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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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ganz enormes Können als Magier in Zweifel ziehen. Andererseits wird man sicherlich verstehen, daß ich eingedenk dessen, was er so vielen meiner Kollegen angetan hatte, nicht gerade begeistert war, als ich am 8. Februar 1928 nach Beendigung einer Séance erfuhr, Houdinis Mutter habe sich durch Fletcher gemeldet und eine deutliche Botschaft für die Witwe ihres Sohnes durchgegeben. Das eine Wort FORGIVE (»Vergib«).
     
    Zwei Jahre zuvor war Houdini gestorben, und in keinem Nachruf hatte der Hinweis gefehlt, daß der Magier als letztes Vermächtnis seinen Erzfeinden, den Spiritisten, noch eine Chance gegeben habe. Er hatte mit seiner Frau vereinbart, daß er, sofern dies entgegen seiner Überzeugung möglich sein sollte, von »drüben« mit ihr in Verbindung treten werde. Als Erkennungszeichen wollte er zehn Wörter in einem komplizierten privaten Code senden, den das Ehepaar oft zur geheimen Verständigung während magischer Vorführungen benutzt hatte, der also nur ihnen beiden bekannt und nur von ihnen zu dechiffrieren war.
    Wir Medien hatten diese Meldung wohl alle mit müdem Lächeln zur Kenntnis genommen. Man soll über Tote nichts Böses sagen, aber die meisten hatten nicht die geringste Lust, noch einmal mit ihm zu tun zu bekommen, selbst vom Jenseits her nicht. Der »Fall Houdini« war für sie abgeschlossen – für mich allerdings noch nicht, wie es sich nun zeigte.
    Nur widerwillig ließ ich mir von meinem Freund Francis Fast, der bei der fraglichen Séance Protokoll geführt hatte, berichten:
     
    Fletcher: Hier ist eine alte Dame, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Sie will unbedingt etwas sagen. Sie stellt sich als Mutter von einem Erich Weiß alias Houdini vor. Scheint jemand sehr Interessantes gewesen zu sein. Sie läßt folgendes sagen: »Viele Jahre hat mein Sohn darauf gewartet, daß ich ihm ein bestimmtes Wort von hier sende. Er hatte mir versprochen: ›Wenn ich dieses Wort empfange, werde ich dir glauben.‹ Nun endlich ist die Situation so, daß ich das Wort durchgeben kann. Fragen Sie seine Witwe, Mrs. Beatrice Houdini, ob das Wort nicht FORGIVE sei. Erst jetzt, da mein Sohn bei mir ist, kann ich es senden. Ich bin sehr froh darüber. Es hängt von der Reaktion der Hinterbliebenen ab, ob auch Erich imstande sein wird, seine Botschaft zu senden. Geben Sie das bitte an Mrs. Houdini weiter. Sie wird sagen, ob es das vereinbarte Schlüsselwort ist.« – Sie geht jetzt, und sie sagte noch, daß nun, nachdem diese Botschaft durchgekommen ist, der Weg frei ist für andere.
     
    Ich muß gestehen, daß mir die ganze Angelegenheit nicht gefiel. Ungezählte Medien hatten Mrs. Houdini schon Botschaften übermittelt, und sie hatte allesamt als »Nonsense« erklärt, und zwar gegenüber der Presse! Nein, dieses heiße Eisen wollte ich nicht anpacken. Francis aber wollte meine strikte Ablehnung, mit Mrs. Houdini Kontakt aufzunehmen, nicht gelten lassen. Wir diskutierten lange darüber, ob es meine Pflicht sei, Botschaften weiterzugeben, ob man von den Séanceteilnehmern erwarten oder gar verlangen könnte, daß sie »dichthielten«, ob man Fletcher noch einmal zu Rate ziehen sollte… Warum hatte sich Houdinis Mutter ausgerechnet Fletcher ausgesucht? Welchen Sinn hatte die Botschaft jetzt noch, da doch offenbar Mutter und Sohn im Jenseits miteinander vereint waren? Interessante Fragen – aber sie halfen das Problem nicht lösen. Ich war nur der »Agent«, eine für die Weiterleitung von Nachrichten zuständige Instanz, so ähnlich wie die Post und das Telegrafenamt, und genausowenig wie einen Briefträger hatten mich die Hintergründe einer Nachricht zu beschäftigen oder gar daran zu hindern, die Botschaft abzuliefern. Infolgedessen mußte ich geschehen lassen, daß Mrs. Houdini eine Abschrift des Protokolls erhielt.
    Ein paar Tage später las ich in der Zeitung eine öffentliche Erklärung von Mrs. Houdini und erhielt einen Brief von ihr, der im wesentlichen mit dem Pressetext übereinstimmte. Sie schrieb:
     
    Mein lieber Mister Ford,
    … In der Tat ist FORGIVE das Wort seiner Mutter, auf das Houdini all die Jahre so sehnlich gewartet hat. Hätte er es zu seinen Lebzeiten erhalten, ich bin sicher, es hätte sein ganzes Schicksal geändert – doch es kam zu spät… Ich kann Ihnen also sagen, daß die von Ihnen überbrachte Botschaft von all den Tausenden, die ich schon empfangen habe, die erste ist, die ich als die wahre akzeptiere. Nur mein Mann, seine Mutter und ich haben dieses Schlüsselwort

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