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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Journalistenfreund war einen halben Tag zu spät dran. Nichts ist so alt wie die Nachricht von gestern.
    »Bist du noch dran?«, piepte es aus dem Hörer.
    »Oberer Auweg 10«, antwortete ich. »Um die 70. Fährt einen beigefarbenen BMW 318i mit dem amtlichen Kennzeichen HD-NC 80. Außerdem einen silbernen Audi 100, der ...«
    »Verdammt noch mal«, unterbrach mich Covet, »wenn du das alles schon weißt, weswegen laufe ich mir dann die Hacken ab?«
    »Damit dein Säuferhirn nicht einrostet. Deswegen.«
    »Du kannst mich mal, du beschissener ...«
    Ein paar Flüche und Erklärungen später hatte er sich wieder beruhigt. Natürlich sei ich an seinen Informationen interessiert, sagte ich, ja, ich würde ihn deswegen sogar persönlich aufsuchen. Ich selbst hätte so gut wie nichts herausgefunden, von einem kurzen, unergiebigen Gespräch mit dem Mann einmal abgesehen.
    »Ach, nee«, staunte Marc. »Du hast mit ihm gesprochen? Du warst bei ihm?«
    »In einer halben Stunde bin ich bei dir.« Ich legte auf, zog mich an, trank einen schnellen Kaffee und radelte los. Um halb 10 betrat ich die Redaktionsräume der Neckar-Nachrichten .
    »Völlig überflüssig, dass du dich hierher bemühst«, empfing mich Covet. »Du glaubst doch nicht, dass ein Lokalreporter wie ich über Informationen verfügt, die du nicht längst ...«
    »Ja, ja, ganz ruhig, du Mimose. Ich tu alles, was du willst. Küsse dir nach jedem Satz die Füße, wenn du magst.« Ich zeigte mit dem Daumen nach draußen. »Sollen wir ...?« Wir waren nämlich nicht alleine im Raum. Ein beleibter Blonder saß vor einem PC und wischte den Monitor mit einem kleinen Putztuch ab.
    Covet schüttelte den Kopf. »Das ist Lothar. Lokalsport. Lothar, mein Freund Max, der sich nach Bünting erkundigt hat.«
    »Morgen«, sagte der Dicke, fuhr auf seinem Drehstuhl herum und nickte mir zu.
    ›Lokalsport?‹, lag es mir auf der Zunge. ›Mit der Figur?‹
    »Rugby«, grinste der Dicke, als habe er meine Gedanken erraten. Dann fuhr er fort, den Monitor zu pflegen.
    Ich setzte mich. »Schieß los, Marc. Was hast du rausgekriegt?«
    »Ach, was werde ich schon rausgekriegt haben? Hier einen Namen, da eine Jahreszahl. Nichts, was der Herr Privatdetektiv nicht längst ermittelt hätte.«
    »Ich habe nichts ermittelt. Bin bloß hin zu dem Alten und habe mir angesehen, wie er wohnt. Du weißt doch, ich ein Mann der Tat, du ein Mann des Wortes. Das nenne ich Arbeitsteilung.«
    »Ein hinterhältiger Nebelkerzenwerfer«, knurrte Marc. »Das bist du.«
    »Dein Tipp, mich bei Maria umzuhören, war übrigens goldrichtig.«
    »So?«
    »Unverzichtbar, Marc. Ein Volltreffer.«
    »Danke. Ich bin, na, wie heißt das noch? Gerührt bin ich.«
    »Na, siehst du. Und jetzt raus mit den Informationen!«
    »Was werden das schon für Informationen sein.«
    »Alter Jammerlappen!«
    Der alte Jammerlappen zierte sich noch ein wenig, dann wischte er nicht vorhandenen Staub von einem Zettel mit Notizen und setzte seine Lesebrille auf.
    »Also, Bünting heißt der Mann«, begann er. »Aber du unterbrichst mich sofort, wenn ich dir etwas Bekanntes berichte. Hab meine Zeit ja nicht gestohlen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Hanjo Bünting, geboren 1928 in Altona. Arbeiterfamilie, zuhause bescheidene Verhältnisse.«
    »Jahrgang 28? Dafür sieht er noch prächtig aus, alle Achtung.«
    »Mag sein. Ein Jahr vor Kriegsende wird er einberufen, da ist er gerade mal 16. Verschiedene Stationen in Deutschland, Verwundung, daraufhin ein Einsatz im Südwesten, an der Heimatfront, ein paar Wochen verbringt er auch in Heidelberg. Im Frühjahr 1945 türmt er, versteckt sich auf dem Land, bis die ganz Chose vorbei ist.« Er sah mich über seine Lesebrille hinweg an. »Interessant, nicht wahr?«
    »Wenn du das sagst«, murmelte ich. Typisch Covet: wenn er etwas aufarbeitet, dann gründlich. Ohne weltpolitische Hintergrundsskizze und historische Zusammenhänge geht da nichts. Mir wäre eher mit handfesten Details aus der Gegenwart gedient, aber seis drum.
    »Bitte?«
    »Nichts. Ich hoffe bloß, dass du den Sprung ins Hier und Heute noch schaffst.«
    »Willst du nicht erfahren, wie Bünting zu seiner atemberaubenden Prosperität kam?«
    »Sicher nicht durch Desertion. Prosperität! Du kennst Ausdrücke. Mach einfach weiter.«
    Er seufzte. »Nach Kriegsende taucht Bünting in Frankfurt wieder auf. Holt das verlorene Schuljahr nach, macht Abitur und beginnt ein Chemiestudium. Zunächst in München, später in Erlangen. Legt in München die

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