Berger, Fabian
Ferne sein Telefon klingeln. Sofort wetze er los und nahm den Anruf entgegen.
Ein Mann meldete sich am anderen Ende der Leitung. »Spreche ich mit Hauptkommissar Lorenz?«
»Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Vollmer, Kölner Blatt…«
Lorenz unterbrach den Journalisten forsch. Die Aufdringlichkeit der Presse war ihm zuwider. »Wenn Sie glauben, dass Sie von mir irgendwelche Informationen bekommen, dann haben Sie sich geschnitten!«
»Sie verstehen mich falsch, Herr Lorenz. Ich möchte keine Informationen von Ihnen . Ich habe welche für Sie und ich bin mir sicher, dass Sie hören wollen, was ich Ihnen zu sagen habe.«
Der Hauptkommissar hielt inne. Wie war gleich der Name des Anrufers? »Vollmer? Jan Vollmer? Sind Sie nicht der Reporter, der diesen Artikel geschrieben hat?«
»Ganz genau.«
»Ich dachte, wir hätten uns klar ausgedrückt! Wenn Sie weiterhin in dieser Sache recherchieren, kann das ernste Konsequenzen für Sie haben ...«
Diesmal fiel Vollmer ihm ins Wort. »Herr Lorenz, ich war dabei!«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich war Zeuge Ihres letzten Einsatzes.«
»Wenn Sie auch nur einen einzigen Satz darüber an die Öffentlichkeit bringen, dann Gnade Ihnen Gott!«
»Ich habe ein Foto von dem Lieferwagen und von dem Täter.«
»Sie haben was ?« Lorenz stockte der Atem.
Die Arroganz in Vollmers Stimme war nun deutlich zu hören. »Der Täter, ich habe ihn fotografiert. Ich weiß, wie er aussieht. Aber das ist noch nicht alles. Ich weiß auch, wer er ist!«
Dieser Satz brachte Lorenz ganz aus der Fassung. »Wer!«
»Ich kenne seinen Namen nicht, aber ich weiß, wo Sie ihn finden können. Ich schlage vor, Sie kommen vorbei und schauen sich an, was ich herausgefunden habe.«
»Wo sind Sie gerade!«
»In der Redaktion des Kölner Blatt. Wissen Sie, wo das ist?«
»Natürlich weiß ich das. Bleiben Sie dort. Ich bin gleich bei Ihnen. Und, Vollmer, kein Wort zu irgendjemandem. Haben Sie mich verstanden?«
-74-
D ie Stunden waren wie im Flug vergangen, ohne dass er auch nur einen einzigen Erfolg hatte erzielen können. Braun saß an seinem Computer in dem verriegelten Labor und versuchte verzweifelt, den Zugriff auf das System wiederherzustellen, der ihm bisher verwehrt geblieben war. Er konnte sich einfach nicht erklären, welcher Umstand dazu geführt hatte, dass jeglicher Kontaktversuch zwischen der Basisstation und den Probanden fehlgeschlagen war. Seiner Ansicht nach hätte es gar nicht so weit kommen dürfen. Doch das gesamte Projekt war auch für ihn absolutes Neuland. Er konnte nicht wie sonst auf seinen enormen Erfahrungsschatz zurückgreifen und das Problem einfach so wieder aus der Welt schaffen. Seine Fähigkeiten als Wissenschaftler reichten dafür bei Weitem nicht aus. Er hatte längst erkannt, dass er nicht mehr Herr der Lage war. Doch er durfte auf keinen Fall aufgeben. Zu viel war von dem Erfolg des Projekts abhängig. Und langsam lief ihm die Zeit davon. Lorenz’ Besuch hatte ihn zusätzlich in die Enge getrieben. Er musste die Suche nach dem Fehler beschleunigen. Aber mittlerweile war er sich gar nicht mehr sicher, ob es sich wirklich um eine Fehlfunktion handelte, die das Scheitern des gesamten Projekts heraufbeschwor, oder ob die Ursache an einer anderen Stelle zu suchen war, die er noch nicht in Erwägung gezogen hatte.
Zwei seiner Probanden waren auf bestialische Weise ermordet worden. Irgendjemand hatte es auf die Technologie abgesehen und setzte alles daran, in deren Besitz zu gelangen.
Zwar hatte er sämtliche Dateien über die Probanden gelöscht und zahlreiche Unterlagen vernichtet, doch ihre Krankenakten hatte er verwahrt. Sie waren für den weiteren Verlauf des Experiments von zu großer Wichtigkeit, als dass er darauf hätte verzichten können. Er nahm den Stapel zur Hand, um sie ein weiteres Mal sorgfältig zu studieren. Gezielt begann er in der Akte des Probanden zu blättern, bei dem das Experiment fehlgeschlagen war. Aus irgendeinem Grund hatte sich dessen Gesundheitszustand im Laufe der Testphase rapide verschlechtert.
Dissoziative Identitätsstörung im Anfangsstadium, murmelte er die Diagnose vor sich hin. Er wusste nur zu gut, was diese Art der Persönlichkeitsstörung für den Patienten zu bedeuten hatte, wenn die Krankheit nicht behandelt würde. Mit der Zeit bildeten sich mehrere Persönlichkeiten, die abwechselnd auf das Bewusstsein Einfluss hatten. Als Folge konnten Depressionen, Angstzustände, ja sogar Selbstverletzungen auftreten. Er war
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