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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Der Opel hatte sich gleich hinter mir eingeordnet, ließ aber jetzt eine gute Wagenlänge Platz. Wahrscheinlich hatte der Typ mit der Hängelippe dazugelernt, als ich ihn auf der A4 abgehängt hatte. Ich musste ihn irgendwohin locken, wo wir uns ungezwungen aussprechen konnten. Aber wohin?
    Ich zockelte weiter hinter einem Laster her. Plötzlich tauchte rechts ein gelbes Schild mit einem orangefarbenen Eichhörnchen darauf. Die Ausschilderung zu einem Obi. Im Vorbeifahren hatte ich noch den Ortsnamen »Dieringhausen« entziffert. Er kam mir bekannt vor, ich hatte ihn im Atlas gesehen, als ich mich über den Weg nach Wiehl informiert hatte. Ich warf einen kurzen Blick auf den Beifahrersitz, wo die Karten lagen. Ich überlegte, ob ich rechts ranfahren und Dieringhausen suchen sollte, doch dann wurde die Straße vierspurig, und es gab keine Haltemöglichkeit mehr. Es ging den Berg hinauf. Die schnelleren Pkw begannen links zu überholen, ich schaltete in den dritten Gang zurück und blieb hinter dem Brummi. Der Opel machte ebenfalls keine Anstalten, vorbeizufahren.
    Die Auffahrt zur A4 kam in Sicht. Man konnte sehen, wie die Autos über die quer verlaufende Brücke rasten. Ich bog weder nach Olpe noch nach Köln ab, sondern hielt mich stur geradeaus. Ich kam an einer Tankstelle und an einem Gartencenter vorbei, aber einen Obi sah ich nicht.
    Dafür kam gleich hinter der Autobahnunterführung die Abbiegung nach Dieringhausen. Ich wartete vor der Linksabbiegerampel; der Typ hinter mir tat das Gleiche. Danach führte der Weg wieder ins Tal. Ich bekam einen weiten Blick über den Ort geboten, aus dessen Häusern eine eigenartige Kirche aufragte. Das Dach glänzte rötlich, als hätte es jemand mit Blut Übergossen.
    Ich erreichte das Tal. Immer noch kein Obi. Dafür ein anderer Baumarkt mit einem Tor davor. Er sah aus, als sei er geschlossen. Nicht das Richtige für meinen Plan.
    Schließlich stieß ich wieder auf eine Hauptstraße und wartete lange, bis endlich eine Lücke im Hauptverkehr entstand. Eine Ampel gab es nicht. Als ich durchkam, sah ich im Rückspiegel, dass es der Opel nicht geschafft hatte, direkt hinter mir zu bleiben. Ich drosselte das Tempo und rollte mit vierzig Sachen die schnurgerade Straße entlang. Als die Einbiegung schon fast nicht mehr im Rückspiegel zu erkennen war, schaffte es der Opel endlich auf die Hauptstraße. Er gab mächtig Gas und holte rasant auf. Ich fuhr wieder schneller und kam an der merkwürdigen Kirche vorbei, dann passierte ich einen alten Bahnhof, und einen Obi gab es immer noch nicht. Wahrscheinlich war ich falsch abgebogen.
    Ich wollte die Hoffnung schon aufgeben, da fand ich endlich, was ich brauchte: Auf der rechten Seite der Durchgangsstraße lag ein gigantischer Supermarkt mit riesigem Parkplatz. Neben dem Gebäude, das wie eine riesige Schuhschachtel in der Landschaft ruhte, stand ein monumentales Schild: »Familia«. Und darunter: »Aus Familia wird Kaufland«.
    Ich ließ den Opel langsam herankommen und scherte auf den Parkplatz ein. Kunden kreuzten mit ihren Einkaufswagen die kleinen Sträßchen zwischen den Autoreihen. Ich ließ mir mit der Auswahl Zeit und hielt erst auf das Gebäude zu, in dessen Nähe die meisten Plätze besetzt waren. Dann fuhr ich in die erstbeste Lücke. Der Opel parkte ein gutes Stück näher an der Ausfahrt.
    Ich stieg aus und ging langsam auf den Supermarkt zu. Hinter der Glastür gelangte man zunächst in einen Verkaufsraum mit langer Bäckereitheke, einem Fotogeschäft und einem Frisör. Gleich dahinter bot eine Glaswand einen Eins-A-Panoramablick über den Parkplatz. Ich blieb ein bisschen im Hintergrund und überprüfte die Lage. Die Hängelippe stand neben seinem Opel. Aufmerksam wie die Wacht am Rhein behielt er den Markteingang im Auge.
    Ich stellte mich an der Schlange der Bäckerei an; als ich an der Reihe war, orderte ich einen Kaffee. Während ich ihn an einem der Tische trank, rührte sich der Opelfahrer nicht vom Fleck und glotzte nur auf die Glastür. Es dauerte mindestens eine Viertelstunde, bis er unruhig wurde und sich verstohlen ein Stück dem Eingang näherte. Er schlenderte zwischen den einkaufswagenschiebenden Leuten herum und schien einfach nicht glauben zu können, dass ich partout nicht wieder zum Vorschein kam.
    Ich stellte die leere Kaffeetasse auf die Theke, ging um die Ecke zu dem Fotogeschäft und tat so, als wollte ich den Markt verlassen. Ich kam genau in sein Blickfeld. Als er mich bemerkte, ging er einen

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