Berger, Fabian
zur Schiebetür des Transporters. Dabei drehte er sich zur Seite und blickte direkt in das Objektiv. Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Die Bilder ihrer ersten Begegnung liefen vor seinem inneren Auge ab. Er öffnete einen Ordner nach dem anderen. Verdammt, irgendwo hatte er es abgespeichert. »Na endlich: Pressekonferenz HARDCOMP.« Er blätterte durch die Fotos, die er auf der Sitzung gemacht hatte. Imhoff stand selbstsicher auf der Bühne und verkündete die sensationelle Entdeckung. Doch der Mann, den Vollmer suchte, war auf dem Foto nicht zu sehen. Das nächste Bild zeigte den Geschäftsführer mit erhobenen Händen und wütendem Gesichtsausdruck. Doch auch hier war nur Imhoff zu erkennen. Auf dem letzten Foto war die Pressekonferenz bereits zu Ende. Der Sicherheitsmitarbeiter schob Imhoff in Richtung Ausgang und verließ mit ihm den Saal. Da war er! Die kräftige Statur ließ keinen Zweifel zu. Auf dem Bild war er nur von hinten zu sehen. Vollmer blätterte zurück an den Beginn der Konferenz, noch bevor Imhoff die Bühne betreten hatte. Mit starrer Miene blickte der Mitarbeiter in die Menge der anwesenden Journalisten, direkt in Vollmers Richtung. Seine Gedanken überschlugen sich. Nur er alleine kannte jetzt die Identität des Beifahrers, der womöglich auch der Täter war. Augenblicklich kam ihm Hannah Lorenz in den Sinn, die ihn vor einer weiteren Veröffentlichung gewarnt hatte. Er hatte nicht den Eindruck, dass sie bluffte. Auf der anderen Seite war die Story seines Lebens zum Greifen nah und jemand anderes könnte schon bald darauf stoßen und sie ihm vor der Nase wegschnappen. Doch je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass seine Befürchtung unbegründet war. Die beiden angeschossenen Polizisten waren die Einzigen, die das Gesicht des Täters gesehen hatten. Es boten sich ihm also zwei Möglichkeiten. Entweder er behielt sein Wissen bis zum Ende der Ermittlungen für sich und würde erst dann damit an die Öffentlichkeit treten. Oder er half der Polizei mit seinen Informationen und den Beweisfotos, den Fall schneller aufzuklären, mit dem erneuten Versuch, sich somit das Exklusivrecht zu sichern. Zögernd griff er zum Telefon und wählte die Nummer des Hauptkommissars, um gleich darauf wieder aufzulegen. Was zum Teufel war bloß mit ihm los? Hatte Hannah Lorenz ihn derart eingeschüchtert, dass er sich nicht einmal die Zeit nahm, über die Situation in aller Ruhe nachzudenken? Er konnte und wollte sich an diesem Abend nicht entscheiden. Diesmal wollte er es besser machen und etwas für sich und das Blatt herausholen.
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L orenz und Hannah hatten lediglich ein paar Worte gewechselt, bevor sie von einem Pfleger auf ihr Zimmer gebracht worden war. Ein intensives Gespräch hatte sich nicht ergeben. Zudem erschien ihm der Zeitpunkt, ihre Schwangerschaft anzusprechen, unangemessen.
Er verließ das Krankenhaus und kehrte zum Tatort zurück. Die Spurensicherung war bereits vor Ort und ging im Licht der Scheinwerfer ihrer Arbeit nach. Schockiert von den Ereignissen fiel sein Blick für einen Moment auf die Stelle, an der sein Kollege beinahe sein Leben verloren hatte. Und niemand konnte mit Gewissheit sagen, ob er die Nacht überstehen würde.
»Schon was gefunden?«
Der Polizist nahm die Maske vom Mund. »Nichts.«
Ein weiterer Kollege saß in seinem Dienstwagen und lauschte dem Funkverkehr. Als Lorenz auf ihn zuging, stieg er aus. »Die Ringfahndung ist noch im vollen Gange. Wir haben innerhalb eines Umkreises von fünf Kilometern alle zur Verfügung stehenden Polizeieinheiten angewiesen, die Straßen zu kontrollieren und nach einem schwarzen Lieferwagen Ausschau zu halten. Weiter kann das Fahrzeug in dieser Zeit nicht gekommen sein. Bisher ist er uns jedoch nicht ins Netz gegangen.«
Lorenz befürchtete, dass die Ringfahndung nicht den gewünschten Erfolg erzielen würde. Es könnte gut sein, dass er den Polizeifunk abhörte und sich solange innerhalb des Kreises aufhielt, bis die Aktion beendet war. Und darauf konnte der Täter warten.
»Wenn der Wagen innerhalb der nächsten zwei Stunden nicht auftaucht, können Sie die Ringfahndung auflösen.«
Konrad Deichmann schwebte in ernsthafter Gefahr. Mit jeder Minute, die verstrich, sank die Hoffnung ihn noch lebend aus den Fängen des Mörders zu befreien. Er durfte keinen Gedanken daran verschwenden, dass seine Bemühungen womöglich zum Scheitern verurteilt waren, und Deichmann vielleicht schon tot war. Solange noch Hoffnung
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