Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
begriff Alessandro auch, wer vor ihm stand. Das rollende R verriet es ihm. Während der letzten Jahre in Rom hatte Alessandro genügend über seine Gewalttaten gehört – obwohl er mit ihm zum Kardinal ernannt worden war. Aber selten trug der Messerschwinger das Purpurgewand.
»Es tut mir leid«, sagte Alessandro und trat einen Schritt zurück. »Ich wollte niemanden kränken, aber …«
»Ich weiß«, heuchelte der Maskierte mit falscher Stimme. »Ich verstehe dich. Daher will ich dir auch ein weiteres Vergnügen bereiten. Schließ dich uns zu einer kleinen sfregio -Bestrafung an!«
Alessandro schüttelte den Kopf und trat noch einen Schritt zurück. Aber sofort zuckte der Dolch vor sein Gesicht, und der Maskierte preßte die Klinge an seine Wange. »Du bist dabei, Kardinal Fregnese , bei deiner Männlichkeit!« fauchte er und griff ihm im selben Augenblick zwischen die Beine. Er preßte Alessandros Hoden schmerzhaft zusammen, und blitzschnell lag die Klinge nun auf seiner Schamkapsel. »Oder willst du sie verlieren?«
Die Männer hinter ihm brüllten vor Lachen.
»Wo ist die Hure, auf daß wir ihr zeigen, wozu zurückgewiesene Männer fähig sind.«
Alessandro rief: »Laß sie in Frieden! Es war allein meine Schuld.« Er versuchte, den Maskierten, der ihn nun zur Seite schob, aufzuhalten. Aber es gelang ihm nicht.
Die Männer drängten in Rosellas Raum, rissen das Bett auseinander, stießen das Gebetspult um, leerten die Truhe und zerrten die Teppiche von der Wand. Schon hatte einer von ihnen die Geheimtür entdeckt und geöffnet. Der Anführer zerrte Rosella aus dem Dunkel und stieß sie auf die Kissen.
»Weißt du, was ein sfregio ist, mein Täubchen?«
Rosella erbleichte und wollte etwas sagen, aber der Maskierte hielt ihr das Messer vor das Gesicht und ritzte ihr mit der Spitze ein kleines Kreuz auf die Wange. Rosella schrie auf. Ein Faustschlag folgte, und Blut floß aus ihrer Nase.
Alessandro überlegte fieberhaft, was zu tun sei. Aber was sollte er gegen einunddreißig bewaffnete Männer tun? Er war umringt von mehreren, die offensichtlich aufpassen sollten, daß er sich nicht davonstahl.
Der Anführer hatte nun seinen Schwanz freigelegt. Die Männer hatten Rosella das Unterkleid vom Leib gerissen und hielten sie fest. Und dann begann, was in Rom, der Heiligen Stadt, immer wieder geschah. Das Ritual einer einunddreißigfachen Vergewaltigung. Als Rosella schrie, brachte sie ein weiterer Faustschlag zum Verstummen, mehrere folgten. Sie wimmerte nur noch. Ihr Gesicht schwoll an, die Augen waren kaum noch zu sehen. Einer nach dem anderen der Maskierten stürzte sich auf sie. Blut floß aus ihr. Manch einem machte es Mühe, die Stärke aufzubringen, in sie einzudringen. Aber die anderen feuerten ihn an und ließen nicht locker, bis es ihm gelungen war.
Alessandro mußte zuschauen. Es war ein gespenstisches Geschehen, das schließlich, weil die Kerzen heruntergebrannt waren, fast im Dunkel stattfand. Das Johlen, Grölen und Anfeuern wurde mit der Zeit leiser, bis zum Schluß nur noch Keuchen und Stöhnen zu hören war. Rosella lag wie tot auf dem Boden. Alessandro wurde übel. Er ekelte sich vor dem, was geschah, auch vor sich selbst, als er merkte, daß ein Sog ihn ins Geschehen hineinzog und er sich ebenso hätte auf Rosella stürzen können. Gleichzeitig wurde er eiskalt. Es galt, ruhig Blut zu bewahren, um hier lebend herauszukommen. Die Männer hatten getrunken und waren unberechenbar. Rosella würde die Massenvergewaltigung überstehen, falls ihr Anführer nicht tatsächlich den sfregio ausführte.
»Und jetzt bist du dran, Fregnese «, hörte Alessandro.
»Du weißt, daß ich dazu nicht in der Lage bin«, antwortete er kalt.
»Du schlapper Hurensohn von einem Kardinal! Hat sie dich schon so ausgesaugt, daß du keinen mehr hochkriegst?«
Gott, warum kann man diesem Wahnsinnigen nicht seinen eigenen Dolch ins Gedärm jagen! dachte Alessandro. Warum lebt so etwas in dieser Stadt und wird von Monat zu Monat mächtiger!
Plötzlich blitzte wieder das Messer mit dem Stiergriff auf, und die Klinge schnitt Rosella die Wange auf. Ihr Schrei ging unter in einem tierischen Gebrüll, mit dem die Männer nun ihre Messer zückten, um sich mit ihnen auf Rosella zu stürzen. Alessandro schloß die Augen und preßte seinen Rücken an die Wand, um nicht in die Knie zu gehen. Er hatte keine Waffe dabei, noch nicht einmal einen kleinen Dolch. Er konnte nichts tun. Er konnte Rosella nicht helfen.
Er sah noch,
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