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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich Sondermann an. Ja, er habe sich die Kopie von Herrn Antoni zeigen lassen. Nein, er kenne das Kind nicht.
    Als Zweites forschte ich über die Auskunft nach der Adresse der Zimmerei Zichorius. Wie Fischer gesagt hatte, saß die Firma in Wiehl - in einer Straße, die Brucher Wiesen hieß. Frau Kniesbeck erreichte ich ebenfalls. Sie war freundlicher, als ich befürchtet hatte, bestätigte aber nur, was mir die Musiker vom Quartett schon erzählt hatten. Sie erinnerte sich allerdings nicht daran, dass der junge Cellist den Hampelmann gefunden hatte.
    Dann kam Mölich an die Reihe. Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Na, haben Sie wieder einen Fall, bei dem Sie die Hilfe der Polizei benötigen?«
    Ich ließ mich nicht provozieren. »Im Gegenteil, Herr Mölich.
    Ganz im Gegenteil. Ich bin in der Sache mit dem unbekannten Kind sehr weit gekommen, und ich denke, die Polizei könnte einiges von dem, was ich herausbekommen habe, gebrauchen.«
    »Ach ja, Sie hatten ja irgend so ein Spielzeug gefunden. Was ist passiert? Liegt auf dem Parkplatz am Rathaus noch mehr Zeug von früheren Flohmärkten herum?«
    Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich blieb die Ruhe selbst.
    »Ich weiß, wo das Kind gelebt hat«, sagte ich. »Ich kenne den Namen seines Vaters. Und es sind während meiner Ermittlungen ein paar Dinge passiert, die darauf schließen lassen, dass jemand daran arbeitet, Spuren zu verwischen und die Sache unter den Teppich zu kehren.«
    »Ach?« Mölich sagte nur dieses eine Wort, danach war erst mal Sendepause. Ich glaube, mit einer so geballten Ladung von Ermittlungsergebnissen hatte er nicht gerechnet. Er fing sich aber wieder. »Ihnen ist klar, dass Sie alles, was Sie herausgefunden haben, zu Protokoll geben müssen, oder?«
    »Und wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ich denke, Sie kommen zu uns in die Polizeiinspektion, und wir nehmen Ihre Aussage auf. Passt es Ihnen in einer Stunde?«
    »Tja, so einfach ist das nicht.«
    »Oh doch, so einfach ist das!« Seine Stimme war barsch.
    »Und was ist, wenn ich bei Ihnen sitze, meine Aussage mache und plötzlich das ein oder andere vergesse?«
    »Na hören Sie mal, das kann doch nicht … Was wollen Sie eigentlich, Rott?«
    Es war doch immer wieder dasselbe. Jedes Mal, wenn die Polizei in näherem Kontakt mit mir trat, hatte sie es so eilig, dass sie das höfliche »Herr« vor meinem Namen wegließ. Ich kannte das schon von Hauptkommissar Krüger.
    »Ich habe herausgefunden, dass der Vater des Kindes wahrscheinlich bis April im Oberbergischen Kreis gelebt hat. In einer Hütte in der Nähe von Gummersbach.«
    »Wie heißt er?«
    Ich überhörte die Frage. »Er lebte da mit einer Frau, vermutlich Ausländerin, und dem Kind. Ich habe noch einen dieser Hampelmänner in der Hütte gefunden.«
    »Hm«, machte Mölich. »Nicht schlecht.«
    »In der Nähe der Hütte gibt es eine wilde Müllkippe, wo die Herstellerfirma nach eigener Aussage Restbestände von diesen Hampelmännern verbuddelt hat. Wahrscheinlich ist das Kind auf dem Müllplatz gewesen und hat das Spielzeug mitgenommen.«
    »Ein vierjähriges Kind allein auf einem Müllplatz?«
    »Vielleicht war die Mutter dabei.«
    »Wo sind die Eltern jetzt? Seit April?«
    »Ein Nachbar hat ausgesagt, sie seien nach Kanada ausgewandert.«
    »Wie heißen die Leute?«, fragte Mölich noch mal, und ich überging die Frage auch diesmal.
    »Jemand hat die Hütte angezündet. Gestern wahrscheinlich.« Ich dachte kurz darüber nach, die Broichs und ihre politische Gesinnung zu erwähnen, doch es kam mir ein bisschen spekulativ vor, sie mit der Sache in Verbindung zu bringen. Ich durfte mich nicht dazu hinreißen lassen, Mölich gegenüber mehr als glasklare Fakten zu behaupten.
    »Heißt der Mann, der in der Hütte wohnte, vielleicht Ratnik? Der Vater des Kindes?«
    »Wer hat Ihnen das denn erzählt?«
    »Wenn eine Hütte im Wald abbrennt, dann fällt das nicht nur Ihnen auf, Rott. Wir haben hier eine entsprechende Meldung vom zuständigen Förster vorliegen.«
    »Also gut«, brummte ich.
    »Sie haben ganz schön viel rausgefunden in der kurzen Zeit«, gab Mölich zu. Er klang plötzlich fast väterlich. »Und Sie wissen tatsächlich mehr als wir. Uns war nicht klar, dass dieser Ratnik mit dem toten Kind in Solingen in Zusammenhang steht.«
    »Mich würde interessieren, ob Ratnik wirklich nach Kanada gegangen ist. Das muss doch über die kanadische Botschaft und irgendwelche Anträge und

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