Bericht vom Leben nach dem Tode
Verein mit den anderen großen Erleuchteten. Aber wenn der entscheidende Augenblick ungenutzt vorübergeht, sei es wegen mangelhafter Vorbereitung, fehlender Konzentration oder weil der Betreffende noch nicht zu dem Grad geistiger Entwicklung fortgeschritten ist, der eine Vereinigung mit Gott möglich macht, wird er nicht wiederkommen bis zum nächsten Tod, der die nächste Inkarnation beendet. Seelen, die diesen entscheidenden Moment verpaßt haben, müssen über eine abwärtsführende Stufenleiter des Bewußtseins hinab, bis sie zu einem befruchteten Leib gelangen, der es ihnen ermöglicht, auf einem ihrem Karma gemäßen Niveau wiedergeboren zu werden – das heißt, auf der Stufe eines Bewußtseins, das das Ergebnis aller ihrer Handlungen während aller ihrer früheren Inkarnationen ist.
Die Bewußtseinslage der Seele nach der Todessekunde, wie sie im Tibetanischen Totenbuch beschrieben ist, stimmt in überraschender Weise mit entsprechenden gesammelten Zeugnissen heutiger sowohl westlicher als auch östlicher Erforscher von Jenseitskontakten überein, die nicht der Wiedergeburtslehre anhängen: »Wenn das Bewußtseinsprinzip aus dem Körper heraustritt, sagt es zu sich selbst: Bin ich tot oder bin ich nicht tot? Das kann es noch nicht erkennen. Es sieht seine Verwandten und Angehörigen, wie es zuvor gewohnt war, sie zu sehen.« Es kann sie sogar hören, aber es kann sich nicht mit ihnen verständigen. Drei oder vier Tage nach dem Tode verliert die Seele vor Angst das Bewußtsein. »Dann, wenn du dich von dieser Ohnmacht erholt hast, muß der Wissende in dir in seinem Urzustand auferstanden und ein strahlender Körper, der dem früheren Körper gleicht, hervorgesprungen sein – wie das Tantra sagt: ›Mit einem Körper, anscheinend von Fleisch, der dem früheren gleicht und dem, der erzeugt werden soll, ausgestattet mit allen Sinnesfähigkeiten und der Macht zu ungehinderter Bewegung, wunderbare Kräfte besitzend, sichtbar reinen himmlischen Augen gleicher Natur.‹ Dieser Körper, ›aus dem Wunsche geboren‹, ist eine gedachte Form im Zwischenzustand, und er wird ›Wunschkörper‹ genannt.«
Berichte über die Existenz eines »Wunschkörpers« sind außer aus der buddhistischen Welt noch aus vielen anderen Richtungen gekommen. Der Herausgeber Evans-Wentz berichtet von einem europäischen Pflanzer, der im südwestindischen Dschungel starb und dort begraben wurde. Jahre später fand ein Freund, der in dem betreffenden Gebiet zu Besuch war, das Grab, das mit leeren Whisky- und Bierflaschen umrahmt und bedeckt war. Die Eingeborenen erklärten, daß der Geist des toten Sahib soviel Unruhe verursacht habe, daß man einen Weg habe suchen müssen, um ihn zu beruhigen. Der Dorfweise stellte die Diagnose: Der Geist, der in fleischlicher Gestalt ein so starker Trinker gewesen sei, daß diese Angewohnheit zu seinem Tode geführt habe, giert auch im Jenseits nach Alkohol. Die Eingeborenen kauften daraufhin, obwohl sie aus religiösen Gründen Abstinenzler waren, die von dem verstorbenen Trinker bevorzugten Sorten Bier und Whisky und schütteten sie über das Grab, um den Geist zu beruhigen. Die Methode war zwar kostspielig, aber sie wirkte!
Ob es sich in diesem Fall um »faulen Zauber« handelte oder um eine echte Erfahrung im Umgang mit Toten, bleibe dahingestellt. Ich werde auf die nicht gerade erfreulichen Aussichten für Trinker im Jenseits in unverdächtigerem Zusammenhang noch zurückkommen.
Der Verdacht, daß Geisterseherei, Astrologie und Magie »fauler Zauber« sei, ist ebenso alt wie das Wunderwirken und der Wunderglaube selbst. Im 3. Buch Mose wird auf den gefährlichen Einfluß von »Totenbeschwörern, Wahrsagern und Zeichendeutern« hingewiesen und ihnen die Todesstrafe angedroht. Das scheint auf den ersten Blick befremdend, da doch das Alte Testament und das ganze biblische Zeitalter voll ist von Propheten und Wundertätern. Moses selbst besaß mediale Eigenschaften und magische Kräfte. Er konnte Stimmen Unsichtbarer hören und dem Volk die wie von Zauberhand geschriebenen Gebote Gottes vorweisen. Abraham hörte ebenfalls Stimmen und hatte in der Trance prophetische Visionen. Jakob verspürte die Anwesenheit von überirdischen Wesen und unterhielt sich mit ihnen. Joseph hatte Vorahnungen und konnte Träume deuten. Balaam war ein Hellseher und hörte Stimmen, ebenso Gideon. Elisa hatte Vorahnungen. Elias besaß alle diese Gaben und die besondere Befähigung, bestimmte Dinge an vorausgesagten,
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