Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
Vom Netzwerk:
geben. Aber jenseits der Tür blieb es erwartungsgemäß still. Er sah, wie Tony den Zugang zur Suite öffnete.
    Die drei Räume waren trostlos eingerichtet wie das ganze Hotel, die Spermaflecken in der Wäsche auf dem Doppelbett so feucht wie die Stockflecken an den Wänden. Die Hintertür führte auf eine Feuertreppe, an deren Stufen der Rost nagte. Sie endete direkt über den Mülltonnen im Hinterhof. Kein Schreibtisch. Keine Bürogeräte. Nur Telefon, TV und Video.
    „Bestens!“ Tony schnaufte erleichtert durch. „Kein Computer. Dann hätten wir nämlich jetzt Probleme, an die Daten zu kommen. Passwörter zu knacken ist nicht mein Ding.“ Er nahm die Wühlarbeit auf. „Ich hatte gehofft, dass die Typen in ihrer Filiale für Phuket-Touristen noch die gute altmodische Methode bevorzugen.“
    Die Akten mit den Originalen des Angebotskataloges und der Kundenkartei der Besucher, die einmal oder regelmäßig entsprechenden Bedarf auf Phuket angemeldet hatten oder anmeldeten, lagen in einem Wandschrank. Der Katalog zeigte Fotos von nackten Mädchen und Jungen. Kein Kind war älter als vierzehn. Die Kunden-Kartei war nach Ländern geordnet.
    Tony interessierten nur die Kunden. Er brachte seine Minox in Anschlag und sicherte die Daten – Blatt für Blatt. Als er bei Deutschland ankam, sagte er: „Davon stelle ich dir einen Satz Kopien zur Verfügung. Da sind Politiker und andere Bonzen dabei. Man kann nie wissen, wofür das da drüben in Sibirien irgendwann mal gut ist.“
    „Auf der Landkarte liegt Sibirien eher über uns.“
    „Mach du nur deine Witze. Wenn du dir die ersten Frostbeulen holst, wirst du noch an mich denken.“

19
    Am frühen Nachmittag mietete Farang ein Boot mit Führer.
    Tony hielt Wort und kam mit.
    Wenn man es genau nahm, waren sie wegen Bobby Quinn im Süden. Seit der Amerikaner als Leibwächter bei Admiral Yod angeheuert hatte, sah sich das Trio nur noch in größeren Abständen. Aus dem wöchentlichen Herrenabend in der Darling Bar war ein Treffen pro Monat geworden. Diesmal hatte Quinn eingeladen, und der Admiral bestand darauf, seine Jacht zur Verfügung zu stellen. Doch bis zum Abend war noch Zeit, und Farang wusste das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
    Der Außenborder tuckerte über weit verästelte Wasserwege durch dichte Mangroven, vorbei an Fischerdörfern, hinaus zu den vorgelagerten Inseln, deren Kalksteinformationen wie üppig bewachsene Zuckerhüte aus dem zunehmend salziger und klarer werdenden Wasser herausragten. Die frische Brise, die über die Türkisfluten strich, und der klarblaue Himmel, ließen den muffigen Mangrovendschungel bald vergessen.
    Nach einer Stunde passierten sie Ko Mak, eine Palmeninsel mit breitem Sandstrand, der hell leuchtete und zum Baden einlud. Aber das war für Touristen. Der Bootsführer hatte klare Weisung. Er steuerte ein anderes Ziel an. Es vergingen noch gut vierzig Minuten, bis unter den zahlreichen Inseln eine auftauchte, deren Kontur dem Doppelhöcker eines Kamels glich. Wenig später war ein goldglänzender Kegel zwischen den Hügeln zu erkennen. Der Turm gehörte zu einem Tempel, der am Fuß des Höckers lag. Nach und nach wurden auch die anderen Gebäude der Anlage sichtbar. Aus einem Schornstein stieg gelblicher Rauch auf, und Farang sah fasziniert zu, wie er sich im blauen Himmel verlor.
    „Das muss das Krematorium sein“, rief er Tony laut zu, um den Außenborder zu übertönen.
    Die Landungsbrücke ragte verlassen ins Wasser. Kein Mensch kümmerte sich um die Ankömmlinge, als sie ans Ufer kamen und die leichte Steigung zum Tempel erklommen. Als sie nach wenigen Minuten die Gebäude erreichten, kam ihnen ein Trauerzug entgegen. Er wurde von vier Mönchen angeführt. Ihnen folgte eine Prozession Gezeichneter. Viele waren bis auf die Knochen abgemagert und von Geschwüren entstellt. Die Kräftigsten trugen einen Holzsarg. Die Schwächsten hatten kaum Kraft, ihr eigenes Gerippe ohne Stolpern zum Krematorium zu schleppen. Farang blieb neben Tony stehen und wurde Zeuge, wie der Sarg in den Flammen verschwand.
    „Der Tag ist nicht fern, an dem auch ich diesen Weg gehen werde.“ Der Mönch, der lautlos hinter ihnen aufgetaucht war, sah noch einige Sekunden ins Feuer, bevor er sie anlächelte. Es war eine gut gemeinte Geste, die ihm zu einem maskenhaften Grinsen geriet. Die Gesichtshaut spannte wie Pergament über den Wangenknochen. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Nur wenige Zahnstummel ragten aus dem kranken

Weitere Kostenlose Bücher