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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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und den Einsichten zurückkehren, die die späteren Freudianer so offensichtlich übergingen.
    Es war für James’ Weg zur Philosophie entscheidend, daß er mit seiner Auffassung, die durch religiöse Erfahrung aufbrechenden Kräfte seien ebenso wirklich und wichtig wie die der sinnlichen Wahrnehmung und der Natur, an die Grenzen der Psychologie, so wie sie damals betrieben wurde, stieß. Sie konzentrierte sich ganz auf eine sorgfältige Erforschung des Menschen, wie er ist, um ihm seine unmittelbaren psychischen Probleme lösen zu helfen, und schloß die Erwägung des kosmischen Ursprungs der Daseinsfunktion und der letzten Bestimmung des Menschen aus. Sie erhob die Laboratoriumsanalyse und den Mythos der Objektivität zu einem anderen Wahrnehmungsarten übergeordneten Rang, der nach James’ Meinung unverdient war. So gab er die akademische Psychologie auf, weil sie ihm als eine »enge« Wissenschaft erschien. Ihre grundlegenden Erkenntnisse übertrug er nun auf die Philosophie, wo, wie er glaubte, die Suche nach der letzten Wahrheit einen größeren Aktionsradius haben würde. Seine Methode, jegliches philosophisches Wissen allein auf die unmittelbare menschliche Erfahrung zu stützen, war die gleiche, die er schon in der Psychologie angewandt hatte. Bei der Beschäftigung mit so gewaltigen Problemen wie der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit ging er nicht von Autoritäten, vorhandenen Theorien und Argumentationen aus, sondern von dem, was lebendigen Menschen wirklich passiert war. James legte sich nie übereilt fest. Es dauerte zehn Jahre – in denen er nur vorsichtig formulierte Essays über seine Untersuchungen dieser Fragen veröffentlichte –, bevor er die ersten Schlußfolgerungen wagte, und selbst diese waren mit Vorbehalten gespickt, da ihm vieles noch unbestätigt schien.
    Natürlich kann man bezweifeln, daß seine Definition der Ewigkeit den Ansprüchen der zeitgenössischen Geistlichkeit genügte. Aber er hielt es für einwandfrei erwiesen, daß es rettende spirituelle Mächte gibt, mit denen man in »Krisensituationen« Kontakt aufnehmen kann. Die Frage der Unsterblichkeit hingegen war durch die inzwischen als Faktum anerkannte Möglichkeit der Telepathie, der Gedankenübertragung, viel schwieriger und komplexer geworden. Um einen Fortlebensbeweis zu erbringen, der auch den höchste Ansprüche stellenden Skeptikern genügen könne (James sympathisierte voll und ganz mit ihnen und legte ihre strengen Maßstäbe auch stets an seine eigenen Arbeiten an), würde man Beweismaterial präsentieren müssen, das nicht mit irgendeiner denkbaren – bewußten oder unbewußten – Form der Übertragung von Gedanken irgendwelcher lebendiger menschlicher Wesen erklärt werden könnte. Immer wieder stieß er auf Vorgänge, deren Erklärung durch die Telepathie-Hypothese weit absurder schien als eine Erklärung durch die logischere Fortlebens-Hypothese. Doch solange die Telepathie-Hypothese überhaupt in Betracht gezogen werden konnte, war das Problem des Lebens nach dem Tode für ihn nicht wissenschaftlich geklärt.
    Eine Gelegenheit, über diese Fragen und den Stand seiner diesbezüglichen Forschungsarbeit zu sprechen, bot sich James, als er 1902 zu Vorlesungen an der Universität von Edinburgh eingeladen wurde. Diese zwanzig Vorlesungen, die er in Buchform unter dem Titel Die religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit veröffentlichte, skizzieren die Grundlinien der Anschauung über das Leben nach dem Tode, an der James für den Rest seines Lebens festhielt. In ihrer zwingenden Verschmelzung der spirituellen und wissenschaftlichen Erfahrung des Menschen sind sie unübertroffen. »Man erinnere sich«, schrieb Jacques Barzun von der Columbia-Universität 1958 in einer Würdigung des Buches, »daß James von der Psychologie zur Philosophie gelangt ist. Seine ideenreichen Vorlesungen von 1902 sind bis zum heutigen Tage ein Markstein in der Geschichte dieser Wissenschaft. Bevor er zur Psychologie kam, war James Physiker und Arzt, so daß sein Fortschreiten vom Studium der Materie zum Studium der religiösen Sehnsüchte des Menschen entscheidend von der Naturwissenschaft, also von der in diesem Jahrhundert am meisten bewunderten und aufschlußreichsten wissenschaftlichen Denkweise mitbestimmt wurde.«
    Irgendeine Stelle aus einem so reichen und tiefschürfenden Werk wie Die religiöse Erfahrung zitieren, bedeutet, das Verbrechen einer Entstellung oder Verstümmelung zu riskieren. Trotzdem will ich das Risiko

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