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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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verbruzzeltem Knoblauch wurde stärker und begleitete ihn bis ins Erdgeschoss, wo er vom Duft parfümierter Räucherstäbchen überlagert wurde.
    Bevor er das Gebäude verließ, warf er einen letzten Blick auf den kleinen Altar und das Büschel Opferstäbchen, das in einer sandgefüllten Schale steckte und langsam verglomm. Der feine Rauch symbolisierte den sich erhebenden Geist und das zu den Göttern aufsteigende Gebet – und, was ihm derzeit viel wichtiger war – die Seelen der Verstorbenen und die Reinigung der Lebenden von ihren bösen Taten.

76
    „Ihr beiden bleibt hier auf Posten, bis wir zurück sind“, sagte Quinn im Schleusenraum zu Romy und Tony, nachdem sie die Einstiegsgitter hinter sich geschlossen hatten. „Ich schaue mich mit Heli da unten um.“
    Er bemerkte, wie Tony, dem die Gesellschaft seiner alten Freundin Heli lieber gewesen wäre, seinen Widerspruch nur mit Mühe runterschluckte. Gerne hätte er dem Großen den Wunsch erfüllt. Romy war als waffenkundige Kampfgefährtin nicht zu verachten. Aber leider war sie nicht tunnelfest. Seit sie auch nur einen Zentimeter unter der Erde war, hatte sie bereits zweimal an diesem Rescue -Fläschchen genuckelt. Und Heli verfügte nun einmal über die notwendige Ortskenntnis.
    „Und icke?“, meldete sich Rudi zu Wort.
    Quinn machte eine beruhigende Geste mit der Hand. Er verstand kein Wort von dem, was die Schnapsleiche mit den rosa Ohren absonderte. Englisch verstand der Mann nur in Bruchstücken. Es war leider genug, um sich immer wieder einzumischen – und dass er angeblich ganz gut Russisch sprach, nutzte nicht viel. Aber solange Heli ihren Scout dabeihaben wollte, nahm er es in Kauf. Er schien eine Art Montagnard für sie zu sein. Quinn hatte gelernt, den Wert einheimischer Führer nie zu unterschätzen. Immerhin hatte der Mann bereits Feindkontakt mit einem der vietnamesischen Lager gehabt. Und den Namen, den er trug, fand Quinn auch recht treffend. Er passte in die nachweihnachtliche Zeit.
    Rudolph The Red Nosed Reindeer .
    Tony bezog mit dem Waffentyp Posten, der ihm am vertrautesten war – der Pumpgun. Heli scheute jede Bewaffnung wie der Teufel das Weihwasser, und Rudi machte auch nicht den Eindruck, als seien militante Formen der Selbstverteidigung sein Ding. Quinn hatte einen geliehenen Revolver und seine eigene Infrarot-Taschenlampe, die er zusammen mit dem legendären T-Shirt eingepackt hatte. Er verzichtete auf die Festbeleuchtung der Glühbirnen und überließ Heli im Schein ihrer Stablampen den Vortritt. Rudi folgte ihnen wie ein Terrier, nachdem er, offenbar durch Romys Trinkgewohnheiten ermutigt, einen kräftigen Schluck aus seinem Flachmann mit den hochprozentigen Rettungstropfen genommen hatte.
    „Hier ist die Stelle, an der sie uns überfallen haben“, sagte Heli wenig später.
    Quinn musterte in aller Ruhe die nähere Umgebung, ließ den roten Strahl seiner Lampe über Mauern, Decken und Böden wandern. Er hörte Rudi etwas zu Heli sagen, und sah, wie der Mann im Armeemantel den Gang entlang tiefer in die Bunkeranlage schlich.
    „Er hat eine Vermutung“, sagte Heli. „Lass ihn mal in Ruhe rumschnüffeln. Er ist ganz gut in so was.“
    Quinn nickte und hoffte insgeheim, dass die frische Kerze, die Heli anzündete, nicht für Farang gedacht war. Warum sie den verhutzelten Wurzelballen auf dem Porzellanteller mit Wasser begoss, blieb ihm ein Rätsel. „Beschreib mir den Überfall nochmal ganz genau“, bat er. „Ich muss es sinnlich spüren.“
    Heli kam seiner Bitte nach.
    Er hörte konzentriert zu und stellte einige Fragen.
    Nein, sie hatte hier unten noch nie verdächtige Spuren gesehen. Niemand hatte ihre Sachen angerührt. Nein, auch keine fremden Gerüche.
    Rudi kam auf Zehenspitzen herbeigeeilt und flüsterte aufgeregt auf Heli ein.
    „Er sagt, es kommt jemand“, gab sie weiter.
    „Alle Lampen aus!“, befahl Quinn leise und lauschte in die Dunkelheit.
    Es war nichts zu hören.
    „Er sagt, die Geräusche seien noch ziemlich weit weg gewesen, kämen aber näher.“
    „Ihr bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck.“
    Quinn nahm den Revolver in die freie Hand und machte sich vorsichtig auf den Weg, ließ nur gelegentlich die Lampe aufblitzen, um sich zu orientieren.
    Als er das tote Ende des Bunkers erreichte, bot sich auch auf den zweiten Blick kein Weiterkommen an. Das trübe Wasser stand knietief an einer soliden Mauer und umspülte einige verrostete Aggregate. Das Ganze erinnerte an den gefluteten

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