Bericht vom Leben nach dem Tode
eines Himmels, der an Übervölkerung leidet, eine leere Einbildung ist, ein Zeichen menschlicher Unfähigkeit, ein Überbleibsel des alten, engherzigen aristokratischen Glaubens. ›Verehre den Meister, hebe deine Augen auf zu seiner Größe und der Weite des Himmels‹, und du wirst glauben an ein demokratisch gestaltetes Weltall, das nichts weiß von deiner kleinlichen Auswahl.
Ich für mein Teil also bin wohl damit einverstanden, daß alles Leben, das in den Wäldern dieser Welt aufwuchs und im Hauch ihres Windes sich regte, unsterblich sei. Es ist eine bloße Tatsachenfrage, ob wir auch die Blätter hinzuzurechnen haben. Die bloße, abstrakt genommene Größe ihrer Anzahl, das scheinbar Zwecklose in der zahlreichen Wiederholung des Gleichartigen, fällt nicht als Gegengrund ins Gewicht. Denn Größe, Zahl, Gattungsgleichheit sind nur Formen unseres endlichen Denkens, an sich selbst betrachtet aber und unabhängig von uns ist die eine Skala von Dimensionen und Zahlen angewandt auf die Welt nicht wunderbarer und unbegreiflicher als die andere, sofern Sie dem Universum überhaupt ein Sein zugestehen anstatt des Nichtseins, das auch hätte herrschen können. Das Herz des Seins schließt niemanden aus, wie unser armes kleines Herz es ihm vorschreiben möchte. Die innere Bedeutung fremden Lebens geht hinaus über das, was wir kraft unseres Mitfühlens umfassen können. Wenn wir in unserem eigenen Leben einen Wert spüren, der uns ein Recht zu geben scheint, seine Fortdauer von der Natur zu fordern, so lassen Sie uns doch auch duldsam sein gegen die Ansprüche, die von fremdem Leben erhoben werden, mag es noch so zahlreich und mag es in unseren Augen noch so wenig ideal sein. Aber auf keinen Fall lassen Sie uns deshalb mißtrauisch werden gegen den Glauben an die eigene Fortdauer, der doch aus der Tiefe unseres eigenen Bewußtseins stammt, weil unser Gefühl versagt gegenüber dem Anspruch anderer Wesen auf Fortdauer ihrer Existenz. Denn das hieße der Blindheit das Gesetz des Sehens überweisen.« (a.a.O., S. 21 ff.)
26 Sir Oliver Lodge: Raymond , or Life and Death , London 1916. Diesem Werk sind alle folgenden Zitate der Raymond-Botschaften entnommen. – Auf Deutsch erschien von Lodge: Das Fortleben des Menschen. Eine wissenschaftliche Studie über die okkulten Fähigkeiten des Menschen , Bad Schmiedeberg/Leipzig o. J. (Vgl. auch Anmerkung 46.)
In dem bereits zitierten Buch von Stewart E. White, Das uneingeschränkte Weltall (vgl. Anmerkung 13), lesen wir, daß die jenseitige Betty White durch das Medium Joan davor warnt, allzu »Oliver-Lodgeisch« zu interpretieren. Die Diesseitigen sollten keinen detaillierten, wörtlich auszulegenden Bericht über die Struktur des Jenseits erwarten. Raymond Lodges Aussagen über »Zigarren, Ziegelsteinhäuser und andere Dinge« seien »viel zu buchstäbliche Übertragungen einer Parallelität. Sir Oliver ist ein sehr großer und verständnisvoller Physiker. Er begriff teilweise, was Raymond ihm mitzuteilen versuchte, verstand es aber nicht klar genug.« Stewart E. White kommentierte: »Wir konnten also bestenfalls hoffen, die Prinzipien ihres Lebens zu verstehen, keineswegs aber alle konkreten Einzelheiten.« (a.a.O., S. 206 f.)
27 Darüber Koestler in dem bereits zitierten Buch Die Wurzeln des Zufalls (vgl. Anmerkung 5):
»In seinem Werk Das Weltbild der Physik (1931) stellte Sir Arthur Eddington sein berühmtes ›Gleichnis von den zwei Schreibtischen‹ vor. Der eine ist das alte Möbelstück, auf dem seine Ellbogen beim Schreiben aufliegen; der andere ist der Tisch, wie ihn der Physiker sieht und der fast gänzlich aus leerem Raum besteht, aus schierem Nichts, das von unvorstellbar kleinen Teilchen durchsetzt ist, von Elektronen, die um ihre Kerne wirbeln, von ihnen jedoch durch Entfernungen getrennt sind, die hunderttausendmal größer als ihr eigenes Volumen sind. Und dazwischen – nichts: Von diesen wenigen verlorenen Teilchen abgesehen, ist das Innere des Atoms leer. Eddington gelangte zu dem Schluß:
›In der Welt der Physik betrachten wir das Drama des Lebens im Schattenspiel. Das Schattenbild meines Ellbogens ruht auf einem schattenhaften Tisch, und meine Schattentinte fließt über schattenhaftes Papier… Das offene Geständnis, daß die Physik sich mit einer Welt der Schatten befaßt, ist einer der bezeichnendsten Fortschritte der neueren Zeit.‹« (a.a.O., S. 55 f.)
28 Nicht nur Myers, auch die Parapsychologen Henry Sidgwick und Edmund Gurney haben
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