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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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oder einen Büroraum oder für einen Konstruktionssaal. Ich will andersherum gehen, liebe Schweinchen, denn ich bin ein Mensch, ich gehe durch diese Tür da, wir treffen uns drin wieder.
    Stoß gegen die Tür, sie federt, schwingt hin und her. Puh, der Dampf! Was dampfen die. Da bist du im Dampf wie in einem Bad, da nehmen die Schweine vielleicht ein russischrömisches Bad. Man geht irgendwo, du siehst nicht wo, die Brille ist einem beschlagen, man geht vielleicht nackt, schwitzt sich den Rheumatismus aus, mit Kognak allein gehts nicht, man klappert in Pantoffeln. Es ist nichts zu sehen, der Dampf ist zu dicht. Aber dies Quietschen, Röcheln, Klappen, Männerrufe, Fallen von Geräten, Schlagen von Deckeln. Hier müssen irgendwo die Schweine sein, sie sind von drüben her, von der Längsseite reingekommen. Dieser dicke weiße Dampf. Da sind ja schon Schweine, da hängen ja welche, die sind schon tot, die hat man gekappt, die sind beinah reif zum Fressen. Da steht einer mit einem Schlauch und spritzt die weißen Schweinehälften ab. Sie hängen an Eisenständern, kopfabwärts, manche Schweine sind ganz, die Beine oben sind mit einem Querholz gesperrt, ein totes Tier kann eben nichts machen, es kann auch nicht laufen. Schweinsfüße liegen abgehackt auf einem Stapel. Zwei Mann tragen aus dem Nebel was an, an einem Eisenbalken ein ausgeweidetes geöffnetes Tier. Sie heben den Balken an den Laufring. Da schweben schon viele Kollegen herunter, gucken sich stumpfsinnig die Fliesen an.
    Im Nebel gehst du durch den Saal. Die Steinplatten sind gerieft, sie sind feucht, auch blutig, Zwischen den Ständern die Reihen der weißen ausgeweideten Tiere. Hinten müssen die Totschlagsbuchten sein, da klatscht es, klappt, quiekt, schreit, röchelt, grunzt. Da stehen dampfende Kessel, Bottiche, von da kommt der Dampf. Männer hängen in das siedende Wasser die getöteten Tiere rein, brühen sie, schön weiß ziehn sie sie raus, ein Mann kratzt mit einem Messer noch die Oberhaut ab, das Tier wird noch weißer, ganz glatt. Ganz sanft und weiß, sehr befriedigt wie nach einem anstrengenden Bad, nach einer wohlgelungenen Operation oder Massage liegen die Schweine in Reihen auf Bänken, Brettern, sie bewegen sich nicht in ihrer gesättigten Ruhe und in ihren neuen weißen Hemden. Sie liegen alle auf der Seite, bei manchen sieht man die doppelte Zitzenreihe, wieviel Brüste ein Schwein hat, das müssen fruchtbare Tiere sein. Aber sie haben alle hier einen graden roten Schlitz am Hals, genau in der Mittellinie, das ist sehr verdächtig.
    Jetzt klatscht es wieder, eine Tür wird hinten geöffnet, der Dampf zieht ab, sie treiben eine neue Schar Schweine rein, ihr lauft da, ich bin vorn durch die Schiebtür gegangen, drollige rosige Tiere, lustige Schenkel, lustige Ringelschwänze, der Rücken mit bunten Strichen. Und sie schnüffeln in der neuen Bucht. Die ist kalt wie die alte, aber es ist noch etwas von Nässe am Boden, das unbekannt ist, eine rote Schlüpfrigkeit. Sie scheuern mit dem Rüssel daran.
    Ein junger Mann von blasser Farbe, mit angeklebtem blondem Haar, hat eine Zigarre im Mund. Siehe da, das ist der letzte Mensch, der sich mit euch beschäftigt! Denkt nicht schlecht von ihm, er tut nur, was seines Amtes ist. Er hat eine Verwaltungsangelegenheit mit euch zu regeln. Er hat nur Stiefel, Hose, Hemd und Hosenträger an, die Stiefel bis über die Knie. Das ist seine Amtstracht. Er nimmt seine Zigarre aus dem Mund, legt sie in ein Fach an der Wand, nimmt aus der Ecke ein langes Beil. Es ist das Zeichen seiner behördlichen Würde, seines Rangs über euch, wie die Blechmarke beim Kriminal. Er wird sie euch gleich vorzeigen. Das ist eine lange Holzstange, die der junge Mann bis zur Schulterhöhe über die quiekenden kleinen Schweine unten hochhebt, die da ungestört wühlen, schnüffeln und grunzen. Der Mann geht herum, den Blick nach unten, sucht, sucht. Es handelt sich um ein Ermittelungsverfahren gegen eine gewisse Person, eine gewisse Person in Sachen x gegen y. – Hatz! Da ist ihm eins vor die Füße gelaufen, hatz! noch eins. Der Mann ist flink, er hat sich legitimiert, das Beil ist heruntergesaust, getaucht in das Gedränge mit der stumpfen Seite auf einen Kopf, noch einen Kopf. Das war ein Augenblick. Das zappelt unten. Das strampelt. Das schleudert sich auf die Seite. Das weiß nichts mehr. Und liegt da. Was machen die Beine, der Kopf. Aber das macht das Schwein nicht, das machen die Beine als Privatperson. Und schon haben zwei

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