Bericht vom Leben nach dem Tode
ungeschehen machen. Sagt allen, die durch meine Schuld ihren Glauben an das Jenseits verloren haben, von dieser Botschaft. Gebt sie der ganzen Welt weiter.
Die Botschaft wurde tatsächlich der ganzen Welt weitergegeben, denn Zeitungen in aller Welt berichteten darüber. Aber Houdini hatte auch mit seiner Prophezeiung recht, daß sich ein Sturm erheben würde. Es ließ sich nicht feststellen, wer mit den Verleumdungen begonnen hatte, doch sie wurden von vielen Seiten aufgegriffen und nicht nur unüberprüft wiederholt, sondern so gar noch verschärft. Es hieß zum Beispiel, Mrs. Houdini habe den Codeschlüssel an einen vermögenden Spiritisten verkauft, der ihn dann mir zugespielt habe. Das war natürlich absurd. Mrs. Houdini war weder in Geldnot noch hatte sie irgendein Interesse, gemeinsame Sache mit jenen Spiritisten zu machen, die ihr Mann und auch sie so leidenschaftlich bekämpft hatten. Es gab auch keine dritte Person, die aus früheren Zeiten der Zusammenarbeit mit Houdini den Code gekannt und mir verkauft hätte; und wäre es so gewesen, dann hätten mir noch immer die Identifizierungsfragen Houdinis gefehlt. Und hätte ich diese wiederum mit Mrs. Houdini vorbesprochen oder ihr gar abgekauft, dann allerdings hätte ich gern noch ein paar Dollar draufgelegt für das Zugeständnis, den Code für meinen »Gebrauch« und mit Rücksicht auf mein Publikum etwas vereinfachen zu dürfen. Denn ich bin nun einmal kein guter Mathematiker.
Es gab glücklicherweise jedoch auch Presseleute, die für die Integrität aller an der »Houdini-Affäre« beteiligten Persönlichkeiten einstanden und die haarsträubenden Behauptungen durch einfache Überlegungen des gesunden Menschenverstandes ad absurdum führten. Es wurden eidesstattliche Erklärungen von Mrs. Houdini, Mr. Stafford vom Scientific American und Mr. Zander von United Press veröffentlicht, aber es schien, als spuke der alte, der irdische Houdini noch in allzu vielen Köpfen und gönne dem neuen, jenseitigen keine Daseinsberechtigung unter uns. »Believe!« erwies sich wieder einmal als eine für viele Menschen unseres materialistischen Jahrhunderts unerträgliche Zumutung.
Pioniere hier und »drüben«
Ein Ökologe, mit dem ich befreundet bin, sagte mir einmal, sehr beunruhigt über die Zerstörung unserer natürlichen Umwelt: »Es gibt nur eins, was uns hindert, saubere Luft, reines Trinkwasser und unverseuchte Nahrungsmittel zu erhalten – das Unvermögen, daran zu glauben, daß das überhaupt möglich ist. Im Augenblick, da wir sicher sind, daß eine solche ›heile Welt‹ wiederherstellbar ist und daß es sich rentiert , sie wiederherzustellen, werden wir sie schnellstens schaffen.«
Ich denke mir, daß ein ähnliches Unvermögen für unsere Unfähigkeit verantwortlich sein müsse, die Furcht vor dem Tode und einem schrecklichen oder zumindest sehr ungewissen »Danach« zu überwinden. Angesichts eines dem Menschen scheinbar angeborenen konsequenten Nichtglaubenwollens ist das Angebot von Beweisen eigentlich müßig. Sie würden nicht einmal beachtet werden.
Der Mensch will es offenbar gar nicht anders. Er zieht es vor, sich zu fürchten und Katastrophen auf sich zukommen zu sehen, ob es nun ökologische sind oder eschatologische. Eine Tragödie ist nun einmal spannender zu verfolgen als eine Heilsgeschichte, zumindest, solange es andere betrifft. Die anderen, das sind jährlich 50 Millionen. So hoch liegt zur Zeit die Sterberate der Menschheit. Höchstens jedem Hunderttausendsten ist bewußt, daß er weiterleben wird: nicht in der Hölle, nicht im Himmel, sondern in der Bewußtseinsebene der Jenseitigen.
Da dies gewiß vielen meiner Leser »nicht ins Gehirn will«, möchte ich fragen: Was ist das Gehirn?
Diese Frage hat noch keine Antwort gefunden, die alle Autoritäten befriedigt hätte, obgleich sie anerkanntermaßen eine der wichtigsten ist, die jemals von Menschen gestellt wurde und dementsprechend die klügsten Köpfe aller Zeiten beschäftigt hat. Ist das Gehirn, wie manche sagen, ein Sekretionsorgan, das Bewußtsein produziert, so wie die Leber Galle? In diesem Fall würde, ebenso wie eine tote Leber keine Galle mehr produziert, das Bewußtsein enden, wenn das Gehirn seine Funktion einstellt. Oder ist es, wie andere Gelehrte behaupten, ein Organ, das eher mit der Lunge verglichen werden kann und von einer allumfassenden Bewußtheit ständig jenes Quantum an Bewußtsein bezieht, das eine Psyche zu ihrer Erhaltung benötigt – so wie
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