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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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verheerenden Pestepidemien. Nur die Wegelagerei war ein schwer auszurottendes Übel. Aber vielleicht gelang es einem stärkeren Papst als dem jetzigen, auch dieses Übel einzudämmen.
    Silvia seufzte noch einmal aus ganzem Herzen. Das Leben könnte so schön sein, wenn Alessandro sie heiratete. Den kleinen Sandro würden sie aufziehen, vielleicht sogar adoptieren …
    Als hätte sie Silvias Gedanken erraten, sagte Giulia: »Ich glaube, Alessandro kommt bald zurück.«
26. K APITEL
    Alessandro hatte sich entschlossen, zusammen mit Ugo Berthone und Accurse Maynier Florenz zu verlassen und nach Capodimonte zu reiten, von wo aus er seine Rückkehr nach Rom zu betreiben beabsichtigte. Aber dann erreichte ihn die Nachricht seines Bruders Angelo, er habe seinen ersten Kampf gegen die Türken bestanden und wolle seine Mutter besuchen. Alessandro möge doch in Florenz auf ihn warten.
    Alessandro entschloß sich daher, noch die Sommermonate in der Stadt am Arno zu bleiben. Er konnte das Gefühl, eine wichtige Entscheidung oder ein wichtiges Ereignis stehe bevor, nicht unterdrücken. Dieses Gefühl wurde verstärkt durch die Aussage eines Astrologen, den Alessandro gelegentlich konsultierte: Die bevorstehende Konjunktion von Venus und Mars werfe ihre Schatten voraus, sie werde wie einst die Entführung Helenas durch Paris bedeutende Auswirkungen zeitigen. Alessandro empfahl diesen Astrologen – er hatte in Rom die ersten Kreise von Adel und Kurie beraten – Giovanni Crispo, der, wie er betonte, unbedingt Hilfe in einer wichtigen Angelegenheit benötige. Crispo wurde von der Nachricht über die drohende Konjunktion derart verunsichert, daß er sich entschloß, den Aufforderungen seines Vaters nachzukommen, in die Heilige Stadt zurückzukehren und dort möglichst schnell die junge Frau zu heiraten, die der Vater für ihn auserkoren hatte. Crispo war, nachdem er diesen Entschluß gefällt hatte, Alessandro gegenüber ungewohnt gesprächig. Die junge Frau, so habe der Vater geschrieben, sei jetzt gerade ins heiratsfähige Alter gekommen, sei durchaus hübsch zu nennen, dabei gesund und verspreche als Mitgift ein einträgliches Gut in Frascati. Alessandro, der während seines Aufenthalts in Florenz wenig Kontakte mit Crispo gepflegt hatte, horchte auf. Aufgedreht begann Crispo über seine Pläne zu berichten, sich einmal eine große Kunstsammlung anzulegen. Die Erträgnisse einer ordentlichen Mitgift könnten ihm dabei helfen. Aber am liebsten wünsche er sich, ein einfaches Leben auf dem Land zu führen, viele Kinder in die Welt zu setzen, auf die Jagd zu gehen und zu malen. Er stelle sich vor, Heilige abzubilden, ihnen aber das Antlitz eines Kardinals oder einer edlen Römerin zu geben. Wer gut zahle, würde von ihm als Heiliger dargestellt. Sein Vater halte von der Malerei überhaupt nichts, für einen Römer aus bester Familie gehöre sich eine solche Tätigkeit nicht, Malen sei ein Handwerksberuf und solle Handwerkersöhnen überlassen bleiben – aber mit der Heiligen-Idee werde er ihn überzeugen, zumal sein Vater für einträgliche Ideen immer ein offenes Ohr habe. Nicht zufällig verkehre er mit dem jungen Agostino Chigi, der dabei sei, Roms reichster Bankherr zu werden. Dies hätte sein Vater geschrieben.
    Crispos Geschwätz ging Alessandro auf die Nerven. Im Grunde mochte er ihn nicht, vielleicht weil Crispo ein besonders schöner Mann war – mit seinen langen schwarzen Haaren, den großen sanften Augen und dem kräftigen, aber fleischigen Kinn. Womöglich lag es am Mund, den Alessandro zu weich und weiblich fand. Aber gleichzeitig mußte er zugeben, daß die wie geschminkt leuchtenden Lippen makellos sanft geschwungen und, so war ihm mehrfach zu Ohren gekommen, bei den schönen Frauen der Stadt berühmt waren. Dabei galt Crispo alles andere als ein Draufgänger. Nie hatte er eine Wette um die höchste Zahl der verführten Damen gewonnen, er hatte auch nur einmal an dem erotischen Wettstreit teilgenommen. Er diskutierte selten in der Accademia, hielt sich dafür gerne in den Werkstätten der Maler und Bildhauer auf. Besonders Domenico Ghirlandaio hatte es ihm angetan, und er hatte sich außerdem mit dem jungen Michelangelo Buonarroti angefreundet, den auch Alessandro gut kannte, weil er mit ihm schon mehrere hitzige Diskussionen über Kunst und Religion geführt hatte.
    »Du kennst sie«, erklärte Giovanni Crispo in seiner zu hohen Stimme. »Es ist eine Ruffini. Aber, verstehst du, Mars und Venus – oder Venus und

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