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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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zurück, und noch bevor er das Telefon wegstecken konnte, streckte Farang die Hand danach aus. Während Tony und der Abt interessiert zuschauten, wählte er eine Nummer.
    Das Handy roch nach Gewürznelken.
    Als er Verbindung mit Thomas Kramer hatte, musterte Farang erneut die Särge und sagte: „Ich habe es mir überlegt. Ich übernehme den Auftrag.“

20
    Während das Boot in der Abenddämmerung zurückkehrte, hockten sie stumm auf ihren Bänken.
    Der Bootsführer steuerte die letzten Meilen durch die Mangroven mit besonderer Vorsicht. Mit zunehmender Ebbe waren ab und zu Schleifgeräusche unter dem Rumpf zu hören. Der Außenborder tuckerte bei niedriger Drehzahl sehr leise.
    „Fehlt nur noch, dass wir in diesem Sumpf hängen bleiben.“ Tony warf einen Blick auf seine Armbanduhr, bevor er wieder in Fahrtrichtung starrte.
    Farang sah immer noch Särge.
    Tony warf erneut einen Blick auf die Uhr. Sie waren nicht in Eile, aber es schien ihm das Gefühl zu geben, Navigation und Fahrzeit beeinflussen zu können. Er drehte sich um. „Hey, du stehst wohl noch unter Schock?“
    „Gibt dir das nicht zu denken, Tony?“
    „Was?“
    „Diese Todgeweihten.“
    „Du stehst tatsächlich unter Schock. Ich fasse es nicht. Seit wann wirst du weich, wenn du Tote siehst?“
    „Das sind keine normalen Toten.“
    „Was willst du mir damit sagen? Haben wir Zombies besichtigt?“
    „Du weißt genau, was ich meine. Das hat nichts mit einem natürlichen Tod zu tun. Und auch nicht mit Gewalt. Das ist wie ein Fluch.“
    „Also für mich ist das mehr eine Frage von Sex und Blut und Gummis. Angeblich soll das Zeug vom Affen auf den Menschen übertragen worden sein.“
    „Tony Rojana steht natürlich mal wieder voll über allem.“ Farang stierte in die Dunkelheit.
    „Jetzt werde bitte nicht sentimental.“
    „Man macht sich so seine Gedanken.“
    „Du solltest dir lieber überlegen, was mit dir passieren soll, wenn es dich in Sibirien erwischt. Soviel ich gehört habe, verbuddeln deine deutschen Halbbrüder ihre Gefallenen unter der Erde.“
    „Du machst einem richtig Mut.“
    „Urne oder Sarg, Amigo?“ Tony lachte leise.
    Farang lachte nicht.
    Wie so oft fiel Tony sein Mangel an Feingefühl viel zu spät auf. Bedrückt schwieg er eine lange Weile. Dann fragte er behutsam: „Du machst es doch nicht etwa wegen Nit?“
    Farang gab keine Antwort.
    „Sie ist nicht daran gestorben“, insistierte Tony.
    „Virus ist Virus.“
    Dazu fiel Tony offenbar nichts mehr ein.
    Wenig später schlug der Bootsrumpf dumpf an die Pier, und der Steuermann musste bezahlt werden.
    Als sie die Hotellobby betraten, lief dort, wie jeden Abend, das Video des 007-Films, der die Gegend berühmt gemacht hatte. Die Touristen sahen sich die Schauplätze ihres Ausfluges noch einmal mit Roger Moore als Hauptdarsteller an. An der Bar saß der Unternehmer, der seine Geschäfte aus dem Büro in der Suite im ersten Stock betrieb, und begoss seinen Tagesumsatz mit einigen Doppelten.

21
    Die Tontauben zerbarsten in der Luft, bevor Bobby Quinn die Flinte hören konnte.
    Admiral Yod setzte die Waffe ab, offenbar zufrieden mit seiner Leistung. Das Achterdeck war sein bevorzugter Sportplatz. Kein Schießstand und kein Golfkurs konnte da mithalten. Der Admiral liebte es, vor dem späten Frühstück noch ein paar Akzente zu setzen, und wenn er traf, war er besonders hungrig.
    Quinn applaudierte dezent und nahm seinem Boss die Schrotflinte ab.
    „Wo bleiben unsere Gäste?“, fragte der Admiral.
    Noch bevor der Amerikaner antworten konnte, war das Beiboot zu hören. Das Motorengeräusch wurde lauter.
    Yod trat zur Reling und suchte die Dünung ab, bis er das Baby des Mutterschiffs im Blick hatte. Die „Royal Bismarck“ war eine stattliche Motorjacht, und ihr Dingi war ein würdiger Ableger. Es pflügte forsch durch die Wellen, und das Chrom blitzte dabei in der Sonne. Der Admiral lächelte voller Stolz.
    „Ich werde Tony und Farang in Empfang nehmen, während Sie duschen und sich umkleiden“, sagte Quinn höflich und schaute dabei auf die Gummilatschen, die der Alte an den nackten Füßen trug.
    Erst jetzt wurde Yod bewusst, dass er noch im Bademantel unterwegs war. Er nickte knapp, verschwand unter Deck und rief: „Lass die Jungs nicht verhungern. Fangt schon ohne mich an.“
    Quinn sah seinem Arbeitgeber nachdenklich nach. Der Admiral ging auf die achtzig zu. Zwar hielt er seine kompakte Figur noch gerade, und im sauber gescheitelten Haar war keine Spur Grau

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