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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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erklärte Giulia. »Wenn nicht das fehlende Auge wäre. Er soll jedoch einen gutmütigen Charakter haben. Und vielleicht sogar einmal das Stammschloß der Orsini am Lago di Bracciano erben – wenn einige seiner Vettern vor ihm sterben.«
    Clarissa hatte sich zurückgelehnt und betrachtete ihre Fingernägel, suchte dann mit ihren Augen den Raum ab. »Hast du kein Marzipan?« fragte sie Silvia. Ihr Kinn hatte sich in den letzten Jahren verdoppelt, ihre rundlichen Wangen hingen nach unten, aber ihre Augen hüpften geschäftig hin und her. Vor ihrem Oberkörper wölbte sich eine monströse Brust, und ihren Ausschnitt zierte sie mit Ketten riesiger Perlen. An ihrem Ringfinger trug sie einen viel zu großen Smaragd. »Von Prinz Dschem.« Sie hielt Silvia ihre Hand hin, damit diese den Ring besser betrachten könne. »Diese Türken lieben kräftige Frauen, und er hat mich mit seinen Augen verschlungen, als mein Vater in meiner Begleitung ihn in Rom begrüßte. Obwohl er ein Gefangener des Papstes ist, führt er jetzt mitten im Vatikan ein unglaubliches Wohlleben.« Sie senkte ihre Stimme: »Er soll unersättlich sein.«
    Giulia lächelte spöttisch.
    »In welcher Beziehung?« fragte Silvia scheinheilig.
    Clarissa kreischte wieder auf. »Ich kenne dich, Silvia«, rief sie, »du und dein Vater, ihr habt es faustdick hinter den Ohren.«
    »Mein Vater …« Silvia schaute sie fragend an.
    »Habt ihr eigentlich etwas von Ippolita gehört?« unterbrach sie Giulia.
    Clarissa trank einen großen Schluck Zitronenwasser, rieb dann nervös ihre Fingerspitzen aneinander und schien sich schließlich in die Betrachtung ihres Smaragds zu versenken. Silvia zuckte mit den Achseln.
    »Ich habe gehört, daß Borgia, der Katalane, sie immer wieder in sein Haus holt, um sie zu exorzieren. Aber in Wirklichkeit betreibt er mit ihr gotteslästerliche Messen. Oder er läßt sie vortanzen.« Clarissa beugte sich vor, was ihre Brustmassen in Bewegung brachte, und begann nun zu flüstern. »Ippolita ist wirklich mit dem Teufel im Bunde. Wie der Katalane. Das hat mein Vater gesagt. Und sie nimmt am Hexensabbat teil. Das könnt ihr mir glauben. Deshalb war sie auch so lange verschwunden. Sie mußte eingewiesen werden in all die teuflischen Hexenkünste. Der Satan, der aussieht wie ein häßlicher Ziegenbock und auch so stinkt, stieß sie zu Boden und machte es mit ihr auf die Weise der Sodomiten, dann küßte sie ihn unterwürfig auf den Mund und auf andere Körperteile« – Clarissa kicherte unsicher –, »hob seinen Schwanz, einen Eselsschwanz …« Sie unterbrach sich und zog nun ein angewidertes Gesicht. »Es ist wirklich eklig«, fuhr sie mit erhöhter Stimme fort, »ich kann es gar nicht erzählen.«
    Sie schien sich zu besinnen, aber noch bevor Silvia oder Giulia etwas sagen konnten, brach es erneut aus ihr heraus: »Sie fliegt mit ihm zu dem Hexentreffen, wo ungeborene Kinder in Mörsern zerstoßen werden, zusammen mit Kröten und Vipern, dann kommt Honig dazu und Pfeffer. Das wird schließlich gegessen.« Clarissa schüttelte sich. »Sie zelebrieren eine Messe und entweihen die Hostie. Später fliegen sie wie Furien umher, mit zerzausten Haaren, mit nackten, eingefetteten Körpern, Besenstiele zwischen ihren Beinen, die Ziegenböcke bei ihnen, und sie treiben es in den Wolken, auch hier wieder in der Art der Sodomiten, und schließlich stürzen sie herab, so schnell, wie ein Adler sich auf eine Ammer stürzt.«
    Clarissa lehnte sich zurück und atmete schwer. Sie war während des Sprechens immer lebendiger geworden, ihr Körper geriet in Bewegung, als wolle sie es den fliegenden Hexen nachmachen. Ob sie wirklich glaubte, was sie da von sich gab, fragte sich Silvia. Ja, sicher, sie glaubte daran, wie so viele andere Menschen auch. Insbesondere die Mägde im Haus glaubten an Hexen und Dämonen, an schwarze Magie und an den Teufel mit seinem Bocksgesicht, der sich an unschuldige Mädchen heranschlich mit seinem buschigen Schwanz …
    Giulia hatte abwesend aus dem Fenster geschaut, lachte nun unsicher auf und schüttelte den Kopf, fuhr sich dann wieder durch ihre Haare. Ihre Augen, Einverständnis heischend, suchten Silvia und verdrehten sich. Silvia lächelte nur.
    Giulia wandte sich wieder Clarissa zu und setzte ein wissendes Gesicht auf. »Verheiratete Frauen sucht der Teufel viel seltener auf«, erklärte sie, »das hat mir auf jeden Fall meine Mutter gesagt. Heirate, gehe regelmäßig zur Messe und beichte deine sündigen Gedanken, setze

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