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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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näher heran. Und da erkannte ich es: Zwei der Bäume, die direkt am Weg standen, besaßen keine grünen, sondern gelbliche Nadeln. Das Gelände fiel hier ab. Die Reihe der Bäume mit den gelblichen Nadeln setzte sich in den Wald hinein fort - hinunter ins Tal, wo das Wasser des Stausees liegen musste.
    »Es sind Lärchen«, sagte Jutta, die mir nachgekommen war. »Wir haben es geschafft, Remi. Wir haben den Hakenkreuzwald gefunden.«
    Ich nickte. Es war eine Doppelreihe. Immer zwei Bäume standen nebeneinander, und diese Breite reichte aus, um von der Luft aus den Eindruck einer deutlichen Linie entstehen zu lassen.
    »Und nun?«, fragte ich.
    Sie zückte die Karte. »Jetzt gehen wir mal die Balken ab. Und lassen uns überraschen.«
    Es krachte bei jedem Schritt, als wir quer durch den Wald marschierten. Ich musste Acht geben, dass ich nicht über das alte Holz stolperte, das massenweise herumlag.
    »Schau mal«, sagte Jutta. »Die Lärchennadeln legen so was wie eine gelbe Spur durch den Wald.«
    Es stimmte. Im Grunde brauchte man sich gar nicht mehr an den Bäumen selbst zu orientieren. Die herabfallenden Nadeln zeichneten den Verlauf der Formation auf den Waldboden.
    Wir gingen weiter. Das Gelände wurde steiler und dunkler. Die Kiefern, Tannen oder Fichten, aus denen der Wald ansonsten bestand, nahmen das wenige Herbstlicht, das jetzt noch herrschte, fast ganz weg.
    »Schau mal«, sagte Jutta. Sie strich mit der Hand über den Stamm einer Lärche. »Die Rinde ist viel rauer als bei den anderen Bäumen, siehst du? Auf diese Art kann man sie ganz einfach unterscheiden.«
    »Was man doch nicht alles lernt, wenn man im Bergischen Land unterwegs ist.« Ich blieb stehen, suchte festen Tritt an dem jetzt schon recht steilen Abhang und sah mich um. Von dem Weg, der irgendwo da oben hinter uns verlief, war nichts mehr zu sehen. Ich hatte kalte Füße, und meine Beine schmerzten in den Kniegelenken. »Zeig mir noch mal deine selbst gezeichnete Karte.«
    Jutta hielt sie mir entgegen.
    »Wo willst du denn jetzt noch hin?«, fragte ich. »Nur, damit ich mich seelisch drauf einstellen kann.«
    »Ganz einfach. Wie du hier ganz leicht erkennen kannst, stößt diese Baumreihe auf einen Querbalken, der da vorn kommen muss. Ich würde sagen, wir biegen ab. Dann kommen wir wieder auf den Weg. Die Baumreihe müsste den Weg dann ganz genau kreuzen, und dann gibt es weiter oben einen Knick nach rechts. Wenn man das Ganze als Hakenkreuz oder als Rest eines Hakenkreuzes ansehen will, dann müsste der Knick da oben das Zentrum sein.«
    »Die Stelle, wo irgendwelche bekloppten Glatzen Thingfeste feiern.«
    »Zum Beispiel. Da sollten wir auf jeden Fall noch hingehen. Findest du nicht?«
    »Nur der Vollständigkeit halber. Ansonsten habe ich nämlich das Gefühl, dass es überhaupt nichts bringt, hier im Wald herumzustapfen.«
    »Meine Güte, Remi. Du bist vielleicht launisch. Eben warst du noch so begeistert.«
    »Jetzt haben wir den Wald ja auch gefunden. Nun ist wieder die Luft raus.«
    Jutta schüttelte den Kopf. »Nix da. Weiter geht's.«
    Kurz darauf erreichten wir tatsächlich die Stelle, an der die Baumreihen abknickten, und von dort aus arbeiteten wir uns wieder den Berg hinauf. Schließlich kamen wir erneut an dem Weg heraus.
    »Hier sind wir vorhin entlanggelaufen«, sagte ich. »Warum ist uns die Stelle nicht aufgefallen?«
    »Der Punkt in der großen Biegung war markanter«, sagte Jutta. »Jetzt, wo wir gelernt haben, worauf wir achten müssen, haben wir keine Probleme mehr. Schau, hier auf der anderen Seite zieht sich die Baumreihe weiter.«
    Wieder ging es quer durch den Wald. Zum Glück war jetzt die Steigung nicht mehr so stark. Wir verließen den Weg in Richtung Norden, und kurz darauf standen wir an der Stelle, wo angeblich die Mitte des Hakenkreuzes war. Die Lärchenreihe ging jetzt links schnurgerade nach Osten ab; das Gelb der Nadeln verlor sich in der Ferne auf dem Waldboden.
    »So, jetzt sind wir hier«, stellte ich fest. »Und - wo sind die Kultplätze?«
    »Ich weiß es doch auch nicht«, sagte Jutta.
    Ich seufzte und lehnte mich an den nächsten Stamm. »Ich glaube, wir sind wirklich auf dem Holzweg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist kein Hakenkreuzwald, sondern irgendetwas anderes. Vielleicht hätte man mal einen Förster danach fragen sollen, was das zu bedeuten hat.«
    »Das kannst du ja am Montag machen.«
    »Und was jetzt? Zeig mir mal die Karte.« Ich nahm ihr das Papier aus der Hand. Die vor uns

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