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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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und spritzte ihm eine Ladung feingeschabtes Eis ins Gesicht. Geduldig half sie ihm auf die Beine, zog ihn vorwärts und ließ ihn los. Er glitt dahin. Es war wie Windsurfen, ohne sich an etwas festhalten zu können. Mit kleinen Ausfallschritten gab er Gas.
    „Bravo!“ Heli war begeistert. „Du watschelst wie ein Pinguin.“
    Farang fiel ins Hohlkreuz, fing sich und taumelte weiter, vorbei an einem Rudel Skiläufer auf Langlaufbrettern und einem Mann, der seine Skistöcke mit Schlittschuhen kombiniert hatte. Nach einigen hundert Metern fühlte er sich schon etwas sicherer. Heli umkurvte ihn wie eine Schäferhündin, die ihr einziges Schaf bewacht. Ab und zu probierte sie dabei Sprünge aus, die wie Hopser ausfielen und mehr ihren Rucksack als ihren Körper zum Fliegen brachten. Trotzdem beneidete Farang sie um die Sicherheit, mit der sie sich über das Eis bewegte. Verglichen mit seinem Torkeln war es weltmeisterlich. Sie passierten einige Zweige, die mitten auf dem See zwischen Schollen aus dem Eis ragten, und er verlor um ein Haar das Gleichgewicht, als er den Arm ausstreckte, um auf die Stelle zu zeigen. „Was ist das?“, keuchte er Heli entgegen, die von einem ihrer Ausflüge zurückkam.
    „Die Angler kennzeichnen mit dem Gestrüpp ihre Eislöcher.“
    Er erinnerte sich an einen Dokumentarfilm über Eskimos, den er im TV gesehen hatte. Er riskierte ein paar länger gezogene Gleitschritte und kam gut voran. Allmählich wurden ihm die Beine weich. Mit Mühe erreichte er eine festgefrorene Markierungstonne, ließ sich erleichtert auf der Boje nieder und sah Heli eine Weile zu, bis er fürchtete schneeblind zu werden. Die Mittagssonne stand nur knapp über den kahlen Baumkronen, und doch war ihr Licht auf der weißen Fläche ohne Sonnenbrille kaum zu ertragen. Er streifte die Kapuze über den Kopf und zog den pelzbesetzten Rand tief über die Augen.
    Schneeschieben schien auch in der Freizeit eine Lieblingsbeschäftigung der Berliner zu sein. Wenn man genauer hinsah, waren mehr Besen, Schneeschaufeln und -schieber als Schlittschuhe in Gebrauch. Allenthalben wurde gefegt und poliert. Farang beobachtete, wie Heli einen der Verkaufsstände auf dem See ansteuerte. Wenig später kam sie mit zwei dampfenden Plastikbechern angeschlittert. „Hier.“ Sie reichte ihm einen Becher und setzt sich zu ihm.
    „Danke.“ Er zog die Handschuhe aus, wärmte sich die Finger an dem heißen Becher und schnüffelte skeptisch.
    „Das ist Glühwein.“
    Er kostete. „Tut gut.“
    Heliane holte die Tüte mit Proviant aus dem Rucksack. Sie hatte die Brötchen noch schnell belegt, bevor sie aufgebrochen waren. „Wurst oder Käse?“
    „Wurst.“
    „Was war denn nun der Anlass deines morgendlichen Überfalls?“ Sie biss herzhaft in ihr Käsebrötchen.
    „Als du damals in Sachen Gustav Torn in Pattaya unterwegs warst, hast du ihn da mal zusammen mit einer blonden Polizeibeamtin gesehen, einer Deutschen? Sie heißt Romy Asbach und war damals als Beraterin an der Deutschen Botschaft in Bangkok tätig.“
    „Nein.“
    „War auch nur so ein Gedanke. Ich habe seit gestern den Eindruck, die beiden kennen sich. Nicht nur dienstlich ...“
    „Du hast ihn also schon gefunden?“
    „Wie man will. Ich habe ihn gesehen, mit ihr, und dann habe ich ihn gleich wieder verloren, bei dem ...“, er räusperte sich, „Scheißwetter gestern.“
    „Man musste nur die Berliner Zeitungen lesen, um zu wissen, wer sie ist“, reichte Heliane nach. „Die Geschichten über Frau Hauptkommissar und ihre Thai-Geliebte ist durch alle Klatschblätter gegangen. Manchmal hatte man den Eindruck, eine neue Folge von ,Emanuelle‘ zu verfolgen. Ich glaube, die beiden Frauen sind in den Medien unfair behandelt worden.“ Sie musterte ihn neugierig. „Ich will ja nicht fragen, woran du arbeitest ...“ Es hörte sich an, als mache sie sich ernsthaft Sorgen um ihn.
    „Ist auch besser so, glaub mir.“ Er pickte eine Scheibe Salami zwischen den Brötchenhälften hervor und aß sie pur.
    „Wo wohnst du überhaupt?“
    „In einem Hotel.“
    „In irgendeinem Hotel ...“
    „Ja.“
    „Hast du Silvester schon was vor?“
    „Das kann ich im Moment noch nicht sagen.“
    „Falls nicht, kannst du mit zu einer Party kommen.“
    „Das ist nett von dir.“
    „Das ist schon übermorgen“, mahnte sie.
    Er lächelte sie gewinnend an. „Ich weiß noch, wann ihr Neujahr habt.“
    Heliane Kopter widmete sich wieder der Winterstimmung auf dem See. „Wie ein echter

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