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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Mägde tröpfelte Öl auf ihren Rücken und begann es gleichmäßig zu verteilen und einzumassieren.
    Der Teufel ist im Haus, dachte Silvia.
    Der kleine Sandro schlief noch immer, als wäre er das Jesuskind.
    Ihr Vater war nirgendwo mehr zu sehen.
    Rosella stöhnte wohlig. Die Magd massierte nun ihr Hinterteil und die Oberschenkel.
    »Komm her!« rief Rosella, und wie unter einer fremden Macht bewegte Silvia sich zu ihr. »Setz dich hierher!«
    Silvia ließ sich neben ihr nieder. Rosellas Kopf lag auf der Seite, die Augen waren geschlossen. Sie ertastete Silvias Hand.
    »Der Bastard ist mein Engel«, sagte Rosella wie im Schlaf. »Er wird über mich wachen.« Und sie stöhnte wieder auf, als die Kammerfrau die Innenseite ihrer Schenkel rieb. »Du sagst ja gar nichts, mein Hühnchen. Sonst stand doch dein Mund nicht still.«
    Silvia sprach nun aus, was sie schon eine Weile beschäftigte: »Warum hast du den Kleinen nach Alessandro benannt?«
    Die Augen noch immer geschlossen, drehte Rosella sich herum und legte sich auf den Rücken. Das Öl lief über ihren Leib, in den geröteten Bauchnabel und weiter in die dunkle Haarpracht ihrer Scham. Die Hände der Magd schoben es zwischen die hochwölbenden Brüste, und unwillkürlich zuckten Rosellas Beine. Sie zog das rechte Bein ein Stück an und drehte das Becken leicht zur Seite. Silvia konnte ihren Blick nicht vom süßlich duftenden Öl wenden, nicht von den Händen der Magd, von Rosellas glänzender Haut.
    »Gott hat ihn mir geschickt, ich bin gebenedeit unter den Frauen.« Sie sprach noch immer wie im Traum, und auch Silvia selbst glaubte sich in ein anderes Reich versetzt. Vielleicht machte sie auch nur der starke Duft, der vom Öl ausging, benommen. Ein Bann aus gesalbtem Fleisch umfing sie. Nun wurden auch noch Räucherstäbchen angezündet und verstärkten den Zustand der Benommenheit. Trotzdem fragte sie noch einmal nach: »Warum hast du deinen Sohn nach Alessandro benannt?«
    Rosella öffnete ihre Schenkel und faßte mit beiden Händen in ihren Schoß. »Hier wurde er empfangen, in der Zuflucht der Sünder, in der Trösterin der Betrübten, und hier verließ er das vortreffliche Gefäß, die Pforte des Himmels.« Laut aufstöhnend rief sie: »Sei mein goldenes Haus, du geheimnisvolle Rose.«
12. K APITEL
    Als Alessandro die heimatliche Burg Capodimonte am Lago Bolsena erreichte, wurde er von seiner Mutter kühl empfangen. Sie trug, als käme er als Abgesandter der Kurie, ihr vornehmstes Brokatkleid. Ihre Haare hielt ein goldbesticktes Netz zusammen. Sie schickte Giulia, die Alessandro um den Hals gefallen war und nicht aufhören wollte, ihn abzuküssen, auf ihr Zimmer, streichelte ihre Jagdhunde, ging mit keinem Wort auf seine Flucht aus der Engelsburg ein, sondern warf ihm Haltlosigkeit, Unvorsichtigkeit, verantwortungsloses Treiben und noch einiges andere vor, was er sofort wieder vergaß.
    »Ja, ja, liebe Mutter«, sagte er. »Und wie geht es deinen Schafen?«
    Die Schafzucht war, abgesehen von dem Ehrgeiz um das Ansehen und das Fortkommen der Familie, ihre einzige wirkliche Leidenschaft, obwohl sie allgemein als eine zutiefst unadlige Beschäftigung angesehen wurde. Aber seine Mutter ertrug sogar den Spott ihrer Freunde und ließ sich, hielt sie sich in Capodimonte auf, nicht davon abhalten, täglich über ihre Ländereien zu reiten, um zu überprüfen, wohin die Schafsherden getrieben wurden und ob sie auch ausreichend vor streunenden Hunden und Wölfen geschützt seien. Nach der Schur begutachtete sie eigenhändig die Qualität der Wolle und feilschte dann mit mehreren renommierten Florentiner Handelshäusern hartnäckig um einen günstigen Preis. Die Farnese-Caetani-Wolle galt als besonders warm und weich und war dementsprechend begehrt.
    Sie überhörte den Spott in Alessandros Stimme und ging bereitwillig auf das neue Thema ein. Mit Begeisterung berichtete sie von ihren letztjährigen Erfolgen, der geringen Ausfallquote unter den Schafen, ihrer Fruchtbarkeit und den beachtlichen Einnahmen. »Meine Schafe machen mir auf jeden Fall mehr Freude als meine Kinder«, erklärte sie. Dann sah sie ihn mit einem langen Blick an. »Morgen stehe ich zur Frühmesse auf, daher muß ich jetzt zu Bett gehen.« Sie winkte einer Kammerfrau. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Kardinal wirst du jetzt nicht mehr werden, mein Zweitgeborener.« Sie schüttelte voll Unverständnis und Bedauern den Kopf. »Das Caetani-Blut, das in dir fließt, war nicht stark genug.

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