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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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angewöhnen, leichter Kümmel.« Still der andere: »Du möchtest wohl bei mir den Doktor spielen?« »Warum nicht. In die Sachen kenn ich mir aus. Du weißt doch, Reinhold, ich habe dir geholfen mit die Cilly und vorher. Traust du mir nicht zu, daß ich dir nich jetzt auch beistehe? Franz ist noch immer Menschenfreund. Der weiß, wo der Weg langgeht.«
    Reinhold blickt auf, sieht ihn mit seinen traurigen Augen an: »So, das weißt du.« Franz hält seinen Blick aus, läßt sich in seiner Freude nicht stören, der kann ruhig was merken, kann ihm nur gut bekommen, wenn er merkt, andere lassen sich nicht platt drücken. »Ja, hier Meck kann dir bestätigen, wir haben Erfahrungen hinter uns und darauf bauen wir auf. Und dann mit dem Schnaps; Reinhold, wenn du den verträgst, dann feiern wir hier ein Fest, auf meine Kosten, ich zahl den ganzen Salat.« Reinhold sieht noch immer Franzen an, der die Brust rausgedrückt hat, und den kleinen Meck, der ihn neugierig betrachtet. Reinhold senkt den Blick und sucht in seiner Tasse: »Du möchtest mir wohl zu einem Ehekrüppel zurechtkurieren?« »Prost, Reinhold, der Ehekrüppel soll leben, dreimal drei ist neune, wir saufen wie die Schweine, sing mit, Reinhold, aller Anfang ist schwer, doch ohne ihn kein Ende wär.«
    Das Ganze halt. In Reihen formiert. Rechts schwenkt, marsch. Reinhold steigt aus seiner Kaffeetasse. Pums, der mit dem roten Fettgesicht, steht neben ihm, flüstert ihm was zu, Reinhold zuckt die Achsel. Dann bläst Pums durch den dicken Qualm und kräht fröhlich los: »Ich hab Sie schon mal gefragt, Biberkopf, wie ist das mit Sie, wollen Sie denn noch immerzu mit ihre Papierwaren laufen? Was verdient man denn dran, Stück zwei Pfennig, die Stunde fünf Pfennig, was.« Und dann gibts ein Hin- und Herstoßen, Franz soll einen Obst- oder Gemüsewagen mit übernehmen, Pums liefert die Waren, der Verdienst ist glänzend. Franz will und will wieder nicht, die ganzen Brüder bei Pums gefallen ihm nicht, die haun mir gewiß übers Ohr. Reinhold der Stotterer schweigt im Hintergrund. Wie ihn Franz fragt, was er meint, merkt er, daß er ihn immer angesehn hat und jetzt erst wieder in die Tasse kuckt. »Na, was meinst du, Reinhold.« Der stottert: »Ja, ich mach ja auch mit.« Und wie Meck sagt, warum denn nicht, Franz, will Franz es sich auch überlegen, er will nicht nein und nicht ja sagen, er will morgen mal herkommen oder übermorgen und mit Pums die Sache besprechen und wie es ist mit den Waren und Ware abholen, verrechnen und welche Gegend die beste ist für ihn.
    Sind schon alle weggegangen, das Lokal ist schon fast leer, Pums weg, Meck und Biberkopf weg, nur am Ausschank steht noch ein Straßenbahner und verhandelt mit dem Wirt über Lohnabzüge, die sind zu hoch. Da hockt der Stotterer Reinhold noch auf seinem Platz. Drei leere Brauseflaschen stehn vor ihm, ein halb gefülltes Glas und die Kaffeetasse. Er geht nicht nach Hause. Zu Hause schläft die blonde Trude. Er denkt nach und grübelt. Er steht auf, schlurrt durch das Lokal, die Wollstrümpfe hängen ihm über Bord. Elend sieht der Mensch aus, gelbblaß, die klaffenden Linien um den Mund, die schrecklichen Querfalten über die Stirn. Er holt sich noch eine Tasse Kaffee und eine Limonade.

    Verflucht ist der Mann, spricht Jeremia, der sich auf Menschen verläßt, der das Fleisch zu seiner Stütze macht und dessen Herz von Gott abfällt. Er gleicht einem Verlassenen in der Steppe und gewahrt es nicht, wenn Gutes kommt. Er weilt im Dürren, in der Wüste, auf salzigem Boden, der nicht bewohnt ist. Gesegnet, gesegnet, gesegnet ist der Mann, der auf Gott vertraut und dessen Zuversicht der Herr ist. Er gleicht einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist und seine Wurzeln in den Bach erstreckt. Er gewahrt es nicht, wenn Hitze kommt, sondern seine Blätter bleiben grün, im Jahr der Dürre kann er unbesorgt sein, er hört nie auf, Frucht zu tragen. Das Herz ist trügerisch über alles und ist verderbt; wer mag es kennen?
    Wasser im dichten schwarzen Wald, furchtbar schwarze Wasser, ihr liegt so stumm. Furchtbar ruhig liegt ihr. Eure Oberfläche bewegt sich nicht, wenn es um den Wald stürmt und die Kiefern ihr Biegen anfangen und die Spinnweben zwischen den Ästen zerreißen und das Splittern losgeht. Dann liegt ihr unten im Kessel, ihr schwarzen Wasser, die Äste fallen.
    Der Wind zerrt an dem Wald, zu euch dringt der Sturm nicht herunter. Ihr habt auf eurem Boden keine Drachen, die Zeit der Mammute ist vorbei, nichts

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