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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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aus dem Wagen raus, und nun fuhr das Auto wie ein Verrückter um den Brunnen und ihn im Kreis herum, und das ging und ging und hörte nicht auf, und Franz stand immer mit dem Schupo, und sie berieten: was machen wir bloß mit dem, der ist verrückt.
    Vormittags darauf erwartet er Lina in der Kneipe, wie immer, die Zeitschriften hat er bei sich. Er will ihr sagen, was sone Jungs doch zu leiden haben, Chemnitz und der Paragraph mit den 30 Mark, dabei geht ihn das gar nichts an, und sie sollen man ihre Paragraphen mit sich abmachen, da könnte ja auch Meck kommen und er soll für die Viehhändler was tun. Nee, er will Frieden, sie sollen ihm gestohlen bleiben.
    Lina sieht gleich, daß er schlecht geschlafen hat. Dann schiebt er ihr zaghaft die Zeitschriften vor, die Bilder obenauf. Lina faßt sich vor Schreck an den Mund. Da fängt er wieder vom Geist an. Sucht die Bierlache von gestern auf dem Tisch, aber es ist keine da. Sie rückt von ihm ab: ob mit ihm vielleicht so was ist, von der Art, wie hier in den Zeitungen steht. Sie begreift nicht, bisher war er doch nicht so. Er murkst herum, zieht mit dem trocknen Finger Linien auf dem weißen Holz, da nimmt sie den ganzen Zeitungspack vom Tisch, schmeißt ihn runter auf die Bank, steht erst wie eine Mänade da, sie fixieren sich, er von unten rauf wie ein kleiner Junge, da dampft sie ab. Und er sitzt mit seine Zeitungen da, kann über die Schwulen nachdenken.
    Geht ein Glatzkopf eines Abends spazieren, trifft im Tiergarten einen hübschen Jungen, der gleich unterhakt, sie wandeln eine Stunde Lust, dann hat der Glatzkopf den Wunsch, o den Trieb, o die Begierde, kolossal, im Augenblick, ganz lieb zu dem Jungen zu sein. Er ist verheiratet, er hat das schon manchmal gemerkt, aber jetzt muß es sein, das ist ja wunderschön. »Du bist mein Sonnenschein, du bist mein Gold.«
    Und der ist so sanft. Daß es so was gibt. »Komm, wir ziehn in ein kleines Hotel. Du schenkst mir fünf Mark oder zehn, ich bin ganz abgebrannt.« »Was du willst, meine Sonne.« Er schenkt ihm seine ganze Brieftasche. Daß es so was gibt. Das ist das Schönste von allem.
    Aber in dem Zimmer sind Gucklöcher durch die Tür. Der Wirt sieht was und ruft die Wirtin, die sieht auch was. Und nachher sagen sie, das dulden sie in ihrem Hotel nicht, das haben sie gesehen, und er kann es nicht leugnen. Und das würden sie nie dulden, und er soll sich schämen, Jungs zu verführen, sie werden ihn anzeigen. Der Hausdiener und ein Stubenmädchen kommen auch und grinsen. Am nächsten Tag kauft sich der Glatzkopf zwei Flaschen Asbach Uralt, tritt eine Geschäftsreise an und will nach Helgoland fahren, um sich besoffen zu ertränken. Aber zwar besäuft er sich und fährt Schiff, kommt aber nach zwei Tagen wieder zu Muttern, wo sich gar nichts ereignet hat.
    Es ereignet sich überhaupt nichts den ganzen Monat, das ganze Jahr. Bloß eins ereignet sich: er erbt von einem amerikanischen Onkel 3000 Dollar und kann sich was gönnen. Da muß eines Tages, wie er ins Bad gefahren ist, Mutter für ihn eine Vorladung unterschreiben. Sie macht die auf, da steht alles drin von den Gucklöchern und der Brieftasche und dem lieben Jungen. Und wie der Glatzkopf zurückkommt aus der Erholung, weint alles um ihn, Mutter, die beiden großen Töchter. Er liest die Vorladung, das ist ja schon gar nicht mehr wahr, das ist ja der Amtsschimmel, den Karl der Große losgelassen hat, und jetzt ist er bei ihm eingetroffen, aber es stimmt. »Herr Richter, was hab ich denn gemacht? Ich hab doch kein Ärgernis erregt. Ich bin auf ein Zimmer gegangen und hab mich eingeschlossen. Was kann ich dafür, wenn die Gucklöcher machen. Und was Strafbares ist nicht passiert.« Der Junge bestätigt es. »Also was hab ich gemacht?« Der Glatzkopf im Pelz weint: »Hab ich gestohlen? Hab ich einen Einbruch begangen? Ich bin nur in das Herz eines lieben Menschen eingebrochen. Ich habe ihm gesagt: mein Sonnenschein. Und das war er.«
    Er wird freigesprochen. Zu Hause die bleiben bei einem Weinen.
    »Zauberflöte«, Tanzpalast, mit dem amerikanischen Tanzpalast im Parterre. Das orientalische Kasino für geschlossene Festlichkeiten frei. Was schenk ich meiner Freundin zum Weihnachtsfest? Transvestiten, nach jahrelangen Experimenten fand ich endlich ein Radikalmittel gegen Bartstoppeln mit Wurzeln. Jeder Körperteil kann enthaart werden. Gleichzeitig entdeckte ich den Weg, in erstaunlich kurzer Zeit eine echte weibliche Brust zu erzielen. Keine Medikamente, absolut

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