Berlin Fidschitown (German Edition)
davon Betroffenen ahnen.
„Es war gar nicht so einfach, bei diesem Wetter herzufinden“, fuhr Farang fort, während der junge Mann sein Outfit taxierte, als denke er über eine Neueinkleidung aus Beständen der letzten Altkleidersammlung nach.
„Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen. Ich muss jeden Tag hier raus. Tut mir leid, dass ihre Odyssee umsonst war und wir nicht die Richtigen sind.“ Er setzte die Brille wieder auf. „Ich kann Sie zur Stadtmitte mitnehmen. Ich fahre in etwa fünf Minuten Richtung Alexanderplatz.“ Er lachte gequält. „So weit die Schneeketten mich und meinen schneeweißen Mercedes tragen. Wenn Sie hier auf mich warten wollen ... Ich hole nur meine Sachen.“
„Gerne. Das ist sehr freundlich von Ihnen.“
Nachdem der junge Mann gegangen war, nahm Farang die Observation wieder auf und versuchte, seine nächsten Schritte zu überdenken. Das Transportangebot war keine ernst zu nehmende Option, solange Gustav Torn noch in der Markthalle war. Torn in dieser Frostlandschaft so frühzeitig gefunden zu haben, war eine Gnade. Ausharren war jetzt das Richtige – wenn nicht hier oben, dann unten auf dem Gewerbehof. Also schnell weg, bevor sein Helfer zurückkam. Ein letzter Blick durchs Fenster und ...
Noch bevor er den Raum verlassen konnte, schoben sich zwei Uniformierte durch die Tür. Dieser Hund hat dich verpfiffen, du Dummkopf, haderte er mit sich selbst. So viel zum Asiatenbonus. Er studierte die beiden Männer sorgfältig. Beide machten einen athletischen Eindruck. Ihre ganze Aufmachung roch nach privater Wachschutzfirma. Die üblichen Anleihen aus amerikanischen Fernsehserien, aber keine Hunde. Das überraschte ihn, denn den deutschen Wachmann hatte er sich mit Schäferhund vorgestellt. Die Bewaffnung bestand aus Sprechfunkgerät und Schlagstock. Er lächelte zufrieden. Richtige Polizisten wären unangenehmer gewesen.
„Was gibt es denn zu grinsen?“, kläffte der größere Uniformierte und verschränkte die Arme vor der Brust, um seine Souveränität zu unterstreichen. „Darf man fragen, was Sie hier suchen?“
„Die Frage habe ich vor etwa drei Minuten schon mal beantwortet.“
„Bruce Lee spricht Deutsch!“, sagte der Größere mit deutlicher Häme zu seinem Kollegen. Der quittierte die Feststellung mit einem Blick, in dem die geballte Erfahrung eines öden Dienstalltags voll zum Tragen kam. Er kannte die Sorte Problemfall. Ja, er kannte sie hinreichend. Es war alles so langweilig und vorhersagbar.
Farang war sicher: Die Uniformierten hatten nicht einmal den Fernseher im Aufenthaltsraum abgeschaltet, bevor sie sich auf den mühevollen Weg zu einem weiteren Routineeinsatz begeben hatten.
„Ein Witzbold, was?“, fragte ihn der Wortführer.
Die Plakette auf der rechten Brusthälfte des Mannes faszinierte Farang. Sie zeigte das Logo S&S. Das goldglänzende Dienstwappen war zwar eindeutig eine Cop-Kopie, aber er konnte sich die Frage trotzdem nicht verkneifen.
„SS ...?“
„Das müssen wir uns nicht gefallen lassen, Erwin“, meldete sich der andere Uniformierte zu Wort.
„S und S“, korrigierte Erwin geduldig. „Schutz und Sicherheit.“
„Das beruhigt mich.“
„Wir warten immer noch auf eine Antwort auf unsere Frage“,
stellte Erwins Partner fest und betätschelte seinen Schlagstock.
Farang schaute ein letztes Mal in den Gewerbehof. Noch hatte sich dort nichts getan, aber die Zeit drängte. Also widmete er sich wieder seinen direkten Gegnern und verpasste ihnen einen Schnellkurs in Muay Thai. Es war eine einseitige Angelegenheit. Die Männer waren nicht auf Thaiboxen eingestellt. Die Gegenwehr fiel jämmerlich aus. Farang kam nicht weiter ins Schwitzen. Nur ein Knopf platzte ihm vom Mantel, als er in die Hocke ging, um den Erfolg seiner Anstrengungen mit Ohrfeigen zu überprüfen.
Kaum hatte er sich wieder über den bewusstlosen Männern aufgerichtet, kam der mit der randlosen Brille herein, blieb mit offenem Mund in der Tür stehen und rang nach Worten.
Farang wartete den Kommentar nicht ab, zog auch ihn aus dem Verkehr, ließ ihn neben den beiden Wachmännern zu Boden sinken und schloss vorsichtshalber die Tür, bevor er die Taschen der Brillenschlange durchsuchte. Der Wagenschlüssel war eines dieser Plastikstücke, die an ein Wegwerffeuerzeug erinnern und mehr tragbarer Sender als Schlüssel sind. Die Größe des silbernen Anhängers mit dem Mercedes-Stern ließ direkte Rückschlüsse auf das Ego des Besitzers zu.
Einem der Wachmänner nahm
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