Bergisch Samba
Schritt zur Seite.
Ich tat so, als hätte ich etwas vergessen, drehte auf dem Absatz um und ging zurück in den Markt. So schnell ich konnte, lief ich hinüber auf die andere Seite der Bäckereitheke. Durch die Scheibe sah ich, wie der Typ schnell in Richtung seines Autos ging, dort Aufstellung nahm und wieder den Eingang anglotzte. Er rechnete damit, dass die Verfolgungsjagd jeden Moment weiterging. Jetzt bloß keine Zeit verlieren, dachte ich. Hoffentlich bleibt er an seinem Auto.
Ich enterte den eigentlichen Supermarktbereich und durchquerte ihn bis zur anderen Stirnseite. Dabei hatte ich einen kleinen Slalom hinzulegen und erntete verwunderte Blicke. Ich stieß auf eine große Flügeltür aus dickem Plastik, durch die die Waren aus dem Lager in den Verkaufsraum transportiert wurden.
Ohne zu zögern, ging ich durch. Ich kam auf einen breiten, neonbeleuchteten Flur. Irgendwo musste es direkten Zugang zur Anlieferrampe geben. Und damit einen Hinterausgang. Ich passierte einen kleinen Gabelstapler und ein paar fahrbare Regale, mit denen die Waren in den Verkaufsraum geschafft werden. Kurz darauf kam durch eine breite Öffnung in der Wand der Parkplatz für die Anlieferer ins Blickfeld, der hinter dem Gebäude lag. Ich wollte gerade von der Rampe springen, da stellte sich mir ein Mann im weißen Kittel in den Weg.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
»Ich bin auf dem Weg nach draußen«, erklärte ich und wollte an ihm vorbei.
»Einen Moment. Bitte gehen Sie durch den Verkaufsraum. Hier darf sich nur Personal aufhalten.«
»Ich habe es eilig«, sagte ich.
Er legte mir die Hand auf die Schulter. Ich machte mich von ihm los und fummelte meine Lizenz hervor. Dabei gab ich Acht, dass er die Beretta nicht sah.
»Ich bin Privatdetektiv«, sagte ich und zeigte das Plastikkärtchen. »Ich verfolge jemanden. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
Sein Blick wurde verschwörerisch. »Sind Sie der Kaufhausdetektiv, den uns die neue Zentrale geschickt hat?«
»Ja, der bin ich. Und wenn Sie mich jetzt noch länger aufhalten, dann ist der erste Fang über alle Berge.«
»Alles klar, kapiert«, sagte er, und ich hatte das Gefühl, er würde gleich die Hacken zusammenschlagen. »Ich hole sofort die Polizei zur Unterstützung.«
Er wollte schon verschwinden, doch ich konnte ihn gerade noch an seinem Kittel festhalten. »Bloß das nicht«, rief ich. »Das macht die doch nur misstrauisch, wenn plötzlich ein Streifenwagen auf den Parkplatz gefahren kommt. Ich sage Ihnen schon Bescheid, wenn es so weit ist. Tun Sie so, als wäre nichts. Ganz unauffällig, klar?«
Er nickte dienstbeflissen. »Klar.«
Ich verließ das Gebäude, überquerte die Zufahrt für die Anlieferer und stieß wieder auf die Straße. Schnell lief ich zurück zum Kundenparklatz. Hängelippe stand neben seinem alten Opel. Er schaute noch immer zum Eingang und drehte mir den Rücken zu.
Mit ein paar Schritten war ich hinter ihm. Ich zog meine Beretta und rammte sie ihm in den Rücken. Ich spürte, wie er zusammenzuckte und sich im ersten Reflex wehren wollte, doch ich war schneller und stieß ihm mein Knie in die Nieren. Er stöhnte leise und hielt still. Ziemlich professionelles Verhalten, registrierte ich. Der erlebte so was nicht zum ersten Mal.
»Sehr gut machst du das«, sagte ich leise und blickte kurz in die Runde. Die Waffe hatte ich verborgen, aber wie wir so dastanden, sah es schon ein bisschen merkwürdig aus. Noch nahm jedoch niemand Notiz von uns.
Ich wechselte die Waffe in die linke Hand und durchsuchte mit der Rechten seine Lederjacke. Sofort brachte ich eine andere Wumme zum Vorschein.
»Sieh an«, sagte ich.
Die Pistole war kleiner als meine; ich parkte sie in meinem Hosenbund und setzte die Durchsuchung fort. Ich fand sein Handy, die Wagenpapiere, eine abgewetzte Geldbörse, einen Schlüsselbund und ein Springmesser. Ich verstaute alles in meinen Taschen; dann riskierte ich einen Blick auf die Autotür. Das Knöpfchen war oben.
»Setz dich in deine Karre«, sagte ich. »Mach schon.«
Eine Frau mit Kind schob ihren gefüllten Einkaufswagen an uns vorbei. Ich nickte freundlich in ihre Richtung und klopfte dem Lulatsch zweimal auf die Schulter.
»Alter Junge«, rief ich, fleißig weitergrinsend. »Jetzt mach doch mal, dass du in dein Auto kommst.«
Die Frau lächelte mich an. Wahrscheinlich fand sie es großartig, Zeugin einer wunderbaren Männerfreundschaft zu sein.
Hängelippe bewegte sich nicht. Ich riss die
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