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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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geben Sie doch Ihrem Herzen einen Stoß!“ Sonst macht er das oder wie? Mit einem kleinen feinen Messerchen? „Sie müssen mir nur das geben, was Sie bei dem jüngst Verstorbenen gefunden haben. Das ist schon alles.“
    „Vorstellen wollen Sie sich nicht?“
    „Was sind schon Namen? Es reicht, wenn Sie wissen, dass ich im Auftrag der Agro-Invest-Gruppe, AGI, handele. Eine zukunftsorientierte Gesellschaft, die sich um eine vernünftige,
    nachhaltige Nutzung der weltweiten Ackerflächen kümmert. Es geht um wichtige Investitionen in die armen Länder, die Arbeitsplätze schaffen. Mit den richtigen Umwelt- und Sozialstandards. Know-how-Transfer … Nur damit Sie mal einschätzen können, in welchem Rahmen wir uns hier bewegen. Und der jetzt Tote wollte uns immens schaden. Die Fondsgemeinschaft für alternative Investitionen, FAI, ist zwar keine wirkliche Konkurrenz, dazu sind sie zu schwach, aber doch eine Gefahr in Bezug auf Imagefragen, sprich: Verleumdung. Also werden Sie sicher einsehen, dass es im allgemeinen Interesse ist, wenn Sie mir den fraglichen Gegenstand aushändigen!“
    „Aber der Koffer ist nicht in meinem Besitz.“
    „Hat jemand etwas von einem Gepäckstück gesagt? Sie wissen genau, was ich meine. Wenn Ihr Gedächtnis so sehr nachlässt, kann ich wirklich auch nicht für Ihre sonstige geistige und körperliche Gesundheit garantieren, nicht wahr?“ Sagte er freundlich lächelnd als plaudere er über das Wetter.
    „Ich weiß wirklich nicht …“
    „Das sollten Sie aber. Geht es Ihrer Freundin und Kollegin
    Nelly Nolte eigentlich gut? Gesundheitlich? Richten Sie ihr meine besten Grüße aus. Ich melde mich Morgen wieder bei Ihnen, Frau Simon. Zum letzten Mal.“ Er verschwand so schnell in den Seitenweg, der zur Kantstraße hoch führte, dass Ada nicht mehr dazu kam, auch nur ein Wort zu sagen.
    Sie erinnerte sich an ihr Vorgefühl, als Pia Freitag auftauchte. Warum hatte sie nicht darauf gehört?
    Sie hatte so schöne, ordentliche, vernünftige, klare Jobs. Sie liebte Markendiebstahl und Ideenklau. Sachen, die zwar mitunter auch gefährlich werden konnten, die ihr aber jetzt aufgeräumt und über alles erstrebenswert erschienen.
    Nelly nahm die Neuigkeiten gefasst auf. Aber auch sie konnte sich keinen Reim auf die Forderung des netten Herrn machen. Schließlich hatte der Tote nichts bei sich getragen.
    Als der Tag sich seinem Ende zuneigte, waren sie keinen Schritt weiter gekommen. Nachdenklich und bedrückt verabschiedete sich Ada von Nelly. Sollten sie nicht doch besser die Polizei einschalten? Die Drohungen waren schließlich handfest gewesen. Bis Morgen wollten sie noch warten. Morgen würden sie die Polizei benachrichtigen. Ada ging gedankenverloren zu ihrem Auto. Als sie es aufschließen wollte, bemerkte sie, dass dies schon jemand für sie getan hatte. Allerdings mit ziemlicher Brachialgewalt. Langsam wird es lästig! Ada fluchte vor sich hin. Das Auto war durchwühlt worden, allerdings offenbar nur
    oberflächlich. Vielleicht ist der Einbrecher bei der Arbeit gestört worden. In den Seitentaschen steckten noch ihre Papiere, eine kleine Blechschachtel mit ein paar Scheinen und Münzen, ihr Notizbuch. Es fehlte nichts.
    Jetzt ab nach Hause, beschloss sie und schauderte, als sie an die Unordnung dort dachte. Sie fühlte sich müde und zerschlagen, als hätte sie den ganzen Tag harte körperliche Arbeit geleistet. Nichts ermüdet so sehr, wie nutzloses Grübeln und sinnloses Tun. Die Anstrengungen des Versagens.
    Als sie auf den Kudamm einbog, bemerkte sie hinter sich einen schwarzen Geländewagen mit getönten Scheiben. Typisch, dachte sie, das braucht man auf Berlins Straßen. Wahrscheinlich eine Mutti, die ihre Kleinen vom Waldorf-Kindergarten abholte. Aber es war keine Mutti. Der hohe schwere Wagen setzte zum Überholen an und blieb dann auf der Busspur neben Adas vergleichsweise niedrigem Peugeot. Der Fahrer blickte zu ihr hinüber. Ada sah in ein hartes Gesicht mit tiefen Mundfalten und einem Ausdruck, der sie frösteln ließ. Das Schlimmste aber waren die Augen. Diese Augen hatten keinen Glanz. Es waren Löcher. Angst erzeugende Löcher. Schwarz, seelenlos. Löcher, die Leben einzusaugen schienen.
    Hätte sie auch nur im Geringsten eine Ahnung, was diese Typen wollten, spätestens jetzt hätte sie es heraus gerückt. Bitte sehr, mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen.
    Der Geländewagen machte einen kleinen Schlenker zu Ada hin, die erschrocken an den Straßenrand schwenkte.

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