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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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gab das arrogante Grinsen zur Ansicht frei, das er sich noch Minuten zuvor hatte ersparen wollen.
    „Sie haben das Wichtigste vergessen“, sagte der Vietnamese. Was war das nun wieder für ein Trick? Versuch nicht, mich reinzulegen, du Arschloch, mach keine Spielchen mit mir! Willst du, dass ich weglaufe, damit du mir in aller Ruhe in den Rücken schießen kannst? Nicht mit mir. Nicht mit Gustav Torn! Er sah dem Vietnamesen direkt in die Augen. „Und das wäre?“
    „Auf dem Rücksitz!“
    Was sollte das denn? Erwartete dieser Kretin im Ernst von ihm, sich auch noch vorher auf die Sitzbank zu legen, um seine eigene Entsorgung zu erleichtern? Obwohl, wenn er es sich recht überlegte, war derart sang und klanglos zu verschwinden besser, als hier, mitten in der Stadt, wie ein abgeknalltes Karnickel liegen zu bleiben und in die Schlagzeilen zu kommen.
    Entschlossen riss Torn die Tür zum Fond auf.
    Sekundenlang starrte er auf das Buch, das einsam und verlassen auf dem Polster lag. Er verspürte ein Schwindelgefühl und kam in Atemnot. Mühsam rang er um Fassung. Jetzt nur nicht mit Herzklabaster abtreten!
    „Beeilen Sie sich, Gustav. Die Zeit drängt. Ich will endlich hier weg.“
    „Sorry“, murmelte Torn.
    Bevor er weiterging, klemmte er das Buch fest unter den Arm und sah der Limousine nach, die auf die Uferstraße abbog und davonfuhr. Die Kälte meldete sich zurück und ließ ihn den Angstschweiß auf seiner Haut besonders intensiv spüren.
    Dieses verdammte Märchenbuch!
    Es war kaum zu glauben. Um ein Haar hätte er sich in die Hosen gemacht. Torn sah erneut auf die Uhr. Punkt vier. Und da waren sie auch schon. Drei dunkle Gestalten am anderen Ende der Brücke. Er beeilte sich. Alles lief nach Plan. Auch der Spezialausweis der Gebrüder Grimm fehlte nicht.

37
    Das erste, was Farang sah, als er aus der U-Bahnstation Leinestraße kam, waren die Schmierereien an der Friedhofsmauer.
    ROSTOCK, MÖLLN, SOLINGEN!
    KEIN VERGESSEN, KEIN VERGEBEN!
NAZIS RAUS!
    Das erste, was er hörte, war:
    „Hey, Fidschi? Was glotzte so?“
    Der Morgen war kalt und klar, die Sonne am blassblauen Himmel sterbensschwach. Trotzdem musste er blinzeln, als er sich umdrehte, um Mann und Kampfhund in Augenschein zu nehmen. Für den Araber war mit dem vorläufigen Ende des Schneefalls der Sommer ausgebrochen. Er hatte seine wattierte Jacke um die Hüfte gebunden und präsentierte sich im ärmellosen Unterhemd und mit Sonnenbrille. Muskeln und Tätowierungen kamen gut zur Geltung. Gleiches galt für die drei Goldketten, die seinen Stiernacken zierten.
    Der Pitbull rang sich ein Knurren ab, ohne dabei groß an der Leine zu zerren, und Farang stellte den Blick auf unendlich, als seien Mann und Hund nicht vorhanden. War das ein Versuch im „Fidschi-Klatschen“? Heinz Haller hatte es ihm beim Reiswhiskey anschaulich geschildert.
    „Willste auf Schnauze?“ Die Stimme des Arabers klang bereits leicht verunsichert.
    Farang lächelte den Pitbull an, bis der Hund mit dem Schwanz wedelte, und wandte sich mit ernster Miene an den Besitzer. „Entspann dich, Ahmed“, riet er und stapfte davon. Nur wenig später verriet ihm lautes Jaulen und Winseln, auf welche Art der Araber seinen Frust verarbeitete.
    Der junge Mann, der wenig später mit einer Tüte Brötchen und einer Tageszeitung aus einem Zeitungsladen kam, brachte Farang auf eine Idee. Er betrat den Laden, der wohl auch als Lotterie-Annahmestelle fungierte, erwiderte den Gruß der Frau, die hinter der Theke stand, und sagte: „Vier Brötchen, bitte.“
    „Vier Schrippen“, bestätigte die Frau beim Eintüten. „Keine Zeitung?“
    Die Frage hörte sich unverbindlich an. Trotzdem spürte Farang, dass Backwaren in diesem Geschäft wohl nur eine kulante Zusatzleistung waren. Er nahm eine BZ vom Stapel. Die Frau nickte zufrieden, kassierte und erwiderte seinen Abschiedsgruß.
    Die Eingangstür zu dem Mietshaus, in dem Heliane Kopter wohnte, stand offen. Im Durchgang zum Hinterhaus kam Farang ein Mädchen entgegen und musterte ihn mit ihren großen dunklen Augen. „Willst du zu Heli?“
    Farang blieb irritiert stehen und nickte.
    „Sie ist da“, gab die Kleine Auskunft.
    Farang nickte erneut.
    „Ich habe dich schon beim letzten Mal gesehen.“ Das Mädchen warf einen kurzen Blick auf die Zeitung und schaute ihn forschend an. „Kannst du Deutsch?“
    „Es geht so.“
    „Wo kommst du her?“
    „Aus Thailand.“
    „Wo ist das?“
    „In Asien. Und du, wo kommst du her?“
    „Ich bin

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