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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Mann mit der Froschhand war es nur recht. Wenn Flocken fielen, war es eine Spur wärmer. Er hatte es sich im Ufergebüsch in einer Schneewehe gemütlich gemacht. Im nur wenige hundert Meter entfernten Bootsschuppen zu warten, wäre ein wenig angenehmer, aber als Treffpunkt zu offensichtlich gewesen, für das, was er mit ihr vorhatte.
    Der Captain würde seine Absichten nicht gutheißen – aber er wusste ja nichts davon. Der Mann war ein Heiliger, schien nie eine Frau zu brauchen, war nur von seiner Aufgabe erfüllt. Wie Heilige halt so waren. Er verehrte den Captain, denn er sorgte für seine Männer und terrorisierte sie nicht, solange sie ihm loyal dienten. Und das taten die meisten schon sehr lange, in der Heimat wie in der Fremde.
    Froschhand warf einen Blick auf die Uhr. Wo blieb sie nur? Sie hatte es ihm versprochen. Er hoffte, die Angst, die er ihr eingeflößt hatte, war groß genug. Er hatte sie bei einer Routinekontrolle des Wasserlochs an der heiklen Stelle überrascht. Sie war vor ihm geflohen – ohne Erfolg. Er hatte sich ausführlich mit ihr unterhalten. Zwar war es ihm immer noch ein Rätsel, warum sie nur bis zum frühen Nachmittag und dann erst wieder lange nach Mitternacht frei war, zu gehen, wohin sie wollte – aber kurz vor Morgengrauen war ihm sowieso ganz recht.
    Sie hatte ihn um etwas gebeten, und er hatte es ihr in Aussicht gestellt.
    Aber vorher musste sie zahlen.

48
    Bevor sie Farang in das Geheimnis um die Dritte Welle einweihte, suchte Romy Asbach nach einer frischen Packung Zigaretten.
    Geduldig wartete er ab, bis ihr Nachschub gesichert war.
    „Die Häuptlinge der Banden, die in unserer Stadt Indianer spielten“, fuhr sie fort, „waren relativ jung, höchstens um die dreißig. Die älteren Offiziere und Hintermänner hielten sich stets bedeckt, während die Halbstarken sich austobten. Natürlich kamen sie schon bald auf die Idee, die eingespielte Infrastruktur nicht nur für Zigaretten zu nutzen. Sie versuchten es mit billigen Raubkopien, mit ein wenig Glücksspiel, hier und da auch mal mit Prostitution, gelegentlich dealten sie mit Waffen, wilderten mit Schutzgelderpressung in fremden Branchen – alles mehr oder weniger erfolgreich, aber toll lief es nicht. Und auch die Offiziere waren verunsichert. In Vietnam wurde inzwischen in den eigenen Reihen aufgeräumt. Die Regierung griff durch und ließ sieben Bosse des größten Drogenrings am Stadtrand von Hanoi hinrichten. Natürlich war man dabei auch auf den internationalen Effekt bedacht. Staatspräsident Tran Duc Luong hatte zuvor ein Gnadengesuch abgelehnt. Ein früherer Polizeioffizier war als Kopf der Bande überführt worden. Genau die Sorte, die das ganze Schleusergeschäft nach Deutschland im Griff hatte und auch in Berlin ihr Unwesen trieb. Hier bei uns waren es nur keine Polizisten sondern Ex-Militärs.“
    „Sie waren also angeschlagen.“
    „Richtig. Sie wackelten. Aber es kommt noch dicker. Plötzlich tauchen ganz abgebrühte Landsleute auf, alte Füchse, Mandarine und Manager. Ehemals Süden. Sie stellen die Ex-Offiziere aus dem Norden kalt und die jungen Wilden ruhig, indem sie die Kids in Sold nehmen und bei der geringsten Aufmüpfigkeit liquidieren lassen. Die Macher dieser dritten Welle gehen das Ganze im großen Stil an. Das heißt: Alle bereits genannten Geschäftszweige plus Drogen . Sie übernehmen den ganzen Laden, sanieren ihn brutal und expandieren. Das Hauen und Stechen dauert derzeit noch an, aber sie bekommen es langsam in den Griff. Einige Nummern größer zu agieren, hat aber auch seinen Preis: Es entstehen neue Fronten.“
    „Die Chinesen werden entzückt sein.“
    „Chinesen ...? Wie kommen Sie darauf?“
    Keiner hatte die Chinesen auf der Rechnung. Er konnte es nicht begreifen.
    „Vor allem die Russen und die Türken fühlen sich auf den Schlips getreten.“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto des Mannes, dem sie wenige Stunden zuvor ein Messer zwischen die Schulterblätter gejagt hatte. „Der Dressman spielt jetzt keine Rolle mehr, aber Großvaters Neffe war in gewisser Weise typisch für die Wiederauferstehung der Südvietnamesen.“ Sie ging zu einem der hohen Fenster in der Dachschräge und schaute in die Nacht.
    Farang bewegte sich nicht vom Fleck und schwieg.
    „Der Kommunismus ist angeblich weltweit besiegt, alle sind wie besoffen vor Überheblichkeit, und auch der Dressman war ganz entschieden der Meinung, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis auch Taiwan den Apparatschiks in

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