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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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sie verlassen hatte, verstärkten den Aufruhr in ihrem Innern. Als stünde er vor ihr, führte sie mit lauter Stimme Gespräche mit ihm; sie sah sich mit ihm durch die Straßen von Florenz lustwandeln und lauschen, wenn er mit den Humanisten der Stadt disputierte. Weil sie sich noch für zu unwissend hielt, bestellte sie ihrem Vater, er solle ihr endlich wieder einen fähigen Lehrer besorgen. Sie wünschte sich Gedankenaustausch mit einem unvoreingenommenen Humanisten, nicht immer nur mit Dominikanermönchen, die O-tempora-o-mores-Seufzer ausstießen und glaubten, Rosenkranzbeterei, Sticken und Lautespielen reiche für die Bildung von Mädchen. Noch lieber hätte sie die Accademia Romana besucht, von der sie wußte, daß auch Alessandro dort die Grundlagen seiner Bildung erhalten hatte.
    Der Vater schickte ihr keinen Lehrer. Statt dessen erreichte sie die Nachricht, Rosella habe einem gesunden Jungen das Leben geschenkt, auch sie selbst sei wohlauf. Nun hielt Silvia es noch schlechter in Frascati aus. Sie schrieb ihrem Vater, die Verbannung sei ihr sicherer Tod, und wenn sie nicht wieder nach Rom zurückkehren dürfe, würde sie sich allein durchschlagen. Nein, sie verbesserte sich sofort: Sie würde nach Florenz fliehen und sich dem Schutz des großen Lorenzo de’ Medici anvertrauen.
    Der Brief zeigte Wirkung. Sie durfte bald darauf mitsamt ihrer Bewachertruppe Frascati verlassen, und in stolzer Haltung zog sie auf ihrer Schimmelstute über die Via Appia in ihre laute, stinkende, aber lebendige Stadt ein.
    Zu Hause angekommen, begrüßte sie ihr Vater so herzlich, wie er es nach dem Überfall und dem Tod der Mutter nicht mehr getan hatte. Er stürzte Silvia schon im Eingang entgegen, drückte sie an sich, küßte sie, ja, er verdrückte sogar einige Tränen. Er war wieder ihr alter Vater, der oft an ihrem Bett gesessen und ihr immer tröstend zur Seite gestanden hatte, wenn die Mutter sie schalt. Aber trotz seines freudigen Lächelns lagen seine fiebrig glänzenden Augen ausdruckslos in dunklen Höhlen, und insgesamt war er abgemagert.
    »Warum …«
    Er verschloß ihren Mund sofort mit seiner Hand und drückte sie noch einmal an sich.
    Dann führte er sie durch das Haus. Es roch anders, es sah alles heller aus, sie kannte kaum noch ihre famiglia wieder. Rosella lag in dampfendem Rosenwasser, ließ sich ihre Fingernägel pflegen und die langen Haare kämmen. Kaum entdeckte sie Silvia, stand sie auf. Daß sie nackt war, scherte sie nicht. Voller war sie geworden, aber gleichzeitig schöner. Eine Kammerfrau legte ein Leinentuch auf den Boden und wickelte sie dann in ein zweites, vorgewärmtes ein. Rosella fuhr mit der Hand unter ihr blondes Haar und schüttelte es, und es fiel bis auf die Hüften. Lächelnd strich sie Silvia dann über die Wangen.
    »Komm«, sagte sie nur und führte sie in das angrenzende Zimmer, in dem eine Wiege stand. In der Wiege schlief ein kleines Kind.
    »Mein Sandro!« Der Stolz in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Unser Sandro!«
    Silvia betrachtete das schlafende Gesichtchen. Die Lippen des Kleinen zuckten und zogen sich dann zu einer Art Lächeln breit. Auch ihr Vater beugte sich vor, wollte ihn sogar herausnehmen, aber Rosella hielt ihn zurück.
    »Laß ihn schlafen!« fuhr sie ihn an. »Er träumt gerade so schön.«
    Der Vater strich vorsichtig über die Wange des Kindes und berührte dann mit dem Finger seine Hand. Sofort schlossen sich die Fingerchen des Kindes und ließen ihn nicht mehr los.
    »Siehst du. Er ist mein Sohn«, sagte er mit sanfter Stimme. »Ich habe wieder einen Sohn!« Freudiger Stolz schwang mit.
    »Er ist dein Bastard !«
    Silvia hielt erschrocken die Luft an. Ihr Vater schwieg. Als Rosella hörbar einatmete und den Mund öffnete, warf er schnell ein: »Ich werde ihn legitimieren.« Vorsichtig befreite er sich von dem Klammergriff des Kindes, wiederholte leise »Ich werde ihn legitimieren lassen, vom Heiligen Vater persönlich« und verließ den Raum.
    Noch immer war Silvia wie vor den Kopf geschlagen und starrte erneut auf das schlafende Kind, als müsse es sich nun in eine kleine höhnische Satansfratze verwandeln. Aber nichts dergleichen geschah. Es verzog wieder sein Mündchen zu einem Lächeln.
    Sie hörte Rosella lachen und drehte ihr den Kopf zu. Sie sah sie wie durch einen Schleier. Rosella tappte in den Baderaum zurück, ließ das Tuch, mit dem sie sich abgetrocknet hatte, von ihren Schultern und Hüften gleiten und legte sich auf einen Diwan. Eine der

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