Berger, Fabian
sich absolut sicher gewesen, auch in diesem Fall die Symptome lindern zu können. Doch aus irgendeinem Grund waren sie sogar noch weitaus schneller vorangeschritten. Es bestand kein Zweifel daran, dass das Experiment die Ursache für die ungewöhnliche Beschleunigung gewesen war. Auch wenn es fast unmöglich war, das Implantat wieder zu entfernen, hätte er die Testreihe dennoch beenden können. Doch bevor er sein Vorhaben hatte umsetzen können, war die Verbindung zu allen Probanden in sich zusammengebrochen. Kurz darauf begannen die schrecklichen Morde. Die Opfer wurden auf eine Art und Weise zugerichtet, die eine Verbindung zu dem Experiment klar erkennen ließ. Nur er selbst war dazu in der Lage, diese Verbindung herzuleiten. Und nur er selbst hatte die Verantwortung zu tragen, falls diese Technologie in die falschen Hände geriet. Doch dazu durfte es niemals kommen, unter keinen Umständen.
Er las die Zeile, die seine Gedanken so sehr hatte abschweifen lassen, ein weiteres Mal.
Dissoziative Identitätsstörung.
Persönlichkeiten, die die Kontrolle über das Bewusstsein übernehmen.
Kontrolle ... Bewusstsein.
Wie ein Schlag traf ihn die Erkenntnis. Sollte es wirklich so einfach sein? Sollte er die Ursache für die Fehlfunktion wirklich gefunden haben? Sein Herz schlug schneller. Je länger er darüber nachdachte, desto plausibler erschien ihm der Gedanke, bis er absolut davon überzeugt war.
Immer noch starrte er auf den Monitor. Wenn das wirklich zutraf, dann hatte er ganz nebenbei etwas erschaffen, das eigentlich unmöglich war.
Nervös rutschte er auf seinem Stuhl vor und zurück. Er griff zum Telefon und wählte. Kurz darauf stand die Verbindung. Sein Mund war ganz trocken vor Aufregung.
»Braun, hier. Ich glaube, ich habe den Fehler gefunden!«
-75-
K aum war Lorenz durch die Tür der Redaktion getreten, wurde er gleich von einer Dame in Empfang genommen.
»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Er zeigte seinen Dienstausweis vor. »Wo finde ich Herrn Vollmer?«
Die Büroangestellte deutete mit ausgestrecktem Arm über die Köpfe zahlreicher Journalisten hinweg auf einen besetzten Schreibtisch. »Herr Vollmer ist an seinem Platz. Gehen Sie einfach durch.«
Lorenz folgte dem Mittelgang und durchquerte eilig den Raum.
Vollmer saß an seinem Computer und durchwühlte das Internet nach weiteren Informationen. Als der Hauptkommissar neben ihm stand, drehte er sich zu ihm um. »Guten Tag, Herr Lorenz.« Der Journalist wies mit einem Kopfnicken auf den Besucherstuhl. »Bitte setzen Sie sich. Wie geht es Ihrer Tochter?«
Lorenz wirkte überrascht. »Woher wissen Sie ...?«
Vollmer lächelte. »Ich sagte Ihnen doch, dass ich den Einsatz verfolgt habe. Bis zu dem Unfall.«
»Dann waren Sie das, der meine Tochter aus dem Wagen gezogen hat?« Der Hauptkommissar hob die Augenbrauen. Er wusste immer noch nicht, was er von dem Mann halten sollte.
Vollmer antwortete nicht. Stattdessen widmete er sich wieder dem Desktop seines Monitors. Er öffnete mehrere Ordner. Für ihn war das Thema beendet, doch Lorenz griff es noch einmal auf. Seine Miene wirkte nun entspannter.
»Vielen Dank, Herr Vollmer.«
»Sie müssen mir nicht danken. Das war selbstverständlich. Kommen wir also zur Sache.«
»Sie sagten am Telefon, Sie hätten die Identität des Täters feststellen können!«
»Ganz richtig. Doch zuvor muss ich Ihnen eine Frage stellen, und ich muss Sie bitten, mir darauf eine Antwort zu geben. Stehen die Opfer in irgendeiner Beziehung zum Forschungsinstitut?«
Lorenz war schockiert. Woher zum Teufel hatte er diese Information? »Sie wissen genau so gut wie ich, dass ich darüber nicht reden darf!«
Doch Vollmer ließ nicht locker. »Bitte, es wäre von äußerster Wichtigkeit.« Er legte soviel Entschlossenheit in seine Stimme, wie er nur konnte.
Zähneknirschend gab Lorenz schließlich nach. »Also gut, Vollmer. Aber die Sache bleibt unter uns! Haben Sie mich verstanden?« Er schien bei dem Entschluss die Hilfe für Hannah mit in die Waagschale geworfen zu haben.
»Geht klar.«
»Alle drei Opfer hatten sich vor ihrem Tod einer neuartigen Therapie unterzogen, die vom Forschungsinstitut für Neurologie durchgeführt wurde.«
»Welche Art von Therapie?«, fuhr Vollmer dazwischen.
Lorenz schnaubte. »Das wäre dann schon die zweite Frage. Ich hoffe, dass das, was Sie mir zu sagen haben, den Erhalt dieser Informationen rechtfertigen wird.«
Vollmer nickte. »Darauf können Sie sich verlassen. Erzählen Sie
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