Berger, Fabian
großes.«
»Vielleicht ein Lieferwagen?«
»Ja, genau, ein Lieferwagen. Zuerst dachte ich, da hatte jemand die gleiche Idee wie wir. Dann knallte eine Tür und zwei Personen zogen etwas aus dem Inneren des Wagens nach draußen. Etwas Großes, Langes. Sie legten es ab, stiegen wieder ein und fuhren davon.«
»Und weiter?«
»Ich war neugierig und schaute nach. Da habe ich dann die Leiche entdeckt.« Die Erinnerung daran schien ihn abermals zu schockieren. »Der Anblick war einfach grauenhaft. Mein Gott, wer macht so etwas?«
»Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen? Haben Sie die Gesichter der beiden Personen erkennen können?«
»Es war zu dunkel. Die hatten die Scheinwerfer ausgemacht, nachdem sie angekommen waren.«
»Wie konnten Sie dann überhaupt etwas sehen?«
»Als die Tür des Transporters aufstand, drang etwas Licht aus dem Wagen. Die beiden Personen waren von ihrer Statur her eher groß und kräftig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es zwei Männer waren.« Er klang sehr überzeugt.
»Was ist mit dem Nummernschild?«
»Ich habe den Wagen nur von der Seite gesehen. Als er gewendet hat, sind wir in Deckung gegangen, damit uns die Scheinwerfer nicht treffen.«
Lorenz wandte sich an die Frau. »Konnten Sie noch etwas erkennen?«
Sie reagierte nicht. Erst als ihr Freund sie anstupste und ihr die Frage wiederholte, schüttelte sie den Kopf.
»Verstehe.« Er beendete die Befragung. »Ich schicke einen Beamten zu Ihnen, der Ihre Personalien aufnehmen wird. Ich bitte Sie, solange noch zu warten.« Er schaute von seinem Notizblock auf. »Brauchen Sie einen Arzt? Sie sehen wirklich nicht gut aus, junge Frau.«
Der Mann legte den Arm um seine Freundin und drückte sie an sich. »Ich glaube, es geht schon.«
Lorenz ließ die beiden allein und kehrte zum Fundort zurück. Tornsen hatte seine Arbeit mittlerweile abgeschlossen und schrieb letzte Anmerkungen auf das Dokument auf seinem Klemmbrett.
»Ich fahre jetzt los und gebe mich gleich an die Obduktion. Bis wann brauchst du den Bericht?«
Lorenz hatte es nicht eilig. »Gib ihn mir, wenn du fertig bist. Was soll schon Neues dabei herauskommen. Wahrscheinlich werden, bis auf das Profil der Reifen, auch keine anderen Spuren zu finden sein.«
-73-
L orenz schleppte sich erschöpft ins Präsidium. Die bleierne Müdigkeit hatte ihn bereits während der Fahrt überkommen, kurz nachdem er den Fundort von Deichmanns Leiche verlassen hatte.
Eine ungewohnte Stille herrschte auf der Etage des Kriminalkommissariats. Die meisten Büros waren zu so früher Stunde noch nicht besetzt. Nur in Saarfelds Büro brannte Licht. Lorenz klopfte an dessen Tür und trat ein.
Saarfeld saß vornübergebeugt an seinem Schreibtisch und las konzentriert in einem Dokument. Überrascht sah er auf. »Kommen Sie rein.« Er erhob sich und nahm die Akten vom Besucherstuhl. Doch der Hauptkommissar blieb stehen. »Hören Sie, Lorenz. Das von vorhin tut mir leid. Ich habe wohl etwas überreagiert.« Angestrengt rieb er sich mit beiden Händen durchs Gesicht. »Ich werde hier von allen Seiten in die Zange genommen. Sie können sich gar nicht vorstellen, unter welchem Druck ich stehe. Ich möchte mein Verhalten damit nicht rechtfertigen, sondern nur erklären. Ich weiß, dass Sie keine Schuld an der Sache trifft. Und ja, ich hätte an Ihrer Stelle genauso reagiert.« Für den Polizeichef war die Angelegenheit damit erledigt. Ohne Umschweife kam er auf den Fall zu sprechen. »Und? Deichmann?«
Lorenz nickte. »Auf dieselbe Weise zugerichtet wie die beiden vorherigen Opfer. Wir haben Reifenspuren sicherstellen können, doch ich wage zu bezweifeln, dass wir sonst noch etwas finden werden.«
»Und was ist mit der Ringfahndung?«
»Nichts.«
Bedrückende Stille erfüllte den Raum. Beide ahnten, dass auch der dritte Mord sie keinen Schritt näher an den Täter heranbringen würde. Alle Spuren verliefen ins Leere und sie konnten nichts tun.
»Was ist mit Frau Berg?« erkundigte sich Lorenz. Saarfeld atmete tief durch. »Wir haben die Vernehmung fortgesetzt. Daraufhin bekam sie wieder einen Anfall. Noch bevor wir einen Arzt rufen konnten, war die Attacke vorbei. Wir haben ihr die Krankenliege angeboten, um sich auszuruhen. Seitdem schläft sie tief und fest.«
Nachdenklich schritt Lorenz zur Tür. »Ich werde mich mal wieder an die Arbeit machen. Wenn etwas ist, ich bin in meinem Büro.« Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Auf dem Weg durch den Korridor hörte er aus der
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