Bericht vom Leben nach dem Tode
keinen endgültigen Tod gibt, sondern nur Veränderungen des Bewußtseins, wollte er ein für allemal jegliche Todesfurcht aus unseren Herzen verbannen.
Als Trancemedium habe ich hauptsächlich mit den Regionen zu tun gehabt, die Myers als Stufe Zwei und Drei bezeichnet. Ganz selten nur habe ich Wesen aus den hohen Regionen spiritueller Entwicklung erreicht. Die unteren Stufen sind eben diejenigen des jenseitigen Lebens, die sich dem Verständnis des durchschnittlichen Erdbewohners am schnellsten und besten erschließen. Wir müssen auch in Betracht ziehen, daß der größte Teil der Seelen, sagen wir ruhig: die »Durchschnittsseelen«, für sehr lange Zeit – manchmal Jahrhunderte – oder für immer auf der dritten Stufe bleiben, ohne sich um weiteres Fortschreiten zu bemühen, weil sie glauben, es sei schon der höchste Himmel.
Wenn man bedenkt, daß uns Myers’ Berichte, festgehalten in den automatischen Schriften von Miß Cummins, in den frühen dreißiger Jahren erreichten, ist es erstaunlich, wie modern einiges von dem, was er uns zu sagen hat, sich anhört. Bevölkerungsexplosion, Umweltverschmutzung, zum Krieg treibende Komplotte von Industrie und Militär, die beängstigende Entwicklung der politischen Maschinerie zur Beherrschung des menschlichen Geistes, der übermäßige Materialismus, der unser Leben bestimmt – lauter »brennende« Themen der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion –, waren schon vor einem Menschenalter Gegenstand ernster Warnungen Professor Myers’.
Es wird vielfach fälschlicherweise angenommen, daß diejenigen, die ins Jenseits hinübergegangen sind, »automatisch« die Fähigkeit erwerben, die Zukunft zu sehen. Nein, sie können, wie auch Raymond bestätigte, nicht die Zukunft sehen, sie können höchstens Zukunftstrends erkennen, und das ist etwas ganz anderes. »Niemand vermag das Geheimnis der Zukunft ganz zu erfahren«, schrieb Myers. »Aber die Seelen, die in Eidos weilen, vermögen nebelhaft die Richtung des menschlichen Denkens zu sehen und infolgedessen zukünftige Entwicklungen vorauszusagen.« Die eigenen diesbezüglichen Beobachtungen erregten seine große Besorgnis: »Ich bitte die heutigen Männer und Frauen inständig, das menschliche Wesen nicht als Maschine zu betrachten. In dem rastlosen Lärm all jener monströsen Räder und Rädchen, die unsere heutige Zivilisation unaufhörlich in Bewegung halten, bleibt wenig Muße und Ruhe für stille Betrachtung oder philosophische Meditation, aus denen alles wahre Wissen entspringt. Welch düsteres Geschick erwartet die Kinder der Zukunft, wenn sie jener seelenlosen Kreatur, der Maschine, dieser letzten, vollendeten Verkörperung des Gottes ›Materialismus‹, zum Opfer fallen!«
Myers machte auch auf die Gefahren des radikalen Nationalismus aufmerksam, der die Menschheit in sich gegenseitig hassende und fürchtende nationale Gruppen zersplittert. Dies verhindere die Erkenntnis, daß die ganze Menschheit eine Einheit ist und daß ihre Probleme nur gemeinsam gelöst werden können. »Entweder stürzen sich die Nationen ins Verderben durch immer neue Kriege, oder sie verelenden durch ständig steigenden Bevölkerungszuwachs.« Zum Umweltproblem äußert er sich: »Weder Schönheit noch Gesundheit können erhalten bleiben und gedeihen, wenn Nationen, Wirtschaftssysteme und Maschinen einander zerstören.« Maschinendenken gefährde die geistige Entwicklung des Menschen am meisten: »Ein seelenloser Mechanismus sollte Diener, nicht Meister des denkenden Menschenwesens sein. Die heutige Menschheit sollte das Ideal der Qualität, statt das der Quantität anstreben.«
Ich bin oft gefragt worden, ob ich wisse, wie es Selbstmördern im Jenseits ergeht. Myers’ diesbezüglicher Standpunkt ist weniger moralisch als realistisch. Der extrem negative, depressive Geisteszustand des Selbstmörders zur Zeit seiner selbstzerstörerischen Tat begleitet ihn hinüber und behindert ihn außerordentlich bei der Anpassung an die neue Situation. Das geht oft so weit, daß er beim Erwachen zum neuen Bewußtsein gar nicht erkennt, daß er gestorben ist, und die Entdeckung, daß er seinen physischen Körper nicht mehr unter Kontrolle hat, kann ihn erneut in extreme Panik versetzen. Wenn er sich dann schließlich darüber klar ist, daß er sich ja selbst getötet hat, wird er möglicherweise – so wie im Falle des Sohnes von Bischof James Pike, von dem wir noch hören werden – seine Tat bitter bereuen.
»Die Stimmung, die den
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