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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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der König: »Sei ohne Furcht! Was siehst du?« Da sprach das Weib zu Saul: »Ich sehe einen Überirdischen aus dem Boden steigen.« Da fragte er: »Wie sieht er aus?« Sie sprach: »Ein alter Mann steigt herauf, in eine Kutte gehüllt.« Da erkannte Saul, daß es Samuel war. Er neigte sich mit dem Antlitz zu Boden und verbeugte sich. Da sprach Samuel zu Saul: »Warum störst du mich, daß du mich erscheinen lässest?«
     
    Der Geist Samuel soll dem von seinen Feinden bedrängten und sich von seinem Gott verlassen fühlenden Saul raten, was er nun beginnen soll, aber er hält ihm, wie Körperlose unserer Tage dies bisweilen auch zu tun pflegen, erst einmal seine Versäumnisse vor…
    Wie Circe ist die »Hexe von Endor« imstande, Verstorbene leibhaftig erscheinen zu lassen, was den Anschein erwecken mag, daß sie mehr vermochte als die Medien heute, die fast ausnahmslos die Stimme des Jenseitigen vernehmen lassen können, also nur einen akustischen Kontakt herstellen. Ohne die großen Fähigkeiten der Medien des Altertums anzweifeln zu wollen, wäre die körperliche Erscheinung des Toten auch als eine durch Hypnose vermittelte Vision erklärbar. Wie dem auch sei: Aus Sauls Frage nach einem Weib (warum es wohl ausgerechnet ein Weib sein muß?), das einen »Totengeist« hat, können wir jedenfalls schließen, daß das Medium aus Endor einen Fletcher hatte und daß dem König von Israel die hilfreiche Funktion einer solchen Mittelsperson bekannt war.
    Sauls Zusammenkunft mit dem Medium in Endor könnte man als zeitloses Musterbeispiel einer Séance mit Jenseitskontakt bezeichnen. So etwas wie damals in Endor hat sich schon viele Male in meiner Wohnung zugetragen: Jemand wünscht mit einem bestimmten Verstorbenen aus einem bestimmten Grund in Verbindung zu treten. Das Medium hat den Besucher zuvor nie gesehen und weiß zu Beginn der Séance nichts über ihn. Wenn die Sitzung erfolgreich verläuft, meldet sich das herbeigerufene Wesen, und das gewünschte Gespräch findet statt. Nach einer Weile wird der Kontakt wieder schwächer, die Stimme des Körperlosen immer leiser, oder sie bricht ganz plötzlich ab. Die Séance ist zu Ende.
     
    Die vollendetste mediale Manifestation, die die Geschichte kennt, war das unvergleichliche Wirken Jesu. Zweifellos war er ein göttlich inspirierter Lehrer und der Prophet einer kosmisch-evolutionären Mission. Er war außerdem – wie es ein anderer großer Seher, Johannes, der Täufer, sofort erkannte – ein Medium mit sehr großer Kraftausstrahlung. Obwohl er prophezeite, »daß ihr noch größere Werke vollbringen werdet« (Johannes 14, 12), und obwohl Erscheinungen, die mit dem Wirken Jesu vergleichbar sind, sich auch heute zeigen, reichte seine geistige Kraft weit über die jedes anderen Mediums, von dem wir Kenntnis haben, hinaus.
    Wenn man so wie ich die Hypothese vertritt, daß Jesus ein Medium gewesen ist, stellt sich eine interessante Frage: Die meisten Medien haben geistige Lenker. Wer war der Lenker von Jesus? War es Abraham? (Christus sprach einmal zu seiner Zuhörerschaft davon, daß er diesen Erzvater kenne.) War es Moses oder Elias? (Beide sprachen mit ihm im Beisein von drei Jüngern.) Oder war es – wie ich glaube – das Kosmische Wesen selbst, der Heilige Geist der Bibel?
    Jesus betonte immer wieder, daß visionäre Erscheinungen niemals isoliert betrachtet werden dürften, sondern als Veranschaulichungen der Tatsache, daß das Universum geistig und nicht materiell zu begreifen sei. Häufig bezeugte er seine Vertrautheit mit jenem Leben, das in Ewigkeit fortdauert. Am eindrucksvollsten kommt dies in seiner gleichnishaften Erzählung vom reichen Mann und vom armen Lazarus zum Ausdruck, die in der Prophezeiung gipfelt – und diese hat sich als richtig erwiesen –, daß manche Menschen auch dann nicht glauben würden, »wenn jemand von den Toten auferstünde«.
    Der Auferstehungsglaube, wie ihn Jesus verkündet hat, war den Hebräern seiner Zeit aus dem seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert eingesickerten Gedankengut der Nachbarvölker zwar schon bekannt, aber doch noch so fremd, daß der Mann von Nazareth es trotz der unvergleichlichen Bildhaftigkeit seiner mit Autorität vorgetragenen Lehre offenbar absichtlich vermied, detaillierte Beschreibungen zu geben von dem, was man nicht würde ertragen können. Er wußte, daß die schlichten Gemüter seiner Jünger noch nicht aufnahmebereit waren für eine so radikale Veränderung in ihrer Einstellung zum Tod. Jene

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