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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
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da?! Das widerspricht allen Sicherheitsvorkehrungen!« Stettler lehnte sich zwischen den Sitzen nach vorne.
    Bergamin hupte nochmals, die Personen stoben auseinander wie die Hühner, der Bus verlangsamte und hielt neben einer Frau, die als Einzige mit einer Lampe ausgerüstet war und die Leute anwies, zur Seite zu gehen.
    »So, hast du deine Schäfchen im Griff?«, fragte Bergamin.
    Die Frau lachte. Es war eine der Besucherführerinnen, die scherzhaft Bärenführerinnen genannt wurden und interessiertes Publikum in die Geheimnisse des Tunnelbaus einführten.
    »Ist nicht immer einfach. Manchmal komme ich mir vor wie im Kindergarten – He, ihr zwei! Wir gehen alle miteinander und vor allem hintereinander, und nicht auf die nassen Stellen treten. Rutschgefahr!«, rief sie zwei Personen zu, die sich von der Gruppe entfernt hatten. »Ich muss los. Tschau.«
    »Tschau«, sagte Bergamin und fuhr los. Stettler lehnte sich in seinen Sitz und sagte nichts mehr.
    Beim nächsten Tor stiegen sie aus und gingen zu Fuß weiter.
    »Noch hundert Meter, und wir sind da.« Stettler zog einen Plan aus der Tasche, faltete ihn auseinander und hielt ihn Julia vor die Nase. »Wir sind jetzt hier. Marta , die Tunnelbohrmaschine, befindet sich zurzeit etwa da. Normalerweise könnten wir hier natürlich nicht zu Fuß gehen. Hier fahren Schutterzüge. Doch weil Marta stillsteht, gibt es auch kein Gestein, das abtransportiert werden muss.«
    Julia hörte Stettler nur mit einem Ohr zu. Sie konnte bereits Martas Hinterteil sehen. Doch sie hatten immer noch über vierhundert Meter zurückzulegen. Marta hatte eine Länge von vier Fußballfeldern. Der Bohrkopf war zuvorderst. Wie ein riesiger Wurm fraß sie sich durch den Berg. Das abgebaute Felsmaterial wurde von Öffnungen im Bohrkopf, den sogenannten Räumern, aufgenommen und auf ein Förderband gegeben, durch die Nachlaufkonstruktion transportiert und hinten ausgeschieden, auf Schutterzüge umgeladen und aus dem Berg herausgefahren.
    Die Tunnelwände waren bereits mit Spritzbeton verkleidet, der Tunnelboden mit Sohltübbingen ausgelegt, auf denen die Schienen für die Schutterzüge montiert wurden. Marta war eine Riesenfabrik, bei der hinten der fertige Tunnel herauskam. Es fehlte nur noch die Bahntechnik.
    Julia und Stettler liefen unter der Maschine durch Richtung Bohrkopf. Es war ungewöhnlich still. Marta musste abgestellt sein. Man hörte nur das Surren der hydraulischen Pumpen. Offenbar hatten die Maschineningenieure noch nicht aufgegeben, das kaputte Ventil zu finden. Im Nachläufer 1 kletterten Julia und Stettler aufs Podest und gingen auf der Maschine weiter, vorbei an den Düsen, die den Spritzbeton an die Tunnelwand schleuderten. Dann weiter zur Steuerkabine und zur Vortriebsmaschine.
    Am Maschinenheck stiegen sie wieder in die Sohle hinunter und gingen Richtung Bohrkopf. Julia stieg hinein und untersuchte die Schneidrollen, zweiundsechzig massive Stahlrollen, die sich gefräßig in den Berg bohrten. Jeden Tag mussten einzelne ausgewechselt werden, der Fels hatte sie abgeschliffen. Doch diese hier waren wie neu.
    Dann schaute sie sich das Gestein an, das zuletzt auf das Förderband gehievt worden war. Obwohl man Sondierbohrungen machte, konnte nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt werden, was einen erwartete. Der Berg war oft unberechenbar. Jeder Tag im Tunnel war anders. Er konnte gut anfangen und schlecht enden. Oder umgekehrt. Das Schlimmste waren die weichen Gesteinsschichten. Wenn der Stein so teigig war, dass man ihn mit dem Löffel abschaben konnte, musste man den Baugrund zuvor mit Injektionen verfestigen, was mit Mehrkosten verbunden war. Und zu einer Verzögerung führte.
    Doch das hier waren kleine, tellerförmige Stücke aus hartem Granit. Am Gestein konnte es nicht liegen. Es war genauso hart wie zurzeit der Schweizer Franken.
    »Wann wurden zuletzt Schneidrollen gewechselt?«, wandte sich Julia an Stettler.
    »Wie bereits in der Sitzung erwähnt, vor zwei Tagen.«
    Julia war sicher, dass er das nicht gesagt hatte. Aber was soll’s. Sie war es gewohnt, dass sich die Männer mit ihr anlegten. Das ging meist nach einer bestimmten Zeit vorüber.
    »Ich möchte mit dem Maschinenführer sprechen.« Sie gingen zur Steuerkabine zurück, die sich etwa zwanzig Meter hinter dem Bohrkopf befand.
    Ein kleiner, gedrungener Mann stieg die Metallleiter, die von der Kabine nach unten führte, herunter. Er strich seine Hand an der Hose ab und streckte sie Julia entgegen.

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