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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Fingern. »Es sieht so aus, als zöge das französische Heer über Civitavecchia und Corneto. Aber vielleicht marschiert ein Teil am Lago di Bolsena vorbei. Wir müssen die Burg schließen und notfalls verteidigen. Die Franzosen werden keine Zeit haben, sie zu belagern, denn der Papst hat eine Liga gegen sie geschmiedet: die Venezianer, die Spanier, ja auch die Mailänder und die Deutschen tun sich zusammen, um die Eindringlinge außer Landes zu jagen. Ich werde eine venezianische Reitertruppe führen.«
    »Und wo hält sich Giulia mit ihrem geliebten Rodrigo auf?«
    »Der Papst ist vor Charles nach Orvieto geflohen und hat sich weiter nach Perugia abgesetzt. Und unsere Schwester – wenn Crispo recht hat, hält sie sich noch in Rom auf. Sie wollte den Papst nicht begleiten. Cesare hetzt gegen sie.«
    »Und?«
    »Mehr weiß ich nicht. Wahrscheinlich lebt sie wie früher mit Adriana del Mila in dem Palazzo bei Santa Maria in Portico. Crispo sagt, der Papst hätte ihr sehr übelgenommen, daß sie ihn nicht nach Orvieto begleiten wollte. Vielleicht schwindet die Liebe jetzt.«
    »Wir müssen sie aus seinen Klauen befreien!« rief Alessandro, ohne nachzudenken. »Wenn er ihrer überdrüssig ist, läßt er sie umbringen.«
    »Das glaube ich nicht. Crispo meint …«
    »Ich höre immer nur Crispo. Was hast du denn mit diesem Schönling zu tun? Ich verlasse mich nicht auf das Urteil dieses … dieses … Kunstfreundes.«
    Alessandros Stimme zitterte vor Aufregung, aber Angelo blieb gelassen. Er räusperte sich und fuhr fort: »Crispo hat mir auch noch geschrieben, Rufino Ruffini sei gestorben. Er wurde bei der Verteidigung seines Hauses von den Franzosen schwer verletzt und ist nun seinen Verletzungen erlegen.«
    »Und Silvia?« Alessandro schrie fast. »Warum erzählst du mir dies jetzt erst? Du weißt doch, daß ich …« Er unterbrach sich selbst. In den noch immer gelassen auf ihm ruhenden Augen seines Bruders sah er sein Spiegelbild. Er spürte plötzlich, daß Angelo ihm überlegen war – zumindest im Moment. Er spürte auch, daß er seinen Bruder nicht verstand, vielleicht nie verstanden hatte. Voller Scham schloß er die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. »Hör zu, Alessandro«, hörte er Angelo sprechen, »ich muß dir etwas mitteilen. Ich werde jetzt gegen die Franzosen kämpfen, und wenn wir sie aus dem Lande geworfen haben, komme ich zurück und heirate Ippolita Crispo.«
    Alessandro riß die Augen auf und starrte seinen Bruder an.
    »Und Giovanni Crispo wird Silvia Ruffini heiraten. Wir planen eine Doppelhochzeit.«
    Alessandro konnte nicht fassen, was er da hörte.
    Obwohl es seit langem zu erwarten war. Aber weil alle so lange darauf warten mußten, glaubte niemand mehr daran. Er mußte sich setzen. Angelo verbarg nur mühsam eine höhnische Schadenfreude. Ja, nun triumphierte der frömmelnde Condottiere über seinen jüngeren Bruder! Silvia Ruffini heiratete den Crispo, den blassen, nichtssagenden, dummen Crispo. Und Angelo Farnese, der Sohn des großen Pierluigi und Enkel des tapferen Ranuccio, heiratete Crispos geistig verwirrte Schwester, die jederzeit Gefahr lief, als Hexe angeklagt, gefoltert und verbrannt zu werden. Sein Bruder, das Oberhaupt der Familie Farnese, derjenige, der sie am Leben halten mußte, wollte eine Irre heiraten – die noch nicht einmal viel Geld einbrachte. Dabei hatte ihre Mutter doch längst schon eine Orsini ausgesucht.
    »Und was sagt unsere Mutter dazu?« fragte Alessandro und versuchte, sachlich zu klingen. Aber er merkte selbst, wie hilflos sich seine Stimme anhörte.
    »Sie wird mir den Segen geben. Ich brauche sie nicht um Erlaubnis zu bitten.«
    Alessandro ballte seine Fäuste. Die ruhige Gelassenheit seines Bruders, seine gespielte Überlegenheit machte ihn wütend. Gott, warum hatte er ihn damals nicht absaufen lassen? Sein Leben wäre anders, wäre glücklicher verlaufen.
    »Ich weiß, was du über Ippolita denkst«, fuhr Angelo fort, »aber es kümmert mich nicht. Borgia hat sie auf dem Gewissen. Ich … ich muß sie retten. Es ist schwer, ein guter Mensch zu sein und Gottes Gnade zu gewinnen. Man muß kämpfen …« Als Alessandro nicht reagierte, fuhr er fort: »Ich kann Ippolita retten. Wir lieben uns. Sie sehnt sich nach Kindern. Unsere Kinder werden in Capodimonte aufwachsen, sie werden wie wir hier auf der Isola Bisentina spielen.«
    »Ja, gewiß«, preßte Alessandro hervor.
    »Was Silvia angeht – sie ist jetzt ganz allein auf sich gestellt. Crispo hat

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