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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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umsah.
    Quinn hatte keine Handgranate bei sich. Trotzdem musste er den Reflex unterdrücken, eine abziehen zu wollen und in die Öffnung zu schmeißen.
    Der Eindringling stellte eine Coleman-Batterielaterne auf dem feuchten Bunkerboden ab. Im helleren Licht waren die Gesichtszüge des Mannes nun als eindeutig asiatisch erkennbar. Quinn war sicher, einen Vietnamesen vor sich zu haben. Der Mann stieg ganz aus dem Loch, ohne dabei den Deckel aus der Hand zu lassen, den er behutsam zurückklappte, bis er fast geräuschlos auf dem Boden zur Ruhe kam.
    Quinn ließ die günstige Gelegenheit, den Gegner zu überwältigen, verstreichen. Noch war nicht klar, ob der Mann alleine unterwegs war und wie das Schleusensystem an dieser strategisch heiklen Stelle funktionierte.
    Vorsichtig richtete sich der Vietnamese auf und lauschte in den Bunker. Er trug einen schwarzen Nylonoverall über der restlichen Kleidung, dessen Hosenbeine in geschnürten Kampfstiefeln steckten. Vor seinem Bauch hing an einem Lederriemen eine gut geölte Intratec. Er schob die Halbautomatik auf den Rücken, schloss den Deckel, nahm die Batterielaterne und ging zu einem der verrosteten Aggregate. Er stellte die Laterne ab, und packte mit beiden Händen ein Stellrad, dem man keine Funktion mehr zugetraut hätte. Die rechte Hand des Mannes steckte in einem Fingerhandschuh, die linke in einem Fäustling. Er drehte das Rad bis zum Anschlag, und der Deckel wurde mit einem schlürfenden Geräusch in die Dichtung gezogen. Dann griff der Vietnamese nach einem kleineren Stellrad und versuchte es zu bewegen. Es saß fest. Er versuchte es erneut und unterdrückte dabei ein Keuchen. Das Rad gab nicht nach. Er zog die Handschuhe aus, packte das Rad mit bloßen Händen und brachte es mit einer erneuten Anstrengung zum Drehen.
    Als er die verstümmelte Linke sah, war Quinn sicher, einen ehemaligen Vietcong vor sich zu haben, der zu den Männern des Captains gehörte. Der Mann mit der Froschhand war eine Legende. Sie waren sich nie begegnet, und Quinn hatte es, ehrlich gesagt, auch nie bedauert. Die meisten Tunnelratten, die es mit Froschhand zu tun gehabt hatten, waren im Sarg zu Hause angekommen.
    Wasser gluckerte leise durch Rohre und überschwemmte den Deckel. Nachdem die kritische Stelle voll gelaufen war, drehte der Mann mit der Froschhand das Ventil wieder zu. Quinn wartete ab, bis der Vietnamese sich die Handschuhe wieder überstreifte. Die vier Fingerstumpen der Linken verschwanden gerade im Fäustling, als er den Revolverhahn spannte.
    Die Stille und der Hall im Bunker verliehen dem leisen mechanischen Geräusch der Waffe eine einzigartige Wirkung. Froschhand erstarrte wie ein Zweig im Eisregen. Nur seine Augen bewegten sich, bis sie gefunden hatten, was sie suchten: Die dunkle Mündung, das blendende Rotlicht und dahinter die Kontur des Feindes. Genauso langsam, wie er die Hände hochnahm, breitete sich ein Lächeln im Gesicht des Vietnamesen aus.
    Quinn kannte die Sorte Lächeln von Boxern, die einen schweren Treffer kassiert hatten und so taten, als bedeute das gar nichts, um nur wenig später erneut unbedacht anzugreifen. Doch der Mann mit der Froschhand war ein gewiefter Kämpfer. Er ließ sich nicht zu einer Überreaktion hinreißen, war kein Kamikaze. Seine Waffe hing außer Reichweite über seinen Nieren. Er nahm sich Zeit, wartete ab. Das war klug und machte ihn gefährlich.
    Im Licht der Coleman-Laterne dirigierte Quinn den Mann mit der Froschhand Schritt für Schritt zurück gegen die Bunkerwand, bis die Intratec zwischen Beton und Rücken eingeklemmt war. Er setzte ihm die Revolvermündung unters Kinn, steckte die Taschenlampe weg und öffnet mit der freien Hand einen Karabinerhaken am Tragriemen der Waffe, bevor er den Vietnamesen wieder weg von der Wand lotste.
    Froschhand schien seine Intratec zu lieben, denn er löste seine rückwärtigen Körperpartien so behutsam vom Beton, dass die Waffe langsam und ohne aufzuschlagen zu Boden rutschte. Quinn bedeutete dem Mann, sich in einigem Abstand auf eines der Aggregate zu hocken, hielt ihn weiter mit dem Revolver in Schach, zog das zusammengeknüllte T-Shirt aus der Jacke und breitete es im Laternenlicht auf dem Boden aus.
    Sobald der Mann mit der Froschhand das Motiv mit dem Nagetier erkannte, konnte er sich eines Lächelns nicht erwehren. Es erstarb, als er in die Mündung des Revolvers sah und fragte: „You Number One Rat?“
    Quinn war nicht so vermessen, sich einzubilden, die vier akzentbeladenen

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