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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Stöhnen. »Gut. Ich vertraue deiner Verschwiegenheit. Demnächst reist der natürliche Sohn von Kardinal Borgia, Cesare d’Artignano, von Perugia nach Pisa, um dort seine juristischen Studien zu vervollständigen. Er trägt noch den Namen seines offiziellen Vaters, hört ihn aber nicht gern. Wir werden ihn hier empfangen, wie es sich für jemanden ziemt, der einer aufsteigenden Familie angehört. Ich hoffe, du bist dabei.«
    Am Morgen des Tages, der dem heiligen Bartholomäus gewidmet war, ging ein heftiger Gewittersturm über Florenz und den umliegenden Bergen nieder und ließ den Arno anschwellen. Schon befürchtete man eine Überschwemmung, aber plötzlich ließ der Regen nach, der Donner krachte noch mehrfach, als wolle er sich nicht so schnell geschlagen geben, und in einer fast schwarzen Wolke zuckten Blitze, Aber unter dieser Wolke riß der Himmel in einem hellen Gold auf, und die Sonne schickte ihre Schwefelstrahlen über die Stadt, die nun in einem göttlichen Licht zu leuchten begann.
    Alessandro zog mit der Gesandtschaft der Signoria dem Kardinalssohn entgegen. Cesare trat aus dem Schatten eines Wäldchens heraus und galoppierte ihnen auf seinem Rappen entgegen. Ein großer Troß folgte ihm.
    Alessandro hatte einen Jüngling erwartet, aber der Sohn des Spaniers war trotz seiner fünfzehn Jahre schon ein kräftiger, ja ein athletischer Mann. Lange schwarze Haare umrahmten sein Gesicht und fielen bis auf die Schultern. Sein Hemd wurde unter dem Hals durch eine Goldborte geschmückt. Als Reitgewand trug er ein schwarzes Wams und darüber einen ebenso schwarzen Samtumhang. Seine Handschuhe aus hellem Leder waren über den Handgelenken aufgestulpt und wirkten ein wenig feminin.
    Die Gesandtschaft aus Florenz sprang von ihren Pferden, um den Kardinalssohn zu begrüßen, aber dieser blieb mit spöttischem Lächeln auf seinem Rappen sitzen. Es entstand eine Unruhe unter den Florentinern, die der Borgia-Sohn sichtlich genoß. Alessandro hatte Zeit, seine äußere Erscheinung genauer zu studieren. Dunkle Augen, ein starkes Kinn. Eine gesunde braune Hautfarbe. Das Barett auf seinem Kopf wurde umrahmt von zwei Kordeln, an denen eine Goldquaste hing. An der Seite, über der Schläfe, war Cesares persönliches Emblem aufgestickt, ein schwarzes A und Ω, Alpha und Omega.
    Als Cesare schließlich mit einem Satz vom Pferd sprang, wußte Alessandro sofort, daß hier jemand vor ihm stand, der mindestens ebenso gut reiten konnte wie er, und als er ihm schließlich die Hand reichte, spürte er einen stählernen Griff, der die Kraft seines Gegenübers prüfen wollte. Noch bevor Cesare alle Gesandten der Stadt begrüßt hatte, sprang er wieder aufs Pferd und trabte wie ein besitzergreifender Eroberer den Hügel hinab auf das Stadttor zu. Die Gesandten folgten ihm, der Troß setzte sich in Bewegung.
    Beim Bankett ließ Cesare, der unter seinem schwarzen Samtumhang nun ein Brokatwams trug, sein eigenes Silberbesteck auflegen, was die älteren Ratsherren der Stadt nicht ohne Murren hinnahmen. Lorenzo lächelte nur. »Er tritt auf wie ein Fürst, er sieht aus wie ein Gladiator in königlichen Gewändern, er ziert sich mit einem Emblem wie Gott persönlich, legt aber auf wie ein Emporkömmling«, flüsterte er Alessandro zu, als sie sich zu Tisch setzten.
    Alessandro war von Lorenzo gegen alle zeremoniellen Vorschriften in seine und in die Nähe des Gastes gesetzt worden. Er hielt sich beim Gespräch zurück, das Cesare teils in Italienisch, teils in Latein führte. Cesares Stimme war nicht so tief, wie man hätte erwarten können, aber wohlklingend, und natürlich rollte der Sohn des Katalanen, wie sein Vater, das R. Er wolle in Pisa nicht nur das kanonische, sondern auch das römische Recht studieren, der hervorragende Ruf der Stadt locke ihn. Florenz sei tatsächlich so schön, wie man ihm vorgeschwärmt habe, und die Frauen der Stadt, die an dieser Tafel versammelt seien, stünden an Schönheit den römischen Frauen in nichts nach. Clarice, Lorenzos Frau, eine geborene Orsini, lächelte gequält, aber die anderen stießen unter künstlichem Augenaufschlag ein Oh ! aus.
    Leider, so fand Alessandro, aß der junge Spanier nicht wie ein Edelmann, sondern wie ein Bauernsohn aus den Abruzzen. Immer wieder schienen ihn Wellen der Gier zu überfallen, dann schlang er wahllos Fleischstücke und Pasteten, Brot und Oliven in sich hinein und spülte sie mit Chianti hinunter.
    Für Cesares Aufenthalt in Florenz schlug Lorenzo einen

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