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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Bärin mit zwei Jungen, die schon einen Hirten überfallen habe und Lämmer reiße.
    »Die holen wir uns«, rief Crispo. »Da machen wir die Jungen zu Waisen.«
    Aber Alessandro hatte keine Lust dazu verspürt. Zum einen widerstrebte es ihm, eine Bärenmutter zu töten und somit ihre Jungen dem Hungertod preiszugeben, zum anderen wußte er, daß Bärenmütter, die ihren Nachwuchs verteidigten, äußerst gefährlich waren. Weder Giovanni noch er waren so jung und kräftig wie damals im Mugello, die beiden Jagdhüter noch viel älter als sie, die Hunde unerfahren.
    Giovanni ließ sich jedoch nicht davon abbringen, die Bärin töten zu wollen. In seinen Augen blitzten Gier und Heimtücke auf, aber an all seinen Bewegungen erkannte Alessandro auch, daß die Angst ihm im Nacken saß. So machten sie sich auf den Weg. Alessandro redete absichtlich besonders laut, die Hunde bellten, und nur einmal sahen sie die Bärin kurz in einer Lichtung. Dann verzog sie sich in ein fast undurchdringliches Tal und verschwand am Ende des Tals in den Felsen.
    »Er wollte die Bärin unbedingt verfolgen«, begann Alessandro zu berichten, »auch dann noch, als sie mit ihren Jungen flüchtete.«
    Silvia schaute ihn mit stummer Erwartung, mit einem bohrenden Blick an.
    »Er ließ nicht locker. Wir mußten unsere Pferde stehenlassen und uns mühsam den Weg durchs Unterholz bahnen, dann sogar Felsen hochklettern. Die Sonne versank schon. Nirgendwo gab es einen Steg, nirgendwo menschliche Behausungen. Die Hunde über uns. Die beiden Jagdhüter zitterten vor Angst. So kann man keinen Bären jagen.«
    Alessandro hielt inne und wischte sich übers Gesicht.
    »Du hast ihn getötet«, sagte Silvia mit tonloser Stimme. »Er war dein Nebenbuhler. Er stand dir im Weg. Du hast ihn aus dem Weg geräumt. Du bist ein Mörder. Wie Cesare Borgia.«
    Alessandro schüttelte den Kopf. Er wollte nicht hinhören, was Silvia in ihrem Entsetzen von sich gab. »Laß mich erzählen, wie es gewesen war«, sagte er.
    »O Gott, der Mann, den ich liebe, ist ein Mörder.« Alessandro schloß die Augen und suchte die Worte für das, was geschehen war. »Wir kletterten weiter und stießen bald auf den ersten zerrissenen Hund. Ich weigerte mich, der Bärin jetzt noch nachzusteigen, aber Giovanni nannte mich einen feigen Hurensohn und beschimpfte mich unablässig. Also verfolgten wir das Tier noch höher hinauf. ›Ich will es wissen‹, keuchte er, ›ich will wissen, ob der Kardinal noch immer der bessere Jäger ist. Erinnerst du dich daran, wie du den Keiler getötet hast, während ich flach auf dem Boden lag? Heute bist du ein geiler Prälat und machst in die Hose, wenn du einem Bären folgen sollst. Heute will ich sehen, wer zuerst auf dem Boden liegt.‹«
    Alessandro hielt inne. Er merkte, wie er zunehmend gegen eine Mauer ungläubiger Verständnislosigkeit sprach. Silvia war aufgestanden, hatte ihr Kruzifix von der Wand genommen und hielt es vor sich, als müsse sie einen Dämon abwehren.
    »Willst du nun wissen, wie er starb?« fragte er.
    Sie schaute ihn nur an.
    Er seufzte und fuhr fort: »Er war wie besessen. Auch als ich meinen Jagdhüter zurückschickte und sein Jagdhüter sich weigerte, uns zu folgen, ließ er nicht nach. Ich weiß nicht, was er im Schilde führte. Ihm war es sogar recht, daß die beiden Männer zurückblieben. Natürlich hätte ich mich weigern können, aber er packte mich immer wieder bei meiner Ehre und betonte außerdem, er würde unter allen Umständen, auch ganz allein, der Bärin folgen. Sein Astrologe habe ihm vorausgesagt, heute sei ein entscheidender Tag für ihn, er spüre, daß die Entscheidung in dem Sieg über die Bärin liege. ›Ich will es wissen!‹ rief er immer wieder.«
    »Und gleich wirst du behaupten«, unterbrach ihn Silvia, »er habe dich ermorden wollen.«
    Alessandro wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Tatsächlich hatte er daran gedacht, insbesondere, als Giovanni darauf bestand, weiterzuklettern, selbst als die beiden Jagdhüter und damit die einzigen Zeugen zurückblieben. Es war der entscheidende Augenblick zwischen ihnen, und jeder wußte es. Giovanni drängte vorwärts, kletterte, stieß Felsbrocken los, die seinem Mitjäger dann auf die Schulter flogen, die sein Gesicht und seinen Körper verletzten. Giovanni lachte nur. Wieder fanden sie einen zerrissenen Hund, zerfleischt bis zur Unkenntlichkeit. Der Schweiß floß ihnen in Strömen über den Rücken. Sie kamen kaum vorwärts, weil die Felsen immer

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