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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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willste ja nicht. Oder – willste mir, Franz?«
    Er faßt sie um die Taille, sie setzt sich vorsichtig auf seinen Schoß, er kann sie ja nur mit einem Arm festhalten, er drückt seinen Kopf an ihre Brust, sagt leise: »Du bist ein gutes Weib, Eva, bleib bei Herbert, der kanns brauchen, ist ein guter Kerl.« Vor Ida war sie seine Freundin, nicht daran rühren, nicht nochmal anfangen; Eva versteht. »Und dann gehst du jetzt zu Mieze, Franzeken. Sie sitzt noch immer bei Aschinger oder ist vor der Tür. Sie will nicht mehr nach Haus kommen, wenn du sie nicht willst.«
    Sehr still, sehr zart hat Franz sich von Eva verabschiedet. Vor Aschinger an der Seite vor einem Photographenkasten sieht er die kleine Mieze stehn, am Alex. Franz stellt sich auf die andere Seite, vor den Bauzaun, und sieht sie lange von hinten an. Sie geht zur Ecke, Franz verfolgt sie mit den Blicken. Es ist eine Entscheidung, es ist eine Wendung. Seine Füße setzen sich in Bewegung. Er sieht sie an der Ecke im Profil. Wie klein sie ist. Sie hat braune Haferlschuh. Paß auf, jetzt wird sie gleich einer anquatschen. Die kleine stumpfe Nase. Sie sucht. Ja, von drüben bin ich gekommen, von Tietz her, hat mich aber nicht gesehen. Ein Brotwagen von Aschinger steht im Weg. Franz geht am Bauzaun entlang bis zur Ecke, wo die Sandhaufen liegen; sie machen Zement. Jetzt wird sie ihn sehen können, aber sie sieht nicht rüber. Ein älterer Herr kuckt sie immer an, sie sieht an ihm vorbei, wandert weiter nach Loeser und Wolff zu. Franz geht über den Damm. Er ist immer zehn Schritt hinter ihr und wird in der Entfernung festgehalten. Es ist ein sonniger Julitag, eine Frau bietet ihm einen Strauß Blumen an, er gibt 20 Pfennig und hat die Blumen in der Hand und geht noch nicht näher. Noch immer nicht. Aber die Blumen riechen schön, sie hat ihm heute welche in die Stube gestellt und einen Kanarienbauer und einen Schnaps.
    Da wendet sie. Hat ihn sofort gesehen, er hat Blumen in der Hand, er ist doch gekommen. Und fliegt auf ihn zu, ihr Gesicht glüht, einen Augenblick glüht, flammt es auf, wie sie die Blumen in seiner linken Hand sieht. Dann blaßt es ab, es bleiben rote Flecken zurück.
    In ihm paukt das Herz. Sie faßt ihn unter den Arm, sie gehen über das Trottoir nach der Landsberger Straße rüber und sagen kein Wort. Sie schielt öfter nach den Feldblumen, die er in der Hand hält, aber Franz geht aufrecht mit ihr. Der Autobus 19 donnert vorbei, gelb, zweistöckig, von oben bis unten besetzt, an dem Bauzaun rechts klebt ein altes Plakat. Reichspartei für Gewerbetreibende und Kaufleute, man kommt nicht über den Damm, die Wagen vom Polizeipräsidium her haben grade Durchfahrt. Drüben an der Säule mit »Persil« fühlt Franz, daß er noch den Blumenstrauß hat, und will ihn ihr geben. Und während seine Augen auf seine Hand sehen, fragt er sich noch, seufzt es in ihm, es ist noch nicht entschieden: geb ich ihr die Blumen, geb ich ihr sie nicht? Ida, was hat das mit Ida zu tun, Tegel, ich hab das Mädel so lieb.
    Und auf der kleinen Insel mit der Persilsäule muß er ihr die Blumen in die Hand drücken. Sie hat oft bittend zu ihm aufgeblickt, er hat nicht gesprochen, jetzt umklammert sie seinen linken Unterarm und hält seine Hand hoch, drückt sie an ihr Gesicht, das wieder aufflammt. Die Hitze von ihrem Gesicht strömt in ihn. Dann steht sie allein da, läßt den Arm schlaff sinken, ihr Kopf legt sich wie von selbst auf die linke Schulter. Sie haucht Franzen zu, der sie erschrocken um die Hüfte hält. »Nischt, Franz. Laß man.« Und sie gehen schräg über den Damm, wo man das Kaufhaus Hahn abreißt, und weiter. Mieze marschiert schon wieder ganz stramm. »Wat stehste denn, Mieze?« Sie preßt Franzens Arm: »Ich habe mir so geängstigt vorhin.« Sie dreht den Kopf beiseite, die Tränen sind ihr in die Augen geschossen, aber das Mädel kann sehr rasch lachen, bevor er was merkt, es waren schreckliche Stunden.

    Oben auf seiner Stube sind sie, das Mädel sitzt in ihrem weißen Kleid vor ihm auf dem Schemel, die Fenster haben sie aufgemacht, es ist glühheiß geworden, eine ganz dicke Schwüle, in Hemdsärmeln sitzt er auf dem Sofa, sitzt und sieht sich immer das Mädel an. Wie er in sie verliebt ist; ich bin ja so froh, daß sie da ist, was hast du für hübsche Händchen, Mädel, ich kauf dir auch ein Paar Glacés, paß mal auf, und dann sollst du ne Bluse kriegen, mach was du willst, es ist ja so schön, daß du da bist, ich bin ja so froh, daß du

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