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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter verstehen nur Bahnhof, was die Fidschi-Banden angeht. Die sprechen oft nicht mal Vietnamesisch sondern irgendwelche wilden Dialekte. Telefonüberwachung auf richterliche Anordnung ist an der Tagesordnung, aber entschlüsseln Sie den Tonbandsalat mal. Mit Englisch und Französisch ist da wenig zu machen. Deshalb sind Übersetzer so wichtig. Und wer so wichtig und unentbehrlich ist ...“ Er verstummte bedeutungsvoll.
    Farang konnte sich ungefähr denken, in welchen Fußangeln die Asbach sich verheddert hatte.
    „Haben Sie eine Ahnung, wo ich sie derzeit finden kann, Heinz?“
    „Sie steht im Telefonbuch.“
    „Ich wollte mich nicht vorher mit ihr verabreden. Fällt Ihnen nichts weniger Herkömmliches ein?“
    „Man hört, sie hat so ihre Gewohnheiten ...“
    „Und welche?“
    „Angeblich stiefelt sie jede Woche an einem ganz bestimmten Tag, immer kurz vor Mittag, ins Polizeipräsidium.“
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Heinz. Sie haben mir gerade erzählt ...“
    „Nicht das, was Sie denken.“ Haller warf einen sehnsüchtigen Blick auf die leere Flasche Mekhong.
    Wenn es um Suchtstrukuren ging, war Farang ein sensibles Wesen. „Darf ich noch eine Flasche ausgeben, Khun Heinz?“
    Haller fühlte sich voll und ganz verstanden. „Eine hervorragende Idee. Noch ein bisschen Reiswasser, und ich erzähle Ihnen in aller Ruhe den Rest.“

36
    „Ich hoffe, ich bekomme auch was Ordentliches für mein Geld“, verabschiedete sich Gustav Torn vom Neffen des Großvaters, stieg aus der warmen Limousine und warf die Tür ins Schloss, bevor der Vietnamese sich dazu äußern konnte.
    Er schlug den Mantelkragen hoch und stapfte durch die sternenklare Nacht auf die Bärenbrücke zu. Es war kurz vor vier Uhr am Morgen. Der Wind schnitt ihm ins Gesicht und zerfetzte die kleinen Nebelwolken vor Mund und Nase, kaum, dass er richtig ausgeatmet hatte. Die Kälte zog ihm in die Gelenke, und er ging noch etwas gebückter. So ungefähr stellte er sich die Begehung des Nordpols vor. Seine neuen Freunde hatten zweifellos zu viele Spionagefilme gesehen, in denen Agenten auf Berliner Brücken ausgetauscht wurden. Auf einmal fühlte Torn sich nackt und ungeschützt. Er hasste jede Minute. Nie in seiner langen Karriere war er ein so hohes persönliches Risiko eingegangen. Es war überhaupt ein Scheißgefühl, wenn man auf Hilfe angewiesen war – auch dann, wenn man den Beistand für eine angemessene Gegenleistung ausgehandelt hatte.
    Im Unterbewusstsein registrierte er das Motorengeräusch der Limousine. Es hätte verklingen sollen. Stattdessen kam es langsam näher. Torn straffte sich. Er spürte, wie sich die Härchen auf seiner Haut aufstellten, und das lag todsicher nicht am Wetter. Beherrscht schritt er aus, hielt auf die Brücke zu. Plötzlich war ihm heiß. Er war unbewaffnet – ganz wie der Greis es verlangt hatte – und er hatte sich völlig freiwillig in diese absurde Situation begeben. War das das Ende? Er hätte es wissen müssen. Großvater war integer, aber sein Neffe, dieser Parvenü, hatte ihn an die Chinesen verraten, oder, was näher lag, arbeitete sogar für sie.
    Er hörte, wie die Limousine im Schritt-Tempo aufschloss, und warf einen Blick auf seine Rolex. Es war bald vier Uhr und nur noch zwanzig bis dreißig Meter bis zur Brücke. Geschenkt! Wieso sollte unter diesen Umständen da drüben überhaupt noch Unterstützung auf ihn warten?
    Was hatte der Greis ihm als letzte Lebensweisheit mit auf den Weg gegeben?
    Das Leben wartet mit Schwierigkeiten auf.
    Wo Großvater Recht hatte, da hatte er Recht.
    Trotzdem müssen Sie sich nach vorne bewegen.
    Gesagt, getan.
    Haben Sie dabei keine Angst, Fehler zu machen, aber achten Sie darauf, dass sich die Fehler nicht häufen, und beschönigen Sie niemals Ihre Schwierigkeiten.
    Torn zwang sich ruhig zu atmen. So also standen die Dinge. Hätte seine Leiche, trotz bester Vorsichtsmaßnahmen und nach einer angemessenen Gegenwehr, an irgendeinem Tropenmorgen vor Pattaya im Golf von Siam gedümpelt, so wäre dies ein ehrenvoller Tod gewesen. Unvermeidlich eben. Ein Abgang mit Stil. Das hier stank nach vermeidbaren Fehlern und selbstverschuldetem Verrecken. Ein ganz und gar jämmerlicher Schlusspunkt. Er hatte wirklich keinen Grund, seine Schwierigkeiten zu beschönigen. Weiß Gott nicht!
    Die Limousine schob sich langsam an ihm vorbei und hielt, ohne ihm den Weg abzuschneiden. Torn blieb stehen. Die Seitenscheibe glitt nach unten und

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