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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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nach seiner rechten Schulter. Die Schwester legt die Hand wieder zurück: ganz ruhig liegen. Da war in dem Straßenmatsch aus seinem Ärmel Blut gelaufen, er hatte es gefühlt. Dann waren Leute neben ihm, und in dem Moment geschah etwas in ihm. In dem Moment ereignete sich etwas in ihm. Was hatte sich in dem Moment in Franz ereignet? Er hatte eine Entscheidung getroffen. Bei den eisernen Armschlägen Reinholds im Hausflur am Bülowplatz hatte er gezittert, der Boden zitterte unter ihm, Franz begriff nichts.
    Als das Auto mit ihm fuhr, zitterte der Boden noch, Franz wollte es nicht merken, aber es war doch da.
    Wie er dann im Matsch lag, 5 Minuten Unterschied, bewegte es sich in ihm. Es riß etwas durch, es brach durch und tönte, tönte. Franz ist steinern, er fühlt, ich bin überfahren, er ist kühl und ruhig. Franz merkt, ich geh vor die Hunde – und er gibt Befehle. Vielleicht geh ich kaputt, schadt nichts, aber ich geh nicht kaputt. Vorwärts. Man bindet ihm mit seinem Hosenträger den Arm ab. Dann wollen sie ihn ins Krankenhaus Pankow fahren. Aber er paßt wie ein Schießhund auf jede Bewegung: Nein, nicht ins Krankenhaus, und sagt eine Adresse. Welche Adresse? Elsasserstraße, Herbert Wischow, sein Kollege aus einer früheren Zeit, vor Tegel! Die Adresse ist im Moment da. Das bewegt sich in ihm, wie er im Matsch liegt, reißt durch, bricht durch, tönt und tönt. Im Moment ist der Ruck in ihm erfolgt, es gibt keine Unsicherheit.
    Sie sollen mich nicht erwischen. Er ist sicher, Herbert wohnt noch da und ist jetzt zu Haus. Die Leute rennen durch das Lokal in der Elsasserstraße, sie fragen nach einem Herbert Wischow. Da steht schon ein schlanker junger Mann auf neben einer schönen schwarzen Frau, was ist los, was, draußen im Auto, rennt mit ihnen zum Auto raus, das Mädchen hinterher, das halbe Lokal mit. Franz weiß, wer jetzt kommt. Er befiehlt der Zeit.
    Franz und Herbert erkennen sich, Franz flüstert ihm zehn Worte zu, die machen draußen Platz. Franz wird im Lokal hinten auf ein Bett gelegt, ein Arzt wird geholt, Eva, die schöne Schwarze, bringt Geld. Sie ziehen ihm andere Sachen an. Eine Stunde nach dem Überfall fährt man im Privatauto aus Berlin nach Magdeburg.
    Am Mittag kommt Herbert in die Klinik, kann sich mit Franz verständigen. Franz wird keinen Tag überflüssig in der Klinik liegen, in einer Woche wird Wischow wiederkommen, Eva logiert inzwischen in Magdeburg.
    Franz liegt eisern still. Er hat sich in der Gewalt. Er denkt keinen Finger breit rückwärts. Nur als um 2 Uhr nach der Visite die gnädige Frau gemeldet wird und Eva mit Tulpen eintritt, weint er hemmungslos, weint und schluchzt und Eva muß ihm das Gesicht mit einem Handtuch abwischen. Er leckt sich die Lippen, kneift die Augen, beißt sich auf die Zähne. Aber der Kiefer zittert ihm, er muß weiter schluchzen, so daß die Schwester draußen was hört, anklopft und Eva bittet, doch für heute zu gehen, das Wiedersehen strengt den Kranken sonst zu sehr an.
    Am nächsten Tage ist er ganz ruhig, lächelt Eva entgegen. Nach 14 Tagen holen sie ihn ab. Er ist wieder in Berlin. Er atmet wieder Berlin. Wie er die Häuser der Elsasserstraße wiedersieht, bewegt sich etwas in ihm, aber es kommt nicht zum Schluchzen. Er denkt an den Sonntag Nachmittag mit Cilly, an das Glockenläuten, Glockenläuten und hier bin ich zu Hause und mich erwartet etwas und ich habe etwas zu verrichten, es wird etwas geschehen. Das weiß Franz Biberkopf ganz genau und er bewegt sich nicht und läßt sich ruhig aus dem Wagen tragen.
    Ich habe etwas zu tun, es wird etwas geschehen, ich rücke nicht aus, ich bin Franz Biberkopf. So trägt man ihn in das Haus, in die Wohnung seines Freundes Herbert Wischow, der sich Kommissionär nennt. Es ist dieselbe bedenkenlose Sicherheit, die nach dem Sturz aus dem Auto in ihm aufgetaucht war.
    Auftrieb auf dem Schlachthof: Schweine 11 543, Rinder 2016, Kälber 920, Hammel 14 450. Ein Schlag, hatz, sie liegen.
    Die Schweine, die Rinder, die Kälber, sie werden geschlachtet. Es ist kein Grund, sich damit zu befassen. Wo bleiben wir? Wir?

    Die Eva sitzt an Franzens Bett, Wischow kommt und kommt wieder: Wer ist das gewesen, Mensch, wie ist das gekommen? Franz rückt nicht raus. Er hat einen eisernen Kasten um sich gebaut, da sitzt er drin und läßt keinen ran.
    Die Eva, Herbert und dessen Freund Emil sitzen zusammen. Seit Franz in der Nacht überfahren angekommen ist, ist ihnen der Mann nicht klar. Der ist doch nicht bloß vom

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