Berger, Fabian
relativierte seine Aussage. »Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich habe dort nur jemanden abgeholt. Inhaltlich habe ich nichts mitbekommen.«
Vollmer fuhr fort. »Ich habe die Information von einem befreundeten Journalisten. Er erzählte mir, dass der Vortrag eines Teilnehmers bei einigen seiner Kollegen auf Unverständnis gestoßen sei. Der besagte Wissenschaftler vertrat die Ansicht, dass das bewusste Denken in der Überlagerung paralleler Rechenvorgänge der Neuronen bestehe, und stellte so eine Verbindung her zwischen dem menschlichen Bewusstsein und quantenmechanischen Effekten. Der Name des Wissenschaftlers, der diese Ansicht vertritt, ist Professor Sebastian Braun vom Forschungsinstitut für Neurologie in Köln!«
Lorenz schwirrte der Kopf. Auch wenn er Vollmers Ausführungen bis hierhin grob verstanden hatte, sah er immer noch nicht, worauf er hinauswollte. »Herr Vollmer, ich bin sehr beeindruckt von der Fülle an Informationen, die Sie gesammelt haben. Aber ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dieser Computerfirma und dem Forschungsinstitut. Und erst recht sehe ich keine Verbindung zwischen Herrn Professor Braun und dem Mörder.«
Vollmer klickte eine weitere Datei an. » Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft , lautete die Schlagzeile eines Artikels, der vor wenigen Monaten von einem meiner Kollegen erstellt, aber vor der Veröffentlichung zurückgerufen wurde. Ich habe ihn bei meinen Nachforschungen in unserer Datenbank entdeckt. Einer der beiden hat sich gegen die Bekanntgabe gewehrt und den Druck in letzter Sekunde unter Androhung juristischer Schritte mit Erfolg verhindert.« Er tippte auf die Gesichter zweier Männer.
Eingehend betrachtete Lorenz den Bildschirm. Imhoff und Braun lächelten auf einem Foto direkt in die Kamera und schüttelten sich die Hände.
»Der Artikel berichtet von der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Molekularbiologie und modernster Technologie und von einem neuartigen Verfahren, bei dem durch gezielte Gehirnstimulation eine vermehrte Ausschüttung bestimmter körpereigener Stoffe die Heilung von Krankheiten fördern soll. Die Zusammenarbeit bestand - nach den Recherchen, die diesem Artikel zugrunde liegen - darin, dass die Firma HARDCOMP dem Forschungsinstitut ihr technologisches Know-how zur Verfügung gestellt hat, um diese neuartige Methode zu entwickeln. Nach dem, was Sie mir gerade eben erzählt haben, scheint es auch gelungen zu sein. Ich habe mir die Bilder der Pressekonferenz von HARDCOMP gestern noch mal angesehen. Und raten Sie mal, wer mir da genau in die Linse schaut.« Er öffnete eine weitere Datei. Zwischen mehreren Köpfen ragte unverkennbar das Gesicht des Täters hervor. »Ich habe mir erlaubt, den Ausschnitt zu vergrößern. Und? Was sagen Sie?«
Kommentarlos starrte Lorenz auf das Foto, in die Augen des Mannes, der mutmaßlich drei Menschen auf dem Gewissen hatte und nicht davor zurückzuschrecken würde, weitere Morde zu begehen. »Wissen Sie, wer er ist?«
»Wie gesagt: Ich kenne seinen Namen nicht. Aber ich weiß, von wem er bezahlt wird.«
-76-
I mhoff saß in seinem Büro und spähte durch den Zigarettenqualm seines Gegenübers. Ungeduldig tippte er mit den Fingern auf der Arbeitsplatte seines Schreibtischs.
»Ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, welch enorme Bedeutung der erfolgreiche Abschluss der Operation hat.« Er beugte sich weiter vor. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Finden Sie die übrigen Probanden! Und zwar schnell!«
Sein Leibwächter zeigte sich von der Drohung unbeeindruckt. Mit seiner lässigen Haltung strahlte er eine Selbstsicherheit aus, die Imhoff innerlich zum Brodeln brachte. Sein Mund verzog sich zu einem überheblichen Grinsen.
»Seien Sie unbesorgt. Ich werde Sie finden.« Der Leibwächter zog genüsslich an seiner Zigarette und inhalierte den Rauch tief in seine Lunge. Dann formte er seine Lippen zu einem Kreis und stieß den Qualm in Imhoffs Richtung wieder aus.
»Wenn Sie glauben, dass ...« Noch bevor Imhoff ihn zurechtweisen konnte, klingelte das Telefon. Er warf einen schnellen Blick auf das Display. Kaum hatte er die Nummer des Anrufers erkannt, schlug er wütend mit der Faust auf den Tisch. Ein überheblicher Leibwächter und ein zerstreuter Professor waren derzeit mehr als er ertragen konnte. Er schnappte sich den Hörer und brüllte hinein, noch bevor Braun auch nur ein Wort herausgebracht hatte.
»Verdammt noch mal! Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie hier nicht anrufen sollen? Die
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