten und führte ihn ins Wohnzimmer.
Lorenz schätzte die Größe des Raumes auf die seiner kompletten Wohnung. Ein schwarzer Flügel stand dekorativ in der Mitte. Er schritt über das edle Parkett und ließ seine Blicke über die mit großformatigen Werken moderner Kunst behangenen Wände gleiten. Er folgte Braun zu einem ausladenden Sofa und nahm Platz. Seine Frau blieb im Türrahmen stehen.
»Was kann denn so wichtig sein, dass Sie nicht bis morgen warten können?«, begann der Professor.
»Es wäre mir lieb, wenn wir die Angelegenheit unter vier Augen besprechen könnten«, erwiderte Lorenz und deutete mit einem Blick auf Brauns Frau.
»Würdest du uns bitte entschuldigen, Liebling.«
Wortlos kam sie der Aufforderung ihres Mannes nach und verließ das Zimmer. Die Tür ließ sie offenstehen.
Braun schien nun noch gereizter als zuvor. »Also bitte! Kommen Sie endlich zum Punkt!«
Lorenz zog aus der Innentasche seiner Jacke ein paar Seiten hervor und faltete sie auseinander. »Erzählen Sie mir, was das zu bedeuten hat!«
Braun warf einen Blick auf die Dokumente und erkannte die Gesichter seiner Probanden. Sein erschrockener Blick war deutlich. »Woher haben Sie diese Unterlagen?«
Lorenz ignorierte Brauns Frage. »Sie haben behauptet, dass Jens Korte der einzige Patient war, der sich dieser Therapie unterzogen hat! Sie haben bewusst gelogen.« Er beugte sich zu dem Professor hinunter. »Ich warne Sie! Entweder Sie rücken jetzt mit der Wahrheit heraus, oder ich stecke Sie in eine Zelle! Und glauben Sie mir: Das werden Sie so schnell nicht wieder vergessen! Dort sieht es nämlich ein wenig - sagen wir - sachlicher aus als hier!«
Braun rutschte auf dem Sofa hin und her. Erste Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Ich weiß wirklich nicht, woher ...«
Lorenz viel ihm ins Wort. »Zwei Menschen sind ermordet worden, drei meiner Kollegen liegen verletzt im Krankenhaus. Entweder Sie sagen mir endlich, was ich von Ihnen wissen will, oder ich mache Sie fertig!«
»Schon gut – schon gut!«, brüllte Braun zurück. »Ich sage Ihnen, was ich weiß!«
Die Frau trat aufgeregt durch die offenstehende Tür. »Ich glaube Sie gehen jetzt besser, Herr Lorenz!«
Der Professor strich sich durchs Haar. »Ist schon gut, Liebling. Es ist alles in Ordnung. Lass uns bitte wieder allein.«
Unschlüssig blieb sie stehen.
»Es ist wirklich alles bestens«, wiederholte er.
Obwohl sie nicht überzeugt wirkte, folgte sie der Bitte ihres Mannes.
Der Hauptkommissar sah Braun tief in die Augen. »Also, ich höre!«
»Sie haben recht. Jens Korte war nicht der einzige Proband.«
»Sondern?«
»Bisher sind es fünf!«
»Was soll das heißen, bisher?«
»Die Testreihe soll fortgeführt werden.«
»Aus welchem Grund?«
»Es sind Komplikationen aufgetreten, die wir näher erforschen müssen. Je größer die Anzahl der Testpersonen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse der Versuchsreihe«, erklärte der Professor.
Lorenz hakte nach. »Erzählen Sie mir von der Therapie! Wie funktioniert sie?«
Braun versuchte sich herauszuwinden. »Ich kann Ihnen nicht mehr darüber erzählen, als ich Ihnen schon gesagt habe. Ich würde die Zukunft des Instituts aufs Spiel setzen, wenn die Informationen publik würden.«
Lorenz wusste, dass er sich schon zu weit vorgewagt hatte, als dass er jetzt klein beigeben würde. »Ich frage Sie noch mal.«
»Also gut. Aber alles, was ich Ihnen jetzt anvertraue, bleibt unter uns. Wie Sie bereits wissen, handelt es sich dabei um ein Verfahren, bei dem durch gezielte Gehirnstimulation die Heilung von Krankheiten gefördert werden soll.« Der Professor legte eine Pause ein, als suchte er nach den richtigen Worten.
Lorenz wurde ungeduldig. »Weiter!«
»Die Stimulation des Gehirns erfolgt über ein Implantat, das den Probanden zuvor operativ eingesetzt wird. Das Implantat wiederum besteht aus einer Reihe von Mikroelektroden-Arrays mit mehr als 30.000 Elektroden, mit denen die elektrische Aktivität der Zellen erfasst und manipuliert werden kann.«
Lorenz erinnerte sich, dass Hannah ihm etwas Ähnliches erzählt hatte, als sie Brauns berufliche Laufbahn durchleuchtet hatte.
»Es ist uns gelungen eine Verbindung zwischen Mikrosystemtechnik und Neurowissenschaft herzustellen und nutzen die Mikroelektroden-Arrays, um das neuronale Netzwerk des menschlichen Gehirns derart zu verändern, dass vorhandene Fehlfunktionen behoben werden können. Wir ahnten, dass diese Therapie eine
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