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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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würde sicher bald schwanger werden. Sie sah regelrecht ihren Leib anschwellen, bis er fast die Haut sprengte, und schließlich zog sich alles im Unterleib zusammen. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, wenn die Wehen einsetzten, wenn durch diese kleine Öffnung zwischen den Schenkeln ein Kind gepreßt wurde – die Mägde im Haus beklagten das Schicksal, das Gott dem Weib zugedacht habe, aber dann lachten sie auch häßlich, in einer Übereinstimmung, die Silvia nicht verstand. Für die Mägde war Silvia noch ein Kind – solange, bis sie heiratete und selbst ein Kind geboren hatte. Ohne Ehemann war jede Frau ein unvollständiges Wesen, und ohne Kind war eine Frau noch keine richtige Frau. Folgerichtig war es daher, daß ein Mädchen, das keinen Mann fand, statt dessen um den Heiland warb, als Braut Christi den Schleier nahm und sich im Kloster in betschwerer Haft dem Leben verschloß.
    Während der letzten Wochen hatte Silvia auch wieder mit Begeisterung gelesen, nicht nur Livius und die Metamorphosen , sondern auch Boccaccios Novellen und Dantes ach so göttliche Commedia . Petrarcas Canzoniere kannte sie auswendig. Ihre Finger hüpften in alter Geschicklichkeit über die Saiten der Laute, ihre Stimme klang rein und süß wie nie zuvor. Sogar der Lateinlehrer war mit ihr zufrieden, und dann hatte der Vater auch noch einen Lehrer in den artes liberales engagiert. Außerdem malte sie. Das hieß, sie versuchte es. Alles, was neu war, gefiel ihr.
    Als Silvia am Ostersonntag mit ihrem Vater zum Hochamt ging, fanden sie kaum einen Platz in der Kirche. Die Menschen standen aufgeputzt und teilweise laut schwätzend beieinander. Während des Stufengebets wurde es leiser, aber plötzlich entstand eine Bewegung, ein Schieben und neugieriges Schauen, als erschiene der Heilige Vater persönlich. Aber es erschien kein Papst, sondern eine Frau in einem unschicklich offenherzigen Samtkleid, das über und über mit Perlen bestickt und von Goldfäden durchzogen war. Ihre Haare hatte sie unter einem Netz zusammengebunden, auf dem Scheitel prangte ein Rubin. Eine schwarze Dienerin fächelte ihr Luft zu, mehrere weitere Dienerinnen begleiteten sie, auch sie mit tiefen Ausschnitten. Die Donna lächelte in die Runde, ließ sich angaffen, grüßte mit einem Augenaufschlag einen dunkelhaarigen Edelmann. Silvia hielt den Atem an. Kein Zweifel, es handelte sich um keine Principessa, sondern um eine hochbusige Kurtisane – um Rosella. Silvia wollte ihren Vater anstoßen, aber er hatte Rosella längst erkannt, tat allerdings so, als lausche er aufmerksam dem Gebet. Als das Gloria erklang, lachte Rosella laut und verhandelte dann mit dem Edelmann. Der Vater riß die Augen auf und errötete.
    Nun hatte Rosella sie entdeckt und winkte Silvia zu. Der Vater starrte sie an, als wollte er den bösen Blick abwehren. Rosella lächelte, kam sogar einen Schritt auf sie zu. Der Vater bekreuzigte sich. Rosella lächelte noch immer, aber Silvia konnte in ihren Augen eine tödliche Wut aufblitzen sehen. Zum Glück wandte sich Rosella nun mit ihren Begleitern um, lachte noch einmal ostentativ und verschwand in der Menge.
    Wenige Tage später lernte Silvia auch den Hausastrologen näher kennen, einen dickwanstigen Mann mit einem glänzenden Glatzkopf, der an den Seiten und hinten von einem wilden Haarkranz umgeben war. Der Astrologe schlug seine Bücher auf und nahm umständlich Sichtgläser aus einer Lederhülle. Bald bewegte er sich, vor sich hin sprechend, in einem Universum fremder Zeichen und Zahlenreihen. Silvia meinte, jedes Wort zu verstehen, und doch konnte sie den Sätzen keinen Sinn zuordnen. Auch der Vater runzelte häufig die Stirn und kratzte sich hinter dem Ohr.
    »Mars dominiert, immer wieder Mars«, rief der Astrologe in seiner rauhen Stimme aus und schaute auf den Vater.
    »Aber ich bin ein friedlicher Mensch«, antwortete der Vater verwirrt, »tue niemandem etwas zuleide, war noch nie Soldat.«
    »Habt Ihr keine Feinde?« Der Astrologe klopfte mit seinem Finger auf ein Zeichen, das in einem von einem Kreis umgebenen Dreieck sich befand. Die Finger, so fiel Silvia auf, waren erstaunlich schlank, die Nägel halbmondförmig geschnitten und sehr gepflegt, im Gegensatz zu dem langen Mantel, den der Astrologe nie ablegte und der besonders im Kragenbereich und auf der Brust Fettränder und breite Flecken aufwies.
    »Ich habe keine Feinde«, antwortete der Vater mit schwacher, brüchiger Stimme.
    Der Astrologe warf einen

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