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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Peking erklärt, wo es langgeht. Ich habe mal auf einem Botschaftsempfang in Hörweite gestanden und musste mir das alles anhören. In Vietnam war für ihn das Rad schon so gut wie zurückgedreht. Er sprach ununterbrochen von blühenden Landschaften am Mekong.“ Sie drehte sich kurz um und grinste breit. „Er muss das irgendwo hier zu Lande aufgeschnappt haben.“
    Farang ging zum Fenster und blieb neben Romy Asbach stehen. Es schneite wieder. Die einzelnen Flocken, die an der Scheibe haften blieben, sahen schwindsüchtig aus. „Kennen Sie zufällig dieses Lied über die Schneeflocke?“, fragte er.
    „In Asien gibt es Lieder über Schneeflocken?“
    „Warum nicht? Im Himalaya oder in Japan und Korea. Aber ich meine dieses deutsche Lied.“
    „Welches?“
    Er sang leise und vorsichtig „Schneeflöckchen, Weißröckchen, nun kommst du geschneit ...“ und brach unsicher ab.
    „Jetzt werden Sie nur nicht sentimental.“
    „Mein Vater hat es mir mal beigebracht.“
    „Schneeflöckchen heißt der einzige Albino-Gorilla der Welt. Er lebt im Zoo von Barcelona.“ Romy Asbach drehte dem Fenster den Rücken zu, ging zum Tisch und zündete sich eine neue Zigarette an. Ihr Blick fiel auf die Kaffeemaschine. „Herrgott, die Brühe ist schon lange durchgelaufen, und ich habe Ihnen nicht mal eine Tasse angeboten. Milch? Zucker?“
    „Schwarz.“ Ein Tee wäre ihm lieber gewesen.
    Nachdem sie Kaffee ausgeschenkt hatte, legte sie eine Videokassette in den Rekorder und schaltete den Fernseher ein. Sie setzte sich in einen Sessel und bot Farang mit einer Geste den anderen an. Auf dem Bildschirm liefen holprig zusammengeschnittene Bilder aus einer amerikanischen Kleinstadt ab. Im Mittelpunkt stand ein Asiate, der mal schlechter, mal besser zu erkennen war.
    „Das ist eine Zusammenfassung von Überwachungsvideos, die das FBI gemacht hat. Den Mann haben wir vermutlich inzwischen geerbt. Er soll angeblich der Erste Vorsitzende des Bundes sein. Wenn Großvater der Finanzminister ist, dann ist der da wohl der Kriegsminister. Es gibt Hinweise, dass er der Kopf der Bande ist, aber keine Beweise dafür, ob er tatsächlich existiert, geschweige denn, wo er sich aufhält. Die Aufnahmen sind aus den Jahren, in denen er sich in Kalifornien aufgehalten hat. Ich würde ihn jedenfalls auf Grund dieser Bilder nicht wiedererkennen, wenn er mir hier über den Weg liefe. Wir haben es aber auch noch eine Spur präziser.“
    Sie ging zum Computer und lud eine CD-ROM. Kurz darauf sah er diverse Archivfotos auf dem Bildschirm. Irgendetwas mit den Augen des Mannes war nicht ganz in Ordnung. Dann rollte langsam eine Vita ab, die Farang nur bruchstückhaft wahrnahm.
– Vermutliches Geburtsjahr: 1930
– Geburtsort: Tan Chau (wohlhabende südvietnamesische Stadt nahe zur kambodschanischen Grenze)
– Kämpfte bereits im Alter von 24 Jahren als Leutnant im 5. Vietnamesischen Fallschirmjäger-Bataillon auf Seiten der französischen Armee in Dien Bien Phu. Geriet dabei in die Hände des Vietminh. Gehörte zu den wenigen Überlebenden der Gefangenenlager (dort gemachte Erfahrungen sind vermutlich Grund für später deutlich ausgeprägten Hass auf alles Nordvietnamesische bzw. den Vietcong).
– Machte Karriere in der südvietnamesischen Armee. Brachte es (auch auf Grund guter Kontakte zum US-Stab)bis zum General. Operierte bei diversen Kampfeinsätzen oft rücksichtslos und übermotiviert. Wurde später stillschweigend in die Etappe zurückgenommen.
– Setzte sich 1975 vor der Machtübernahme des Vietcong aus Saigon ab.
    Farang ging zum Tisch, suchte das passende Foto und sah es sich genauer an.
    Romy Asbach kam näher. „Er hat ein Glasauge.“
    „Deswegen.“ Er legte das Foto auf seinen angestammten Platz. Erst jetzt fiel ihm das Porträt eines Mannes mit Menjoubärtchen auf. Der einzige Nichtasiate in der Sammlung. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. „Und wer ist das?“ Er zeigte auf den Schnurrbart.
    Romy Asbach zog hektisch an ihrer Zigarette. „Das Arschloch habe ich unter die Kriminellen gemischt, weil es für mich da hingehört, und als ständige Erinnerung daran, meine Motivation nicht zu verlieren.“
    Er erinnerte sich, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte. In Verbindung mit Khun Heinz. Unter H wie Haller. Der Kundenkatalog war alphabetisch geordnet. Der Mann stand entweder vor oder nach Haller auf der Liste.
    Romy Asbach starrte das Foto mit versteinerter Miene an, die Lippen fest zusammengepresst.
    „Wer das auch sein mag,

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