Bergisch Samba
heißt?«
»Warum?«
»Er hat ein paar Kleinigkeiten verloren«, sagte ich. »Zum Beispiel das hier.« Ich hielt ihm die Tüte hin. Er nahm sie, sah aber nicht hinein.
»Was ist das?«, fragte er.
»Gehört es nun Ihrem Sohn oder nicht? Schauen Sie doch mal nach!«
Er streckte mir die Tüte entgegen. »Ich glaub, Sie haben sich an der Tür geirrt.«
»Das kann nicht sein«, sagte ich und holte die Beute hervor. »Hier sind die Papiere des Wagens, mit denen Ihr Sohn unterwegs war. Angegeben ist die Adresse dieses Hauses. Die Papiere sind ausgestellt auf Hannes Dückrath - und zwar auf einen Hannes Dückrath, der 1945 geboren wurde. Ich habe eben bei Dückrath geklingelt, und Sie machen auf. Also?«
Er versuchte, die Tür zuzuschlagen, doch ich hatte längst den Fuß dazwischen. »Hau ab!«, rief er.
»Haben Sie nun einen Sohn, der Hannes Dückrath heißt?«
»Wenn schon!«
»Wollen Sie Ihn vielleicht anrufen?«
»Mach ich, wie ich will!«
»Ich denke, Sie werden ihn nicht erreichen, denn er vermisst im Moment auch das hier.« Ich griff in die Tüte und holte das Handy heraus. »Ich kann Ihnen übrigens verraten, dass er gerade ein Mobilitätsproblem hat. Hier, sein Autoschlüssel. Und es hat auch keinen Zweck, ihm einen anderen Schlüssel zu bringen. Leider hat sich sein Messer in alle vier Reifen des braunen Opels verirrt.«
»Was soll das?«
»Ja, sehen Sie, zu meinem Bedauern war er ein bisschen zu viel hinter meinem Wagen unterwegs. Und da dachte ich, ich unterhalte mich mal mit ihm, aber er wollte leider nicht.«
Während ich redete, lief Dückraths Gesicht rot an. Mit einem Schritt ging er auf mich zu, und mit einer Kraft, die ich ihm nicht zugetraut hätte, packte er mich am Kragen. Zum Glück war er einen Kopf kleiner als ich, und es gelang ihm nicht, richtig zuzufassen. Ich wehrte ihn ab, und er torkelte ein paar Schritte in den Flur.
»Jetzt schauen Sie mal, was Sie gemacht haben«, sagte ich und deutete auf die Plastiktüte, die zu Boden gefallen war.
»Weg!«, brüllte Dückrath laut wie ein Stier und drosch mir die Tür entgegen. Die Klinke knallte gegen meinen Ellbogen, dann war der Eingang zu. Die Tüte lag vor mir auf dem Fußabtreter.
Ich atmete ein paarmal durch, den Blick auf die Tür gerichtet. Okay, sagte ich mir. Das war nicht gerade die beste Strategie gewesen. Ich hatte mich vielleicht etwas zu sehr von den Fernsehdetektiven beeinflussen lassen, die für den schnieken Zwirbelbart arbeiteten. Bei denen fielen die bösen Buben immer gleich um. Ich musste anders vorgehen.
Ich kehrte zu meinem Golf zurück und rangierte ihn so, dass ich von der gegenüberliegenden Straßenseite Dückraths Haus und seine Einfahrt gut überblicken konnte. Der kleine Fettwanst konnte mich vielleicht durch die Fenster beobachten, aber das war mir egal. Dann rief ich Jutta an.
»Ahrens.«
»Remi hier. Es kommt Bewegung in die Sache. Ich hab nur ein Problem …«
»Ja?«
»Hast du ein Auto?«
»Natürlich.«
»Wieso natürlich? Ich erinnere mich an Zeiten, da hast du alle möglichen Leihwagen ausprobiert, weil du dich nicht entscheiden konntest. Und dann hattest du auch manchmal nur ein Motorrad …«
»Remi! Bleib ruhig. Ich habe ein Auto, okay? Wie du vielleicht weißt, ist im November die Motorradsaison längst zu Ende, und dann schafft man sich gewöhnlich ein Auto an. Was genau ist dein Problem?«
Ich sagte, dass sie jetzt wieder mal die ganz besondere Chance hatte, sich als Detektivassistentin zu betätigen. Dann gab ich ihr die Adresse meines Standortes durch. »Es geht um eine Beschattung«, erklärte ich.
»Warum nimmst du dafür nicht deinen Golf?«
»Weil sie den schon kennen. Sie sollen ja nicht wissen, dass ich hinter ihnen her bin. Es wäre also günstig, wenn wir das mit deinem Wagen übernehmen könnten. Wann kannst du hier sein?«
»Ich beeil mich.«
»Pass aber auf, wenn du hier vorbeikommst. Der Typ beobachtet mich vielleicht. Fahr ein Stück weiter Richtung Innenstadt. Ich komme dann hinterher und steige bei dir ein. Wenn ich weg bin, denkt er hoffentlich, ich hätte die Observierung aufgegeben.«
»Quatsch nicht so viel und lass mich losfahren. Du wirst dich wundern, wie schnell ich bei dir bin.«
10. Kapitel
Hinter dem Band aus dahinfließendem Verkehr lag Dückraths runtergekommenes Fliesenlegergeschäft, und nichts tat sich. Die Fenster in der ersten Etage blickten dunkel in die Gegend. Noch nicht mal eine Gardine zitterte. Der Hinterhof, so weit ich ihn durch die
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