Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
durcheinanderklingende Stimmen. Ein Mann schien etwas zu rufen. Rosella zuckte auf, ließ sich dann aber wieder zurücksinken. Der Lärm verstärkte sich jedoch, näherte sich ihrem Zimmer, entfernte sich wieder, und nach einer Weile war er ganz verschwunden. Sie seufzte und gab sich Alessandros Begehren ein zweites Mal hin.
Leer und zufrieden lag er schließlich auf ihrem Bett, während sie ihn, den Kopf auf die Hand gestützt, anlächelte und dann sein Gesicht zwischen ihre Brüste zog. Wenn Silvia dir keine Kinder gebären kann oder will, dann nimm Rosella, dachte er. Sie ist eine Göttin der Liebe, eine Göttin der Fruchtbarkeit. Sie wird deine Konkubine und bringt die Kinder zur Welt, die die Farnese-Familie stark und mächtig werden läßt.
»Werde die Mutter meines männlichen Erben!« sagte er.
Zuerst lachte sie nur auf. Aber als sie merkte, daß er es ernst meinte, schaute sie ihn entgeistert an. Dann erhob sie sich und streifte sich ihr helles Unterkleid über.
»Wenn Silvia nichts von mir wissen will, dann muß ich eine andere Frau finden. Mein Geschlecht darf nicht untergehen. Und da mir verwehrt ist zu heiraten … Der Papst selbst hat auch viele Kinder. Er zeigt uns, wie man sich zu verhalten hat.«
Alessandro saß noch immer nackt auf dem Bett, während Rosella sich vor einem Spiegel ihr Haar kämmte. Schließlich flocht sie sich einen Zopf und wandte sich ihm wieder zu. »Mein Sandro mußte sterben. Ich werde nie wieder einem Kind das Leben schenken. Es wäre verdammt«, sagte sie kurz und knapp.
Alessandro versuchte, ihr seine Lage zu erklären.
»Hast du mich nicht verstanden? Nie!« Sie war nicht lauter geworden, ihre Stimme wurde jedoch scharf.
Er sprach weiter, aber weil sie nicht reagierte, wurde er wütend und schrie sie an. Nun wurde auch sie laut. Eine Weile stritten sie sich. Schließlich wollte Rosella ihn wieder beruhigen. Sie küßte ihn und spielte mit seinem schlaffen Glied, bis es sich wieder rührte. Aber ihr Nie klang ihm noch zu schrill in den Ohren. Er schob sie zur Seite. Stumm kleidete er sich an, während sie sich auf ihrem Bett streckte.
»Ich verstehe dich, Alessandro«, sagte sie schließlich mit sanfter Stimme, »aber ich kann nie die Mutter deiner Kinder sein. Sie wären immer nur die Bastarde einer Hure. Das weißt du genau. Auch du würdest sie so sehen. Kein Papst würde sie dir legitimieren. Das ist doch dein Ziel. Man würde dich auslachen. Warum gehst du nicht zu Silvia. Sie hat dich immer geliebt.«
Alessandro schaute sie an, um zu prüfen, wie ernst sie ihre Worte meinte. Er glaubte, ein leises spöttisches, verächtliches oder hämisches Lächeln erkennen zu können. Sie lag da in ihrem hellen Unterkleid, das bis über die Schenkel hochgerutscht war, eine ihrer Brüste hing aus dem Ausschnitt, und sie lächelte – wie ein weiblicher Dämon. Ja, sie war wirklich eine Hexe. Sie hatte den bösen Blick, sie verwandelte wie Circe die Männer in Schweine.
Schnell kleidete er sich an.
»Glaubst du, daß sie mich überhaupt noch liebt?« fragte Alessandro trotzdem.
Aber bevor sie antworten konnte, hörten sie einen lauten Schlag, ein brechendes Krachen. Das ganze Haus erbebte. Viele Männerstimmen brachen gleichzeitig in Jubelgebrüll aus. Die Mädchen im Haus schrien auf. Der Lärm verstärkte sich und näherte sich ihnen.
»Wer ist denn das?« fragte Alessandro beunruhigt.
»Verschwinde!« rief ihm Rosella zu. »Nimm die hintere Treppe!« Sie selbst schlüpfte in die Tür, die hinter dem Wandteppich versteckt war.
Als Alessandro auf den Gang trat, stürmte ihm schon eine Gruppe maskierter Männer entgegen. Der Anführer blieb vor ihm stehen. »Ach du bist es«, rief er mit Erstaunen.
Alessandro kannte die Stimme, obwohl sie durch die Maske dumpfer klang.
Der Maskierte hielt ihm einen reichverzierten Dolch vor die Nase. Die Klinge war spitz und geschliffen, der Elfenbeingriff endete in der Figur eines Stiers, der den Kopf senkte, um zuzustoßen. »Ich verstehe, Trauernde brauchen Trost.« Er lachte höhnisch, trat bedrohlich nahe an Alessandro heran und hielt ihm den Dolch direkt unter die Nase. »Du Hurensohn hast mich abweisen lassen. Das hat noch niemand lebend überstanden. Aber weil du es bist … weil deine Schwester … weil dein Schmerz sicher unstillbar ist …« Die höhnische Ironie ließ seine Stimme fast überschnappen. »Daher lassen wir dich am Leben. Außerdem möchte ich nicht, daß eine Mutter um zwei Söhne trauern muß.«
Nun
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