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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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aus der Türkei. Aber ich will Deutsche werden!“
    „Du redest ja schon wie eine.“
    Das Mädchen lächelte glücklich. „Heli gibt mir Unterricht. Ich heiße Sevim. Und du?“
    „Surasak.“
    Sevim kicherte. „Komischer Name.“
    „Na ja, ich muss weiter.“
    „Grüß Heli von mir“, rief das Mädchen ihm nach.
    „Mach ich.“
    Er erklomm die Treppen im Hinterhaus und klingelte.

38
    Nur eine Stunde später stieg Farang mit Heliane Kopter am S-Bahnhof Schlachtensee aus einem Zug der Linie 1 und folgte ihr über den steilen Fußweg hinab zum Seeufer.
    Heliane breitete die Arme aus und präsentierte die Aussicht: „Voilà!“
    Der See kam ihm riesengroß vor. Das gegenüberliegende Ufer konnte er zwar gut erkennen, aber rechts und links war kein Ende abzusehen. Langanhaltende Kälte bis zu minus fünfzehn Grad Celsius hatte das Wasser mit einer soliden Eisdecke versiegelt, die von Menschen und Hunden aller Rassen bevölkert wurde. Das Eis war mit Schnee bedeckt. Wahllos verstreut waren zahllose Parzellen freigefegt worden und glitzerten in der Sonne. Sie dienten als Laufflächen für Hockey und Eiskunstlauf, oft auch nur als Rutschbahn.
    Farang spürte die Last der Schlittschuhe, die über seiner Schulter hingen. Unsicher verharrte er auf dem Festland.
    „Komm schon, sei kein Frosch.“ Heliane zog ihn zu einer Sitzbank, setzte sich und tauschte ihre Pelzstiefel gegen ein Paar Kunstlaufschlittschuhe aus.
    Zögernd nahm er Platz.
    „Ich habe noch ein Reservepaar Socken im Rucksack, falls die Dinger dir zu groß sind. Aber mein Ex hatte Größe zweiundvierzig. Die sollten dir passen.“
    „Dein Ex?“
    „Mein ehemaliger Freund.“
    Er betrachtete die Hockeykufen in seinen Händen wie fremdartige Waffen, zu deren Einsatz er sich nicht recht entschließen konnte.
    „Los“, ordnete sie lachend an. „Anziehen!“
    Worauf hatte er sich da eingelassen? Anstatt bei Kaffee und Brötchen seine Fragen zu beantworten, hatte sie ihn einfach mitgeschleppt. Zwischen den Feiertagen arbeitet kein vernünftiger Mensch, hatte sie gesagt. Wenn er über den See schaute, wurde diese Behauptung bestätigt. Es wuselte nur so vor Menschen. Und wenn schon Probleme besprochen werden müssen, hatte sie ihm beschieden, dann gefälligst an der frischen Luft. Da hockte er nun. Umständlich stieg er aus seinen Schnürschuhen und verpackte seine Füße in den klobigen Nahkampfgeräten, deren Klingen noch in Schonern steckten. Er würde sich in den nächsten Minuten komplett lächerlich machen. Zwar hatte er in der Darling Bar gelegentlich ein Video mit Spielen der nordamerikanischen Eishockey-Liga gesehen, denn Hitch war ein Fan von Wayne Gretzky, aber was half das, wenn man noch nie in seinem Leben Schlittschuh gelaufen war und kurz vor dem ersten Einsatz stand.
    Heliane kniete sich vor ihm in den Schnee und half beim Zuschnüren. „Die neuen Modelle haben auch schon Klettverschlüsse wie meine, aber die Oldies hier muss man noch mit Gefühl stramm ziehen, sonst knickt man um. Dafür hast du einen frischen Hohlschliff unter den Kufen.“ Sie sprang auf, warf sich Rucksack und Pelzstiefel über die Schultern, lief die wenigen Meter zum Eis, zog die Schoner von den Kufen und glitt dahin.
    Farang blieb auf der Bank sitzen und sah ihr wehmütig nach. Seine Füße spürte er gar nicht mehr. Sie waren wie in Beton gegossen. Eine hohlgeschliffene Kufe stellte er sich wie ein manipuliertes Projektil vor – eine Art Dumdum-Klinge. Sorgfältig knotete er die Senkel seiner Schnürstiefel zusammen, hängte sich die Schuhe um den Hals und erhob sich schwankend. Die wenigen Meter zum Ufer waren kein größeres Problem. Bevor er sich endgültig zum Affen machte, öffnete er den Reißverschluss des Anoraks und knöpfte auch den Mantel auf, um maximalen Spielraum zur Selbstverteidigung zu haben. Dann setzte er behutsam eine Kufe aufs Eis, blieb stehen und zog die andere nach. Es war gar nicht so schwer, wie er gedacht hatte.
    „Du musst die Schoner runtermachen“, rief ihm Heli zu.
    Als ob er es geahnt hätte. Irgendein Haken war dabei. Vorsichtig ließ er sich auf dem Eis nieder, streifte die Hohlschliffschützer ab und steckte sie in die Manteltasche. Dann ging er auf die Knie, kam wackelnd auf die Kufen, rutschte langsam aber unaufhaltsam in einen weiten Spagat und landete hart auf dem Rücken. Sein ungeliebter deutscher Vater kam ihm in den Sinn. Der hatte ihm mal die Geschichte vom Maikäfer erzählt.
    Heli eilte herbei, stoppte elegant ab

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