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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Tür auf und drückte ihn nach unten. »Rein jetzt!«
    Der Mann starrte verbissen vor sich hin, bückte sich endlich und setzte sich hinters Steuer.
    »Anschnallen«, befahl ich.
    Er glotzte mich verständnislos an, zog aber tatsächlich den Gurt aus der Halterung. Dann senkte er den Blick auf das Armaturenbrett.
    Ich knallte die Fahrertür zu und holte sein Messer aus der Tasche. Es war ein hübsches Ding - mit Perlmuttgriff. Es klackte, als die Klinge hervorschnellte. Ich umrundete das Auto und steckte das Messer bis zum Heft jeweils einmal kurz in jeden Reifen. Unter vierstimmigem Zischen ging der Opel langsam in die Knie, während der Lulatsch böse vor sich hin glotzte. Dann ging ich zu meinem Golf. Wer mir entgegenkam, blickte zur Seite - wahrscheinlich aus Angst, ich könnte mich an weiteren Fahrzeugen vergreifen. Als ich ins Auto stieg und mich noch einmal umdrehte, war der Lulatsch ausgestiegen und sah sich gerade die Bescherung an.
    Ich folgte der Hauptstraße in westlicher Richtung und ertappte mich dabei, wie ich mehrmals in den Rückspiegel schaute. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass der Junge vielleicht nicht allein gewesen war und mir jetzt im Wagen eines Komplizen folgte.
    Aber das war Unsinn. Der Komplize hätte nie zugelassen, dass ich Hängelippe seinen Kram wegnahm und seiner Karre vier Plattfüße verschaffte. Nach zwei Kilometern kam links der gesuchte Obi in mein Blickfeld. Ich fuhr auf den Parkplatz und untersuchte meine Beute.
    In der Geldbörse fand ich außer hundertdreißig Euro in Scheinen und etwas Kleingeld seinen Personalausweis: Hannes Dückrath, wohnhaft in Solingen, Landwehrstraße. Geboren am 10. Oktober 1971.
    Ich überprüfte die Wagenpapiere. Sie waren ebenfalls auf Hannes Dückrath ausgestellt, allerdings war das Geburtsdatum des Fahrzeughalters der 5. April 1945. Ich tippte darauf, dass der Sohn mit Papis Wagen unterwegs war. Und Papi hatte seinem Stammhalter seinen Vornamen mit auf den Lebensweg gegeben.
    Fehlte nur noch die Erklärung, was das Ganze sollte.
    Die Landwehrstraße ist eine dieser typischen Vorstadtpisten, auf denen unablässig der Verkehr rollt - von der Innenstadt zur Autobahn und wieder zurück. Das Haus, in dem Hannes Dückrath senior und junior lebten, war unscheinbar. Es stammte noch aus einer Zeit, als Menschen gerne an Durchgangsstraßen gewohnt hatten -nicht ahnend, dass sie ein paar Jahrzehnte später von Autohäusern, kleinen Industrieunternehmen, Supermärkten, Tankstellen, Brachland und massenhaft Verkehrslärm eingekeilt sein würden.
    Das Haus besaß zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss zum Bürgersteig hin erkannte ich im Vorbeifahren ein dunkles Schaufenster. Ich parkte den Golf schräg gegenüber und packte Dückraths Krempel in eine von den Plastiktüten, die in meinem Wagen herumflogen. Nur die Pistole und das Messer ließ ich zurück. Ich wartete eine Weile auf eine Lücke im Verkehr, die mir erlaubte, die Straße zu Fuß zu überqueren.
    Als ich meine Nase an die Schaufensterscheibe presste, konnte ich hinter dem Glas ein paar lose Fliesen in dunkler, rötlicher Farbe erkennen, die auf grünlichem Teppichboden lagen. Vielleicht täuschte ich mich, aber es kam mir so vor, als läge auf dem Stillleben eine dicke Staubschicht.
    Neben dem Schaufenster war eine Eingangstür ohne Klingel. Sie bestand aus geriffeltem Glas. Diagonal waren aufklebbare Buchstaben befestigt. Sie ergaben das Wort »Fliesenleger«.
    Ich ruckelte ein paarmal an dem quadratischen Plastikgriff. Der Laden hatte offenbar keine Kunden nötig. Er war geschlossen.
    Im oberen Stock hatte ich von der anderen Straßenseite aus Gardinen hinter den Fenstern gesehen. Neben der Ladentür war keine Klingel und kein Briefkasten. Ich machte mich auf die Suche nach dem Privateingang und betrat die Hofeinfahrt, die auf die Rückseite des Hauses führte.
    Nach ein paar Schritten stand ich vor einer Garage, vor der ein kleiner Transporter parkte. Wenn man sich den Dreck wegdachte, konnte er durchaus mal weiß gewesen sein.
    Auch eine weitere Tür ins Haus gab es. Diesmal mit einer Klingel, auf der »Dückrath« stand. Ich drückte, und im Haus ertönte ein Schellen.
    Der Mann, der öffnete, war ein kleiner, glatzköpfiger Fettwanst in Jogginghose und Hemd. Die Knöpfe auf dem Bauch drohten jeden Moment ihren Dienst zu verweigern.
    »Was gibt's?«, fragte er.
    »Sind Sie Herr Dückrath?«
    Er sah mich argwöhnisch an. »Wer will das wissen?«
    »Haben Sie einen Sohn, der Hannes

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