Berlin - ein Heimatbuch
verschwunden.«
»Kein Wunder«, gebe ich meinem Affen weiter Zucker, »wenn du zwei Vögel und einen Bären zusammensperrst, bleibt auf lange Sicht halt nur der Bär über.«
»Du bist echt unglaublich komisch – du solltest dein Glück mal im Quatsch Comedy Club versuchen«, stichelt Karl, der langsam wieder die Herrschaft über seine sieben Sinne zu erlangen scheint. Also beschließe ich, die schlechten Witze bleiben zu lassen und den Vortragsreisenden mit seinen eigenen Waffen zu bekämpfen.
»Wusstest du denn schon, dass Berlin bei der letzten Bezirksreform 2001 einen ganzen neuen Satz Wappen für seine Stadtteile hat entwerfen lassen?«, frage ich ihn.
Karl guckt überrascht. Die Frage hat ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Wusste ich’s doch, dass er das nicht weiß.
»Die Leute, die so was entwerfen, heißen Heraldiker«, setze ich noch einen obendrauf.
»Ich dachte, Heraldiker wären dazu da, einem die Hintergründe alter Wappen zu erklären.« Karl wirkt jetzt nicht mehr nur körperlich angeschlagen, sondern ganzheitlich verunsichert.
Ausgerechnet in diesem triumphalen Moment kommt meine Ehefee in die Küche geschwebt. »Oh, welch seltener Moment: Mein Göttergatte glänzt mit Fachwissen. Hört, hört.«
Dann erblickt sie mit ihren Argusaugen Karls trotz Dusche immer noch fettig glänzenden Haarschopf.
»Karl, was ist das für Pomade in deinen Haaren?«
Sie greift mit beiden Händen in seinen klebrigen Dachgarten und schnüffelt anschließend intensiv an ihren Fingern.
»Murat! Erklärst du mir bitte, wie mein supermegateures Haarwachs in Karls Haare kommt?!«
»Wieso dein Haarwachs?«
»Murat!!!«
»Also gut«, lenke ich kleinlaut ein. »Karl wollte unbedingt seine Haare gelen, weil er sich mit einem Wet Look mehr Chancen bei den Kittycatties ausrechnete. Und weil die Geschäfte schon zu waren, hat er in seiner Not deins genommen. Das war falsch von ihm, keine Frage. Aber bitte verurteile ihn nicht. Schlussendlich ist er unser Gast. Ich bin mir sicher, dass er dir heute Nachmittag neues supermegateures Wachs kauft. In seiner Großzügigkeit bestimmt gleich die Haushaltspackung.«
Zum Glück ist Karl immer noch so weit neben der Spur, dass es ihm offensichtlich zu anstrengend ist, sich gegen meine kleine Lügengeschichte zur Wehr zu setzen. Es lebe die friedensstiftende Wirkung des Alkohols!
Kreuzberg 36
Vor der 1993 bundesweit erfolgten großen Postleitzahlreform war Berlin in verschiedene Postzustellbezirke eingeteilt. So unterschied man Kreuzberg zum Beispiel in 1000 Berlin 36 und 1000 Berlin 61. Genau genommen hieß 1000 Berlin 36 »SO 36«, wobei SO als Abkürzung für »Südost« stand. Von dieser Zeit zeugt ein noch heute existierender Club namens SO36. Der Bezirk wurde im Westen vom inzwischen zugeschütteten Luisenstädtischen Kanal und im Süden vom Landwehrkanal, der Grenze zu Neukölln (zustelltechnisch damals 1000 Berlin 44), eingefasst. Während der 61er Teil von Kreuzberg als bürgerlich wahrgenommen wurde, galt SO 36 als arm, wild und renitent. Dies spiegelte sich in dem beliebten Slogan »36 brennt, 61 pennt«.
Berlin für Souvenirjäger
In Berlin findet man an den touristischen Brennpunkten wie Checkpoint Charlie, Unter den Linden, am Alexanderplatz, am Kurfürstendamm oder am Brandenburger Tor zahllose Läden voller Souvenirs und Staubfänger. Hier einige ausgewählte Adressen mit originellerer Ware:
Die Kleine Gesellschaft
Rykestraße 41, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg und Friedrichsstraße 129, 10117 Berlin-Mitte
Fernsehturm in allen Designs, bis hin zur Babyrassel
Berliner Luft
Kopenhagener Straße 64, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg, www.berlinerluft.org
Bekannte Berliner Gebäude als Bastelbögen
Kunstschule
Hufelandstraße 13, 10407 Berlin-Prenzlauer Berg, www.kunstschule.net
Meisenknödelhalter in Form des Alex, Parkplatzmerk-assistenten, Stadtplan mit Magnet zum Markieren des Parkplatzes und vieles mehr
Suparina
Niederbarnimstraße 6, 10247 Berlin-Friedrichshain, www.suparina.de
Schmuck mit Motiven aus Berlin, zum Beispiel Fernsehturm oder ostdeutsche Wörter
Polli
Körtestraße 3, 10967 Berlin-Kreuzberg, www.polli-ueberall.com
Bemalte und beklebte Berliner Fußbodendielen, zum Beispiel als Handtuchhalter oder Schlüsselbrett
Ahoj! Souvenirmanufaktur
Hertzbergstraße 1, 12055 Berlin-Neukölln, www.souvenirmanufaktur.de
Einmaliges und Handgefertigtes, zum Beispiel »Bulette mit Senf«-Band oder »Neukölln macht glücklich«-Aufkleber
Gängige
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